(neu: Kurse aktualisiert, Ölwerte vom Ölpreis gestützt, US-Anleihen)

FRANKFURT (dpa-AFX) - Nach einem vielversprechenden Jahresauftakt an den internationalen Finanzmärkten hat der Konflikt zwischen dem Iran und den USA Anlegern eine kalte Dusche bereitet. Die Spannungen zwischen den beiden Ländern verschärften sich massiv, nachdem das US-Militär einen ranghohen iranischen General getötet hatte. An den Finanzmärkten setzte am Freitag umgehend eine breitangelegte Flucht in als sicher empfundene Anlagehäfen ein, während die Investoren einen Bogen um als riskanter eingestufte Papiere wie Aktien machten.

AKTIENMÄRKTE VERLIEREN

Die Tötung des ranghohen iranischen Generals Ghassem Soleimani durch die USA belastete europaweit die Aktienmärkte. Der Dax verlor zuletzt 1,2 Prozent und gab so seine Gewinne vom Vortag wieder ab. Der EuroStoxx 50 als Leitindex für die Eurozone gab etwas weniger stark nach. "Die Finanzmärkte haben ihren ersten geopolitischen Belastungsfaktor in diesem Jahr", sagte Analyst Christian Henke vom Broker IG Markets. Die Situation zwischen den USA und dem Iran habe sich schlagartig zugespitzt.

Verkauft wurden an den Börsen vor allem Papiere aus konjunkturabhängigen Sektoren, darunter die Automobilwerte sowie Minen-, Banken- und Chemieaktien. Heftig unter Druck gerieten außerdem die Anteilscheine von Fluggesellschaften, was unter anderem mit einem anspringenden Ölpreis begründet wurde. Papiere der Lufthansa büßten 6,8 Prozent ein und waren damit abgeschlagen das Schlusslicht im deutschen Leitindex Dax. In Paris rutschten die Aktien von Air France-KLM in einem ähnlichen Größenrahmen ab.

Eine positive Ausnahme jedoch gab es mit Ölwerten, für die der anziehende Ölpreis zum Kurstreiber wurde. Zeitweise wurde für ein Barrel der US-Sorte WTI so viel gezahlt wie seit vergangenem April nicht mehr. Eni und Total setzten sich im Zuge dessen mit Aufschlägen von bis zu einem Prozent an die EuroStoxx-Spitze. In den USA ging es im frühen Handel für Aktien wie ExxonMobil oder Chevron im schwachen Marktumfeld ebenfalls leicht nach oben. Der Dow Jones Industrial verlor im frühen New Yorker Handel etwa 0,8 Prozent.

ANLEIHEN INTERNATIONAL GESUCHT

Als Alternative zu Aktien waren sichere Anlageklassen gefragt. Auftrieb gab es unter anderem bei deutschen Bundesanleihen, deren Kurse kräftig zulegen konnten. Im Gegenzug ging die Rendite zurück. In der Laufzeit von zehn Jahren rutschte bis auf minus 0,30 Prozent, nachdem sie am Vortag noch bei minus 0,16 Prozent den höchsten Stand seit vergangenem Mai erreicht hatte.

Ein ähnliches Bild zeigte sich bei anderen Staatsanleihen in Europa und Übersee, deren Kurse mehr oder weniger stark zulegen konnten. Auch US-Staatsanleihen legten im frühen Handel zu. Richtungweisende zehnjährige Anleihen gewannen 13/32 Punkte auf 99 8/32 Punkte, wodurch ihre Rendite auf 1,83 Prozent fiel.

FLUCHT IN SICHERE ANLAGEN AUCH AM DEVISENMARKT

Eine Flucht in als solide empfundene Anlagen zeigte sich auch am Devisenmarkt. Hier waren traditionell sichere Anlagehäfen wie zum Beispiel der japanische Yen gefragt. Auch der US-Dollar wird den sicheren Anlagehäfen zugerechnet und profitierte von der Eskalation im Konflikt zwischen den USA und dem Iran.

Der Euro im Gegenzug geriet jedoch unter Verkaufsdruck. Neben der europäischen Gemeinschaftswährung gerieten auch viele andere wichtige Währungen zum US-Dollar ins Schlingern. Dazu zählten der australische und der neuseeländische Dollar ebenso wie der koreanische Won oder der südafrikanische Rand.

ÖL- UND GOLDPREISE IM HÖHENFLUG

Kräftig nach oben ging es auch mit dem Goldpreis, der an die Kursgewinne der vergangenen Handelstage anknüpfen konnte. Am Vormittag wurde eine Feinunze des gelben Edelmetalls (31,1 Gramm) bei 1547 US-Dollar gehandelt. Der Goldpreis erreichte damit den höchsten Stand seit September.

Auf Seiten des Rohöls sorgte der Konflikt zwischen den USA und dem Iran für einen kräftigen Sprung nach oben. Zeitweise stieg der Preis für ein Barrel (159 Liter) der US-Sorte WTI bis auf 64 US-Dollar. Er lag damit über dem Niveau vom September, als ein Angriff auf die Ölindustrie in Saudi-Arabien ebenfalls einen starken Preissprung am Ölmarkt ausgelöst hatte.

Kräftig nach oben ging es auch mit dem Preis für Rohöl aus der Nordsee, der für deutsche Verbraucher wichtig ist. Hier stieg die Notierung für ein Fass zuletzt um 2,44 Dollar auf 68,69 US-Dollar. Allerdings verharrte der Brent-Preis weiter unter dem Stand, der im September bei 71,95 Dollar erreicht worden war./bek/jkr/bgf/fba/tih/he