Zürich (awp) - Nachfolgend eine Auswahl von Artikeln zu wirtschaftsrelevanten Themen aus der Presse vom Wochenende:

CORONA I: Armeechef Thomas Süssli hat den Leiter der Armeeapotheke, Heinz Moll, noch während der Corona-Pandemie von seiner Funktion entbunden. Die Mitteilung erhielt Moll laut SonntagsZeitung (SZ) per E-Mail. Stil und Begründung seien fragwürdig, kritisiert das Blatt. Die Armeeapotheke beschafft im Auftrag des Bundesrats medizinische Güter wie Schutzmasken, Beatmungsgeräte und Medikamente. Von einem Zusammenhang mit dem Corona-Grossauftrag will die Armee nichts wissen. Sie macht "medizinische Gründe" geltend, die man in der Öffentlichkeit nicht ausbreiten möchte, heisst es in einer Stellungnahme.

CORONA II: Jetzt nimmt der Bund die Kantone wegen der Schutzkonzepte an die Kandare. Die Kantone müssen ab sofort die Schutzkonzepte von Clubs und Restaurants rigoroser überprüfen und dem Bund minutiös rapportieren, welche Betriebe sie wie oft kontrolliert haben. Die Kantone kritisierten das Vorgehen des Bundes, so die SZ.

CORONA III: Luzern plant als erster Kanton eine Maskenpflicht an Schulen. Je nach Entwicklung der Corona-Fallzahlen gilt nach den Sommerferien für 5300 Gymnasiasten und 12'500 Berufsschüler ein Mundschutz-Obligatorium. Es sei unverständlich, warum an den Schulen Masken getragen werden sollen, während das an anderen Orten wie in Clubs nicht gelte, kritisierten Schülerverbände laut SZ inoffiziell. Für Unmut sorgt laut SZ vor allem, dass Lehrer die Masken gratis erhalten, die Schüler aber dafür zahlen müssen.

CORONA IV: Der Lockdown verschärfte Ess-Störungen wie Magersucht. In einigen Fällen hätten sich die Ernährungsprobleme verschlimmert, weil die soziale Kontrolle in der Schule oder im Büro wegfiel, schreibt die SZ. Gleichzeitig waren während des Lockdowns keine Behandlungen möglich, wird die Ärztin Bettina Isenschmid zitiert. Das gilt nicht nur für Magersüchtige sondern auch für Übergewichtige.

CORONA V: Nach Ansicht von Pietro Vernazza, Professor und Chefarzt für Infektiologie am Kantonsspital St. Gallen ist das Coronavirus als weniger gefährlich als gemeinhin vermutet. Der vom Bund eingeschlagene Weg, zu verhindern, dass sich das Virus in der Bevölkerung einniste, sei "ambitiös und aufwendig", weil man dann die Schutzkonzepte noch jahrelang aufrecht erhalten müsse. Er macht deshalb in einem Interview in der SZ einen brisanten Vorschlag: "Man könnte die Schutzmassnahmen in der breiten Bevölkerung reduzieren, damit die junge Bevölkerung nach und nach mit dem Virus in Kontakt kommt. Den älteren Menschen sollte man die Möglichkeit geben, sich besser zu schützen". So würde man eine Durchseuchung anstreben und wäre nicht mehr auf eine Impfung angewiesen."

CORONA VI: Wer aus einem Corona-Risikoland in die Schweiz kommt, müsste für zehn Tage in Quarantäne gehen. Nun gemäss Recherchen der "NZZ am Sonntag" (NZZaS) hält sich bisher kaum die Hälfte an diese Vorschrift. Seit der Einführung der Quarantänepflicht am 6. Juli sind allein über die drei Flughäfen Zürich, Basel und Genf rund 6000 Personen aus Risikoländern in die Schweiz gereist. Zur Quarantäne angemeldet hätten sich aber wohl höchstens 3000 Personen. Nun will der Bund die Massnahmen verschärfen und bei Airlines und Carunternehmen Passagierlisten einholen und einzelne davon den Kantonen für Kontrollen weiterleiten.

