HONGKONG/SCHWERIN (dpa-AFX) - Der asiatische Konzern Genting-Hongkong, zu dem der MV Werften-Verbund in Mecklenburg-Vorpommern gehört, plant einen Unternehmensumbau zur Lösung seiner Finanzprobleme. Der Betrieb auf den Werften solle den Plänen nach im vierten Quartal dieses Jahres wieder aufgenommen werden, teilte der für Finanzen und Investoren zuständige Genting-Berater Cheah Yoke Sim am Mittwoch in Hongkong auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit.

Genting-Hongkong wolle auch die Schiffe abnehmen, die in Mecklenburg-Vorpommern in Auftrag gegeben wurden. "Es gibt keine Änderung in den Verträgen mit den Werften zum Bau der Schiffe", sagte er. Laut IG Metall geht es um die Abnahme von vier Schiffen.

Der Konzern hatte in der Vorwoche angekündigt, vorübergehend alle Zahlungen an Gläubiger und Banken einzustellen. Als Grund gelten die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie, weil Kreuzfahrten als eines der Kerngeschäfte kaum noch möglich und auch die Gewinne von Genting aus Glücksspiel und Vergnügungsparks stark gesunken sind.

Zu Medieninformationen, wonach Genting erwäge, das Schiffbau-Unternehmen an die öffentliche Hand in Deutschland zu verkaufen, wollte der Berater keinen Kommentar geben. "Wenn es eine Transaktion geben sollte, ist Genting-Hongkong als Aktienunternehmen verpflichtet, eine öffentliche Ankündigung zu machen", sagte er.

Für die Rettung der MV-Werften zieht Mecklenburg-Vorpommerns Wirtschaftsminister Harry Glawe indes auch eine staatliche Beteiligung in Betracht. "Wenn der Rettungsschirm des Bundes erreicht werden soll, brauchen wir den Wirtschaftsstabilisierungsfonds. Und dann gibt es die Möglichkeit der stillen Beteiligung durch den Staat. Darüber wird in den nächsten Tagen und Wochen zu sprechen sein", sagte der CDU-Politiker am Mittwoch in Schwerin. Nach seinen Angaben werden dazu in Kürze auch Vertreter der Genting-Geschäftsführung aus Hongkong in Deutschland erwartet.

Es liege im Interesse aller Beteiligten, den maritimen Standort mit den Werften in Wismar, Rostock und Stralsund zu erhalten. Der vor allem in den Bereichen Kreuzfahrt und Freizeit aktive Mutterkonzern Genting sei wegen der Corona-Krise unverschuldet in finanzielle Schwierigkeit geraten und benötige Hilfe.

Glawe verwies auf Parallelen in Deutschland. "Der Bund hat sich beteiligt an der Lufthansa und auch an Tui. Die Möglichkeit besteht, unter dem Rettungsschirm solche Dinge einzugehen, wenn Finanzdruck besteht", sagte Glawe. Die Gewerkschaft IG Metall zeigte sich am Mittwoch offen für eine mögliche staatliche Beteiligung. "Wir haben weiterhin die Hoffnung, das zu einem guten Ende bringen zu können", sagte Stefan Schad, Geschäftsführer der IG Metall Rostock-Schwerin.

Die Führung der Unternehmensgruppe MV Werften hatte am Mittwoch in einer Mitteilung an die Mitarbeiter dagegen bekräftigt, dass der Gesellschafter Genting keine Anteile an der Werft abgeben wolle. Derzeit werde die ganze Kraft in die Beantragung eines Kredits aus dem Wirtschaftsstabilisierungsfonds investiert, hieß es in der Mitteilung, die der dpa vorliegt. Im Rahmen der notwendigen Finanzierung unter dem Fonds habe Genting lediglich die Bereitschaft erklärt, Anteile der Werft als Sicherheit für die Kredite anzubieten.

Zu einem Treffen mit Kreditgebern am Montag sagte Cheah Yoke Sim, die Finanzpartner zeigten Unterstützung. Es solle eine einvernehmliche Lösung zur Neustrukturierung gefunden werden, die so viel Wert wie möglich für die Gläubiger bewahre, während die Wirtschaftlichkeit der Gruppe wiederhergestellt werde, sobald die Pandemie unter Kontrolle gebracht worden sei. "Einige langfristige Finanzpartner haben zugestimmt, sich einer eigens zu diesem Zweck gegründeten Gruppe anzuschließen, um der Gruppe ihre Unterstützung zu geben", sagte der Berater.

Am Freitag tagt der Finanzausschusses in Schwerin in einer Sondersitzung zu dem Thema. Ziel der Landesregierung bleibe es weiterhin, die MV Werften unter den Rettungsschirm des Bundes zu bringen. Die unsichere Zukunft des MV Werften-Verbundes wird am Donnerstag zudem Thema im Schweriner Landtag sein.

Der Multikonzern Genting hatte 2016 die Werften in Wismar, Rostock und Stralsund übernommen, um dort Kreuzfahrtschiffe für den eigenen Bedarf bauen zu lassen. Die erteilten Aufträge reichten weit in die Zukunft und versprachen sichere Arbeitsplätze für zuletzt insgesamt 3100 Beschäftige. Doch wurden infolge der Corona-Pandemie und fehlender Einnahmen die Arbeiten auf den Werften im März eingestellt. Bis zum Jahresende wurde Kurzarbeit beantragt.

Mit Hilfe des Wirtschaftsstabilisierungsfonds des Bundes soll die Finanzierung der milliardenschweren Schiffsneubauten für den asiatischen Kreuzfahrtmarkt nun gesichert werden. Die MV Werften hoffen auf 570 Millionen Euro. Das Land hatte seinen Bürgschaftsrahmen bereits aufgestockt./lw/DP/eas