PARIS (dpa-AFX) - Die französische Großbank Societe Generale (SocGen) sieht Europas Luftfahrtbranche trotz einiger Probleme im Aufwind. Analyst Michael Kuhn verwies in einer am Dienstagabend vorgelegten Studie auf ein solides Konjunkturumfeld und erwartet für 2017 ein moderat wachsendes Flugangebot. Allerdings schätzt er die Aussichten nicht für alle Fluggesellschaften und Flughafenbetreiber gleichermaßen positiv ein.

Die Lufthansa-Aktie empfiehlt der Experte nun zum Kauf. Deutschlands größte Fluggesellschaft drehe weiter an der Kostenschraube und nutze in der laufenden Branchenkonsolidierung attraktive strategische Optionen. So mietet sie Maschinen und Personal von der heimischen Konkurrentin Air Berlin und arbeitet seit kurzem mit der arabischen Fluglinie Etihad zusammen. Nach einem ersten Ausblick auf das laufende Jahr seien die Erwartungen an die Lufthansa zudem bescheiden, während die Aktie attraktiv bewertet sei, argumentiert Kuhn. Er erhöhte seine Gewinnschätzungen für den Dax-Konzern. Das Kursziel hob er von 11,00 auf 14,50 Euro an und liegt damit fast 16 Prozent über dem jüngsten Aktienkurs.

Zuversichtlicher ist Kuhn nun auch für die französisch-niederländische Rivalin Air France-KLM und strich seine bisherige Verkaufsempfehlung für die Aktie. Das Kursziel schraubte er von 4,70 auf 5,20 Euro nach oben, womit er dem Papier ein Aufwärtspotenzial von knapp 3,5 Prozent zugesteht. Die Airline habe angesichts der Terroranschläge in Frankreich ein hartes Jahr hinter sich und kämpfe mit steigenden Treibstoffpreisen sowie dem Widerstand der Gewerkschaften gegen Reformen, räumte Kuhn ein. Doch die Analystenerwartungen für 2017 hätten ein Rekordtief erreicht und seien zu pessimistisch. Für eine positivere Einschätzung der Aktie müsste das Unternehmen aber seine Verschuldung reduzieren und zumindest einige Reformen durchsetzen.

Für International Airlines Group (IAG) hob der Analyst das Kursziel von 420 auf 530 Pence an und liegt damit fast 11 Prozent über der derzeitigen Bewertung. Die Muttergesellschaft mehrerer Fluglinien wie British Airways und Iberia ist seiner Einschätzung nach an der Börse nicht teuer zu haben. Auch seine bisherige Erwartung negativer Währungseffekte habe sich als zu pessimistisch erwiesen. Daher rechne er nun nicht mehr mit einem deutlichen Gewinnrückgang, sondern mit einer Stabilisierung auf dem aktuellen Niveau. Der anstehende Austritt Großbritanniens aus der EU (Brexit) sei aber ein erhebliches Risiko, das einer Aufwertung der Aktie im Weg stehen dürfte.

Den Flughafenbetreibern Fraport und Aena prognostiziert Kuhn eine deutlich divergierende Geschäftsentwicklung. Bei Fraport verflüchtigten sich die Wachstumsaussichten. 2017 dürfte das Flugangebot am Hauptstandort Frankfurt bestenfalls moderat wachsen. Gleichzeitig nehme der Preisdruck zu, da Fluggesellschaften Widerstand gegen die jüngsten Gebührenänderungen leisten. Daher strich Kuhn seine Kaufempfehlung für die Aktie. Das von 62 auf 60 Euro revidierte Kursziel liegt immerhin noch 7,5 Prozent über dem aktuellen Kurs.

Die Aktie des spanischen Konkurrenten Aena rät der Analyst indes zu kaufen. Das von 140 auf 158 Euro angehobene Kursziel räumt ihr knapp 18 Prozent Luft nach oben ein. Das Papier des staatlich kontrollierten Unternehmens sei sein bevorzugter Wert unter den Flughafenbetreibern, erklärte Kuhn. Aena profitiere vom Status Spaniens als sicherem Reiseziel. Die Fluggastzahlen sollten weiter wachsen, und die Aussichten für eine Anhebung der Dividende seien gut./gl/stw/ag