CORONA VII: Wer eine Infektion mit dem neuen Coronavirus durchgemacht hat, ist nicht automatisch immun. Untersuchungen zeigten, dass die schützenden Antikörper, die sich nach einer Infektion gebildet haben, bei manchen Menschen wieder verschwinden, schreibt die NZZaS. In einer britischen Studie liessen sich bei Infizierten mit milden Symptomen nach drei Monaten fast keine schützenden Antikörper mehr nachweisen. "Dass die Antikörper wieder verschwinden, war zu befürchten", sagt die Virologin Alexandra Trkola von der Universität Zürich im Interview mit der NZZaS. Denn das neue Coronavirus sei den Erkältungs-Coronaviren ähnlich. Auch mit ihnen könne man immer wieder infiziert werden. Allerdings bilde sich durchaus ein Schutz, der auf den Gedächtniszellen des Immunsystems beruhe. Dank ihnen könne der Körper im Falle einer erneuten Infektion schneller neue Antikörper herstellen. Für die Entwicklung eines Impfstoffs heisst das: "Wahrscheinlich wird man bei Sars-CoV-2 - ähnlich wie bei der Grippe - vorerst regelmässig impfen müssen", sagt Trkola.

CORONA VIII: Immer mehr Kunden bezahlen laut einer Meldung des "SonntagsBlick" bei den grossen Detailhändlern nicht mehr mit Bargeld. Der Grund sei die Coronavirus-Ausbreitung. In der Migros seien in der ersten Lockdown-Woche zum ersten Mal überhaupt mehr Einkäufe mit der Karte oder dem Smartphone bezahlt worden wie mit Bargeld, sagte ein Migros-Sprecher der Zeitung. Vor der Pandemie hätten knapp 60 Prozent der Kunden ihre Einkäufe in bar abgewickelt. Zeitweise seien bis zu 60 Prozent der Zahlungen elektronisch beglichen worden. Zuletzt hätten weiterhin rund 51 Prozent der Kundschaft mit Karte oder Smartphone gezahlt. Bei Konkurrentin Coop würden mehr als die Hälfte der Käufe bargeldlos getätigt, schreibt der SonntagsBlick.

MCH GROUP: Die renommierte Kunstausstellung Art Basel soll noch während mindestens 15 Jahren in Basel stattfinden. Dies sei Kernpunkt der Übereinkunft, sagte Bernd Stadlwieser, Chef des Messebetreibers MCH Group, in einem Interview mit der "FuW" vom Samstag. Für die ehemalige Schmuck- und Uhrenausstellung Baselworld werde MCH ein neues Format lancieren. Das Abkommen mit James Murdoch sei kein Notverkauf, sagte Stadlwieser. Der Bezugspreis von 10,50 Franken je Aktie fair und der Abschlag zum Börsenkurs (von 16,95 Franken am Freitag) aufgrund der Situation von MCH gerechtfertigt. (siehe separate Meldung vom Samstag)

BORIS COLLRADI, dem ehemaligen CEO der Bank Julius Bär, könnte laut einem Bericht der SZ Ungemach drohen. Die Finanzmarktaufsicht (Finma) prüfe, ob sie ein sogenanntes Enforcement-Verfahren gegen einzelne Exponenten der Bank Julius Bär einleiten soll, schreibt das Blatt. Die Finma habe nach Abschluss des Enforcement-Verfahrens zu PDVSA und Fifa ein weiteres Verfahren angekündigt, das den Umgang mit Transaktionen aus Argentinien betreffe, so die SZ. Die Finma dürfte das Resultat dieses zweiten Verfahrens abwarten, bevor sie möglicherweise Einzelpersonen ins Visier nehme. Dabei stünden führende Angestellte wie Boris Collardi, der zwischen 2009 und 2017 CEO der Privatbank war, im Fokus. Heute ist Collardi Partner bei der Genfer Privatbank Pictet.

