Zürich (awp) - Nachfolgend eine Auswahl von Artikeln zu wirtschaftsrelevanten Themen aus der Presse vom Wochenende:

SNB I: Die Schweiz wird nach Ansicht von Thomas Jordan, Präsident der Schweizerischen Nationalbank, noch Jahre an den Kosten der Coronakrise zu kauen haben. Die Krise sei weltweit dramatisch und treffe auch die Schweizer Wirtschaft hart. Die Aktivität der Schweizer Wirtschaft entspreche derzeit nur etwa 70 bis 80 Prozent des normalen Niveaus, sagte Jordan in einem Interview mit der "SonntagsZeitung". Das verursache pro Monat Kosten von 11 bis 17 Milliarden Franken. Viele könnten sich vielleicht noch gar nicht vorstellen, was diese Zahlen für den Wohlstand der Schweiz bedeuteten. Es sei mit dem grössten Wirtschaftseinbruch seit dem Zweiten Weltkrieg respektive seit der grossen Depression der 30er Jahre zu rechnen. (SoZ, S. 13; siehe separate Meldung)

SNB II: Die Schweizerische Nationalbank (SNB) will mit weiteren Devisenmarktinterventionen gegen einen allzu starken Franken vorgehen. Eine weitere Zinssenkung sieht Nationalbankpräsident Thomas Jordan dagegen im Moment nicht als das vorrangige Instrument zur Bekämpfung der Frankenstärke, die für die Exportwirtschaft schädlich ist. "Falls nötig haben wir noch Handlungsspielraum. Aber wir konzentrieren uns jetzt auf Devisenmarktinterventionen, um den Druck auf den Schweizer Franken zu begrenzen", sagte Jordan in einem am Samstagabend verfügbaren Interview der Zeitung "Tribune de Genève". Die durch die Coronavirus-Krise ausgelöste grösste Rezession seit der Grossen Depression der 1930er Jahre habe zu einem "enormen Aufwertungsdruck" beim Franken geführt, sagte Jordan (Tribune de Genève, Sonntag; siehe separate Meldung)

BR BERSET ZU CONTACT TRACING: Die Kantone sind laut Bundesrat Alain Berset in der Pflicht, sich bei der Nachverfolgung von Infektionsketten (Contact Tracing) zu engagieren. Laut Epidemiegesetz liege das Contact Tracing in der Verantwortung der Kantone. Die Kantone seien daran, die Nachverfolgung aufzubauen, sagte Berset in einem Interview mit den Tamedia-Zeitungen (Samstagausgabe). Es bestehe sonst das Risiko, dass die Schweiz die Kontrolle über die Infektionsketten verliere. Das müsse verhindert werden. Die Kantone hätten beim Aufbau des Contact Tracing aber auch noch ein wenig Zeit. Jetzt im Frühsommer hätten nur wenig Leute Erkältungssymptome durch andere Erkrankungen als Covid-19. So könne man Personen mit Symptomen derzeit leicht erkennen und testen. Derzeit sei mit den tiefen Zahlen neu infizierter Personen das Contact Tracing absolut machbar, so Berset weiter. Die Frage sei aber, was später nach den Lockerungen passiere; und was im Herbst, wenn eine zweite Welle drohe. Darauf müssten die Kantone sich jetzt vorbereiten - namentlich beim Contact Tracing. (Tamedia-Zeitungen, Samstag; siehe separate Meldung)

BR CASSIS: Die rasche Rückkehr zur Normalität ist laut Bundesrat Ignazio Cassis oberstes Ziel der Landesregierung. Es müsse jedoch sichergestellt sein, dass die Kurve der neu infizierten Personen nicht wieder steige und die Wirtschaft nicht noch grösseren Schaden nehme. Die wichtigste Lockerung ab kommender Woche sei für ihn, dass die Menschen wieder eine räumliche und zeitliche Struktur bekämen, sagte Cassis in einem Interview mit den "Schaffhauser Nachrichten" (Samstagausgabe). Die letzten Wochen seien von grosser Ungewissheit geprägt gewesen. Das sei auf die Dauer schwierig zu ertragen. Auf die Frage, wann die Grenzen mit den Nachbarländern wieder geöffnet werden könnten, sagte der Aussenminister, dass eine gewisse Normalität bald kommen werde. Da sei er optimistisch. "Ich bin überzeugt, dass wir uns in naher Zukunft wieder so frei bewegen können wie früher", sagte Cassis weiter. (Schaffhauser Nachrichten, Samstag; siehe separate Meldung)

