Von Stefanie Haxel

FRANKFURT (Dow Jones)-Lufthansa-Chef Carsten Spohr rechnet langfristig weiterhin mit einer Konsolidierung der Luftfahrtbranche.

"In der Tat war Konsolidierung vor Covid eines der ganz großen Themen unserer Branche", sagte Spohr am Montagabend bei einer Veranstaltung des Internationalen Clubs Frankfurter Wirtschaftsjournalisten (ICFW). Während die fünf großen amerikanischen Airlines in den USA 80 Prozent Marktanteil hätten, kämen die fünf größten europäischen Fluggesellschaften gerade mal auf die Hälfte, nämlich 40 Prozent. "Also war allen klar, da wird noch was kommen."

Da während der Pandemie allerdings "so ziemlich jede europäische Airline in irgendeiner Form staatlich stabilisiert" worden sei, seien Fusionen und Akquisitionen auch von Seiten der EU-Kommission nicht möglich.

"Aber in dem Moment, wo diese staatlichen Stabilisierungen zurückgezahlt werden, wird auch diese Pausetaste wieder auf Play umswitchen, denn wir haben viel zu viele Airlines in Europa, und wir werden sicherlich wie oft bei Krisen auch sehen, dass der einzelne mehr, der einzelne weniger von dieser Krise getroffen wurde", sagte Spohr. "Also ich sehe weiterhin den Trend zur Konsolidierung."

Der CEO bekräftigte erneut, dass sein Konzern die erhaltenen staatlichen Finanzhilfen möglichst schnell zurückzahlen möchte. Auch eine Rückkehr in den Leitindex DAX, aus dem die Aktie infolge der Krise ausgeschieden war, stehe auf der Agenda, habe aber keine hohe Priorität "für mich als jemand der um das Überleben des Unternehmens kämpfen musste und letztendlich mit staatlicher Hilfe nur gewährleisten konnte, und als jemand der als Chef von 140.000 Menschen in die Pandemie ging und als Chef von 110.000 rausgeht", sagte Spohr mit Blick auf den krisenbedingten Stellenabbau in seinem Konzern.

Dann räumte er aber doch ein, dass er sich die Liste der Unternehmen angeschaut hat, die im Zuge der DAX-Erweiterung auf 40 Titel ab 20. September in den Leitindex aufsteigen, um zu schauen, "wer ist der Schwächste, wen muss ich einholen".

Die Deutsche Lufthansa sei trotz der staatlichen Finanzspritze am Kapitalmarkt schneller wieder finanzierungsfähig gewesen, als sie sich das selbst zugetraut habe. Bis der Konzern seine Schulden aber nicht mehr nur durch Umschuldung verringern sondern aus Gewinn tilgen könne, werde es aber noch mindestens ein Jahr dauern, so Spohr.

Zur geplanten Kapitalerhöhung äußerte sich der CEO am Montagabend nicht. Wenn es darum gehe, das von der Bundesregierung zur Verfügung gestellt Eigenkapital zurückzuführen, gebe es aber auch andere Eigenkapitalinstrumente in der Bilanz, die der Konzern vielleicht gar nicht brauche.

Der Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) des Bundes hatte dem Konzern Stabilisierungshilfen unter anderem in Höhe von 5,7 Milliarden Euro als stille Einlagen gewährt, wovon 4,7 Milliarden Euro als Eigenkapital eingestuft wurden, und der WSF übernahm für mehr als 300 Millionen einen Anteil von 20 Prozent am Konzern. Diese Beteiligung soll nun auf 15 Prozent zurückgefahren werden, wie der Bund Ende August ankündigte.

Kontakt zur Autorin: stefanie.haxel@wsj.com

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September 07, 2021 06:00 ET (10:00 GMT)