Berlin (Reuters) - Die Corona-Krise hat dem Tourismusriesen TUI einen der größten Verluste der Firmengeschichte eingebrockt.

Das Minus im Ende September abgelaufenen Geschäftsjahr lag unterm Strich bei rund 3,1 Milliarden Euro, nach 532 Millionen Euro Gewinn im Vorjahr, wie der mit Staatshilfen gerettete Konzern aus Hannover am Donnerstag mitteilte. TUI setzt nun auf einen Impfstoff gegen Covid-19, mehr Tests und rechnet mit einem "relativ starken Sommergeschäft", sagte TUI-Chef Fritz Joussen. "Die Leute sagen: Wir haben es satt, wir wollen in Urlaub." Man sei gut gerüstet für einen Neustart - "sobald die Pandemie überwunden ist". Zudem gab sich Joussen zuversichtlich, die Schulden zurückzuzahlen.

Er will alle Optionen für die künftige Refinanzierung anschauen - wie etwa Kosteneinsparungen, Verkäufe oder neue Strukturen für Vermögensteile - und schließt eine weitere Kapitalerhöhung nicht aus. Der Konzern bekommt bereits drei Milliarden Euro vom Steuerzahler. Jüngst schnürte TUI ein drittes Rettungspaket, an dem sich der Bund mit 1,3 Milliarden Euro beteiligt. Eine Kapitalerhöhung privater Investoren und des Großaktionärs Alexej Mordaschow soll weitere 500 Millionen Euro bringen und für nötige Liquidität sorgen. Die Nettoverschuldung kletterte per Ende September binnen Jahresfrist etwa um das Siebenfache auf 6,4 Milliarden Euro.

Um gegenzusteuern will TUI Investitionen herunterfahren und erhöht das Ziel, jährlich 300 Millionen Euro zu sparen, um ein Drittel. "Wenn man 400 Millionen höhere Rentabilität erzeugt, dann sind auch die sehr hohen Schulden nicht mehr ganz so schrecklich", sagte Joussen. Zudem müssten erste Staatskredite erst etwas später Mitte 2022 zurückgezahlt werden.

Der TUI-Chef betonte, das Geschäft sei nicht wegen mangelnden Kundeninteresses eingebrochen, sondern aufgrund der Einschränkungen in der Virus-Pandemie, "dass man keinen Umsatz machen kann und dass man kein Produkt hat". Die Erlöse sanken um 58 Prozent auf 7,9 Milliarden Euro. Wegen der Stornierungen floss zudem viel Geld ab. Auf dem Höhepunkt der Krise hat TUI 550 bis 650 Millionen Euro pro Monat verbrannt. Ende November verfügte der Konzern über 2,5 Milliarden Euro liquider Mittel.

Die TUI-Aktie lag 3,5 Prozent im Minus. Die Stifel-Analysten nannten den Jahresverlust größer als erwartet. Zudem sei trotz der staatlichen Hilfen die langfristige Kapitalbasis unklar.

GUTER SOMMER IN AUSSICHT: "PREISE WERDEN AUSKÖMMLICH SEIN"

Mit der Aussicht auf einen Impfstoff setzt die Reisebranche auf anziehende Geschäfte. TUI sieht 2021 als Übergangsjahr, 2022 sei dann mit einer Rückkehr zum Niveau vor Corona zu rechnen. Der für die Branche traditionell schwache Winter werde aber schwer werden, räumte Joussen ein. "Da geben wir uns keiner Illusion hin." Die Gesamtbuchungen liegen aktuell 82 Prozent unter Vorjahr. "Die Buchungen für den Sommer 2021 liegen im Vergleich zum regulären Sommer 2019 um drei Prozent höher." Die Preise für den Sommer seien 14 Prozent höher als für 2020. Der gesamte Tourismusmarkt konsolidiere sich und fahre die Kapazitäten herunter. Eine positive Folge sei allerdings: "Das Preisniveau wird auskömmlich sein."

Der angekündigte Abbau von rund 8000 Stellen weltweit sei schon fast erreicht, sagte Joussen. Im Zuge der Digitalisierung fallen vor allem Jobs in den Urlaubsgebieten weg. Die Flotte der Airline Tuifly soll von 39 auf 17 Maschinen verkleinert werden.

TUI plant einen weiteren Umbau des Kreuzfahrtgeschäfts. Die auf Luxus- und Expeditionsfahrten spezialisierte TUI-Tochter Hapag-Lloyd Cruises wurde bereits an die Gemeinschaftsfirma TUI Cruises verkauft, an der TUI und der Kreuzfahrtriese Royal Caribbean Cruises jeweils die Hälfte halten. Joussen sagte, man werde mit der britischen Kreuzfahrtlinie Marella ähnlich vorgehen. Details zu neuen oder bestehenden Partnern seien offen. Nicht-strategische Hotels könnten verkauft oder in Immobilienfonds eingebracht werden.