Sollte es keinen Rückschlag durch weitere Corona-Virus-Varianten geben, werde Eurowings 2022 auf deutlich mehr als 100 Flugzeuge wachsen, sagte Firmenchef Jens Bischof am Dienstag. Derzeit habe man 81 Flugzeuge in der Luft und damit so viele wie nie seit Beginn der Virus-Pandemie im Frühjahr 2020. "Damit wären wir eine der ersten Fluglinien in der EU, die wieder 90 bis 100 Prozent des früheren Niveaus erreichen." So gewinne man Marktanteile, weil andere Konkurrenten den Betrieb langsamer hochfahren würden.

Vor der Krise hatte Eurowings laut Bischof rund 115 Kurz- und Mittelstreckenflieger im Einsatz und etwa ein Dutzend Langstreckenmaschinen. Im kommenden Winter dürfte die Zahl der Maschinen wegen der traditionell geringeren Nachfrage und Wartungsarbeiten auf 65 bis 70 sinken. Bis zum Sommer werde man aber wohl 500 bis 800 Beschäftigte einstellen, wenn man die Flottenstärke wie geplant ausweite, sagte Bischof. In den Spitzenzeiten Mitte 2022 werde man dann über sogenanntes Wetlease zusätzlich Kapazitäten bei Partnern mieten.

Eurowings konzentriere sich verstärkt auf Urlaubsreisen und das Geschäft mit Familien- und Heimatflügen etwa Richtung Balkan, Türkei und Russland. Zudem habe man die Kosten stark gesenkt. Deshalb sei Eurowings "heute so wettbewerbsfähig wie noch nie seit ihrer Unternehmensgründung", sagte Bischof. Darüber hinaus komme die Sparte Geschäftsreisen nach Ende der Sommerferien deutlich zurück. "Denn auch hier sehen wir jetzt starke Nachholeffekte." Aber der Eurowings-Chef betonte: "Natürlich sind wir noch lange nicht auf Vorkrisenniveau."

FLIEGEN NACH DER PANDEMIE JETZT TEURER?

Auf die Frage, ob Fliegen nach der Pandemie teurer sei, sagte Bischof, auf bestimmten Strecken seien die Durchschnittserlöse (Yields) stabil. Dies gelte vor allem für Verbindungen, wo früher fünf oder sechs Konkurrenten im Markt waren, derzeit aber nur noch drei oder vier fliegen. Anderswo wiederum gebe es starken Wettbewerb. Insgesamt sei Eurowings aber mit "stabilen Yields" unterwegs.

Eine konkrete Prognose für das laufende Jahr wagte Bischof nicht. Man werde wirtschaftlich deutlich positiver abschließen als im Corona-Jahr 2020. Aber auch 2021 werde ökonomisch noch anspruchsvoll und anstrengend sein. Derzeit habe man immerhin die höchsten Verkehrszahlen seit Beginn der Pandemie, was sich in den Geschäftszahlen zum dritten Quartal zeigen werde. Von Juni bis August habe Eurowings fast drei Millionen Menschen geflogen. Dies seien 82 Prozent mehr als 2020, aber weiter nur 60 Prozent des Niveaus von 2019.

Eurowings profitierte zuletzt vom Streik bei der Bahn. In der Zeit habe man rund 50 Prozent mehr Buchungen bei längeren innerdeutschen Strecken gespürt, erläuterte Bischof.