NOVARTIS: Der Pharmakonzern Novartis will sich im Kampf gegen das Coronavirus weder auf Tests noch Impfungen einlassen. "Wir fokussieren uns darauf, drei unserer bestehenden Wirkstoffe im Einsatz gegen das Coronavirus zu untersuchen", sagte CEO Vas Narasimhan in einem Interview mit der "Schweiz am Wochenende". Novartis unterstützt laut Narasimhan 25 klinische Studien von Forschern. Darüber hinaus habe das Unternehmen drei eigene zulassungsrelevante Studien in den USA gestartet. Erste Ergebnisse aus den Untersuchungen zu den Mitteln Hydroxychloroquin, Illaris und Jakavi erwartet der Novartis-Chef im kommenden Juli. Er zeigte sich "zuversichtlich, dass wir an einen Punkt kommen, an dem die Gesellschaft lernt, mit dem Virus zu leben und die Zahl der Todesfälle zu reduzieren - bis wir dann einen Impfstoff finden." (SaW, S. 12; siehe separate Meldung)

SWISS: Das Schicksal des Hilfspaketes des Bundes für die Airline Swiss entscheidet sich in Deutschland. Dies zumindest ist das Fazit eine Artikels in der "NZZ am Sonntag" (Ausgabe 10.5.). Die Verträge zwischen dem Bund, den Banken und Swiss seien noch nicht unterschrieben, heisst es bei der Zeitung, welche sich dabei auf Aussagen von Serge Gaillard beruft, dem Direktor der Eidgenössischen Finanzverwaltung. Man habe sich allerdings auf Eckwerte geeinigt und die Detailverhandlungen liefen auf Hochtouren, so Gaillard. Die Frage, wie sich eine allfällige vom Lufthansa-Konzern angedrohte Insolvenz auf den Swiss-Rettungsplan auswirke würde, beantwortete er nicht direkt. Er hoffe aber, dass es in Deutschland rechtzeitig zu eine Einigung kommen werde. Swiss-CEO Thomas Klühr sagte in einem Interview mit der "NZZ" vom Samstag, dass eine Einigung zwischen der Lufthansa und der deutschen Regierung keine rechtliche Voraussetzung für das Hilfspaket der Swiss darstelle. "Nein, es gibt kein Junktim. Es war auch nie Teil der Gespräche mit dem Bund", so Klühr. Laut dem Artikel in der "NZZaS" ist diese Aussage von Klühr "zu schönfärberisch". (NZZaS, S. 19; siehe separate Meldung)

TOURISMUS I: Die Inland-Nachfrage nach Ferienangeboten in der Schweiz steigt offenbar rasant. Bungalows, Chalets und Appartements verzeichneten happige Buchungszuwächse für die kommende Sommerperiode, heisst es in einem Artikel der "SonntagsZeitung". So würden etwa beim Ferienwohnungsvermittler E-Domizil wegen der grossen Nachfrage seit Wochen Überstunden gemacht. Bei Reka, der Reiseanbieterin mit zwölf eigenen Feriendörfern in der Schweiz, töne es ähnlich. Einen Ansturm wie in den letzten Woche habe er noch nie erlebt, zitiert die Zeitung den Reka-Direktor Roger Seifritz. Und auch bei Interhome würden sich die Auftragsbücher für den Sommer rasch füllen. DER Touristik Schweiz wolle zudem bei den Tochtergesellschaften Kuoni und Railtour Suisse das Angebot an Übernachtungsmöglichkeiten in der Schweiz markant ausbauen. (SoZ, S. 32,33)

TOURISMUS II: Das Jahr 2020 dürfte für den Schweizer Tourismus nach Ansicht von Martin Nydegger, Direktor des Tourismus-Dachverbandes, schrecklich werden. Eine Welle von Konkursen aufgrund der Coronakrise dürfte unabwendbar sein. Schweiz Tourismus habe diverse Umfragen gemacht, sagte Nydegger in einem Interview mit den Zeitungen der CH Media (Samstagausgabe). Von rund 4000 Betrieben hätten 23 Prozent angegeben, dass sie nicht unbeschadet aus der Coronakrise herauskommen würden. Es werde noch lange dauern, bis die Buchungszahlen von 2019 wieder erreicht würden. "Ich befürchte eher fünf als drei Jahre. Der Einschnitt ist so tief", sagte Nydegger weiter. (CH Media, Samstag; siehe separate Meldung)

RENTENALTER: Ein neuer Vorschlag der FDP sieht eine Erhöhung des ordentlichen Rentenalters auf 67 Jahre vor, welcher den Arbeitnehmern mit zwei Wochen mehr Ferien versüsst werden soll. Der Vorschlag von FDP-Ständerat Ruedi Noser werde von allen 12 FDP-Ständeräten, aber auch vom Arbeitgeberverband zumindest hinter den Kulissen gestützt, heisst es in einem Artikel der NZZaS. Vereinzelte Gewerkschafter hätten zudem mit Neugier reagiert, wogegen der Chef des Gewerkschaftsbundes, Pierre-Yves Maillard skeptisch geblieben sei. Der Vorschlag von Noser soll ohne Erhöhung der Lohnabzüge und ohne Steuererhöhungen finanzierbar sein. (NZZaS, S. 5)