SWISS: Bei der Fluggesellschaft Swiss türmen sich die Betreibungen. In den letzten Wochen gab es gleich Dutzende Zahlungsaufforderungen. Dies zeigt ein Auszug aus dem Betreibungsregister der Fluglinie, der der SZ vorliegt. Seit Anfang April hätten insgesamt 72 Gläubiger Betreibungen von total 4,48 Millionen Franken eingereicht.

TOURISMUS: Private und Manager, die es sich leisten können, reisen öfter im Privatjet. Das zeigen die neusten Zahlen, die der Flughafen Zürich für die SZ ausgewertet hat. Während der Corona-Krise blieben auch die meisten Privatflugzeuge am Boden. Im April gab es gerade mal 593 Starts und Landungen von solchen Business-Jets. Im Juni hat sich diese Zahl mehr als verdreifacht. Nicht immer geht es bei diesen Reisen ums Geschäftliche. Neben Düsseldorf und London gehört Cannes an der französischen Côte d'Azur zu den häufigsten angeflogenen Destinationen. Je nach Anbieter erreichten die Privatjet-Vermieter im Juni im Vergleich zum Vorjahr ein Geschäftsvolumen von 70 bis 80 Prozent. Die Flugbewegungen bei den Linienflügen brachen dagegen am Flughafen Zürich um 90 Prozent ein.

DOTTIKON ES: Das Zürcher Finanzanalyse-Unternehmen Obermatt Markus Blocher, Chef und Mehrheitsaktionär des Pharma-Zulieferers, zum "CEO des Jahres 2020" gekürt, wie die SZ berichtet. Bei den Grossunternehmen führt Roche-Chef­Severin Schwan die Rangliste an. Der Sieger bei den Finanzfirmen heisst Mario Greco, Chef des Versicherungskonzerns Zurich. Für den "CEO des Jahres 2020" analysierte die Firma die Leistung von 40 Grossunternehmen, 83 mittelgrossen und 29 Finanzunternehmen. Die Leistung der untersuchten Unternehmen wurde einer Vergleichsgruppe von Konkurrenten aus der gleichen Branche weltweit gegenübergestellt.

BATMAID - ein Schweizer Portal zur Buchung von Reinigungshilfen - nimmt eine radikale Strategieänderung vor: Sie wird zum Arbeitgeber der Putzfrauen, die sie bisher nur vermitteln wollte. 60 bis 80 Prozent der Putzhilfen solle eine Festanstellung angeboten werden. Dies seien 1200 bis 1400 Personen, sagt Batmaid-Chef Andreas Schollin-Borg zur NZZaS. "Unser Entscheid wird sicher einen Einfluss haben auf die Art und Weise, wie in der Schweiz solche Plattformen betrieben werden. Wir verabschieden uns von der Uberisierung, aber nicht von unserem digitalen Geschäftsmodell", sagt der CEO.

DHL: Frank Appel, Chef der DHL Deutsche Post, sagte zur NZZaS, erwartet eine schnelle Erholung der Wirtschaft. In Europa entwickele sich das Volumen aktuell wieder in die Richtung des Niveaus vor der Krise. Sollte eine starke zweite Welle des Virusausbruchs verhindert werden können, dürfte es im zweiten Halbjahr eine Normalisierung der Wirtschaft gebe. "Ich glaube, im Sommer 2021 werden wir zu einer weitgehenden Normalität zurückfinden", sagte der Chef des weltgrössten Logistikkonzerns.

KLIMA: Eine Reduktion der CO2-Emissionen auf netto-null reicht den Grünen nicht mehr. Sie verlangen jetzt, dass die Schweiz bis 2040 "klimapositiv" wird. Demnach sollen mehr Treibhausgase aus der Atmosphäre entnommen als ausgestossen werden. Die Grünen möchten unter anderem auf CO2-Speicher setzen. Sie können sich etwa vorstellen, Schweizer CO2 nach Norwegen zu verfrachten, um es dort im Meeresboden zu entsorgen, heisst es in der SZ.

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