BERLIN (dpa-AFX) - Nach 60 Jahren starten an diesem Samstag die letzten Linienmaschinen vom Berliner Flughafen Tegel. Der Innenstadtflughafen geht zugunsten des neuen Hauptstadtflughafens vom Netz. Samstag ist der letzte reguläre Betriebstag und der letzte Umzugstag zum BER. Unter anderem verabschiedet sich am Abend die Lufthansa. Offiziell geschlossen wird der Flughafen mit dem Kürzel TXL am Sonntag.

Der Luftverkehr der deutschen Hauptstadt ist dann am Standort Schönefeld konzentriert. Dort war der neue Willy-Brandt-Flughafen am Samstag nach 14 Jahren Bauzeit am 31. Oktober eröffnet worden. Er ersetzt neben dem überlasteten Flughafen Tegel auch den Flughafen Tempelhof, der schon 2008 geschlossen wurde.

Bei den letzten Starts der Fluggesellschaften in Tegel verabschiedet Feuerwehr die jeweiligen Maschinen mit Wasserfontänen. Die Lufthansa setzt wegen der hohen Nachfrage noch einmal ein Großflugzeug ein, eine Airbus 350-900 mit rund 300 Sitzen. Den offiziellen letzten Flug bestreitet Air France am Sonntag.

Auf der Besucherterrasse werden an diesem Samstag Hunderte Gäste erwartet. Sämtliche Karten dafür sind vergeben. Am Sonntag wird die Terrasse nicht mehr geöffnet. Auch der Rest des Flughafens steht der Öffentlichkeit dann nicht offen, was mit der Corona-Seuche begründet wird.

Der Flughafen Tegel hat keinen Bahnanschluss, wegen der zentrumsnahen Lage und der kurzen Wege im Terminal hat er in der Stadt aber viele Freunde. Bei einem Volksentscheid 2017 stimmte eine Mehrheit dafür, den Flughafen parallel zum BER weiterzubetreiben. Das Votum hat aber keine Gesetzeskraft. Das Land plant in Tegel einen Forschungs- und Gewerbepark.

Mit der Schließung Tegels werden viele Berliner von Fluglärm entlastet. Der Senat beziffert die Zahl der Betroffenen auf rund 300 000. Für 20 000 von ihnen ist es so laut wie in einem Industriegebiet. Bis zum Ausbruch der Corona-Pandemie hatte es Jahr für Jahr mehr Flüge gegeben, 2019 waren es im Schnitt rund 530 pro Tag.

Etwa 65 sind es noch an diesem Samstag, darunter mehrere Rundflüge. Wegen der Pandemie ist nicht viel los, zahlreiche Flüge sind gestrichen: Im Oktober lagen die Passagierzahlen in Tegel und Schönefeld 82 Prozent unter dem Vorjahreswert. An anderen deutschen Flughäfen sieht es nicht anders aus. Der Bund will Länder und Kommunen zu einem gemeinsamen Rettungspaket für Flughäfen bewegen.

Mit der Tegel-Schließung endet auch die Praxis der Leerflüge über Berlin. Im vergangenen Jahr flogen nach Betreiberangaben 391 Flugzeuge ohne Passagiere von Tegel nach Schönefeld und 385 in die Gegenrichtung. Viele davon waren Privatmaschinen, die in Schönefeld stationiert sind, aber in Tegel ihre Kunden einluden. Hinzu kommen Linienmaschinen, die zur Wartung nach Schönefeld in die Hangars mussten./bf/DP/zb