MIGROS: Am Montag dürfen in der Schweiz Läden und Restaurants ihre Türen wieder öffnen. Die Migros hat für die grosse Wiedereröffnung vorgesorgt. "Wir sind bereit, die Lager sind mehr als gefüllt", erklärte Migros-Chef Fabrice Zumbrunnen im Interview mit dem "Blick". Er rechne zwar nicht mit einem riesigen Ansturm, aber mit "guten" Umsätzen. "Die Konsumenten müssen erst ihre Freude am Einkaufen wieder entdecken. Das kann etwas dauern", sagte Zumbrunnen. Zumbrunnen äussert sich auch zur Versorgungslage der Schweiz mit Lebensmitteln: "Auch wenn wir derzeit immer noch in einer Ausnahmesituation sind, ist es nicht notwendig, Reserven anzulegen, die weit über einen normalen Vorrat hinausgehen. Kurz: Hamsterkäufe sind absolut unnötig." (Blick, Samstag; siehe separate Meldung)

CORONA-HERDENIMMUNITÄT: Die Schweiz wird diesen Sommer keine Herdenimmunität gegen das Coronavirus erreichen. Das glaubt der Freiburger Epidemiologe Arnaud Chiolero. Das Virus sei in der Bevölkerung aufgrund der Hygienemassnahmen nur wenig verbreitet. Nur rund 10 Prozent der Genfer Bevölkerung war bisher Covid-19 ausgesetzt, wie eine am Freitag veröffentlichten Ergebnisse der ersten Phase der Corona-Immunitas-Studie ergab. "Diese Rate ist niedrig", aber sie steht "im Einklang mit anderen Studien, die auf der ganzen Welt durchgeführt wurden", sagte Chiolero in einem Interview mit der Zeitung "La Liberté" vom Samstag. Der Forscher wird die Freiburger Sektion der Studie Corona Immunitas leiten, die von der Schweizerischen Hochschule für Gesundheit (SSPH+) lanciert wurde. "Es ist sicherlich ein Zeichen dafür, dass die Massnahmen des 'Social Distancing' gewirkt haben", sagte er weiter. Man gehe aber davon aus, dass die Rate nicht genüge, um ein Wiederaufflammen der Epidemie zu verhindern. (La Liberté, Samstag; siehe separate Meldung)

ARBEITSLOSIGKEIT: Der Bildungsökonom Stefan Wolter rechnet damit, dass aufgrund der Corona-Krise im Sommer die Jugendarbeitslosigkeit extrem ansteigen wird. Langfristig hätten zudem im Bildungssystem Lohnforderungen des Personals oder höhere Forschungsetats wohl keine Chancen mehr. "Wir werden im Sommer ein extrem stärkeres Anschwellen der Jugendarbeitslosigkeit erleben", erklärte Wolter in einem Interview mit dem "Tages-Anzeiger" und "Der Bund" vom Samstag. Im Vergleich zur Kontroverse um die Abschlussprüfungen in Berufsschulen oder Gymnasien werde die Stellensituation für Schul- und Lehrabgänger zu einer wahren Herausforderung. Analog zu früheren Krisen werde man den Lehrbetrieben empfehlen, ihren ehemaligen Lehrling länger zu beschäftigen. In vielen Fällen werde dies aber nicht möglich sein, weil bereits der Lehrvertrag für den nächsten unterschrieben sei. Viele Lehrbetrieb kämpften zudem ums Überleben. Wolter rät diesen frisch ausgebildeten Berufsleuten sich fit zu halten, fachliche Lücken zu schliessen oder Fremdsprachen zu lernen. (Tamedia-Zeitungen, Samstag; siehe separate Meldung)

PRÄSENZ SCHWEIZ: Das Image der Schweiz im Ausland ist nach Ansicht von Nicolas Bideau, Direktor von Präsenz Schweiz, durch die Coronakrise gestärkt worden. Die Schweiz sei im Ausland vor allem durch Innovation und starkes politisches Management aufgefallen. "Im internationalen Vergleich hat die 'Marke Schweiz' in der Krise gut abgeschnitten", sagte Bideau in einem Interview mit der Westschweizer Tageszeitung "Le Temps". Die Eidgenossenschaft habe sich in mehreren Bereichen auszeichnen können. Sie sei stark in der Innovation. "Die Schweiz ist für ihre Pharmaindustrie bekannt. Und sie hat in der Krise in bemerkenswerter Weise Lösungen präsentiert", sagte Bideau. Er verwies dabei vor allem auf die von Roche entwickelten serologischen Tests. Die von den Eidgenössischen Technischen Hochschulen in Lausanne (EPFL) und Zürich (ETHZ) entwickelte App zur Rückverfolgung von Kontakten infizierter Personen (Contact Tracing) geniesse auch international hohes Ansehen. (Le Temps, Samstag; siehe separate Meldung)

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