Der Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) der Bundesregierung habe am Donnerstag grünes Licht für die Mittel gegeben, sagte Wirtschaftsminister Peter Altmaier in Berlin. Das Stabilisierungsvolumen betrage insgesamt 300 Millionen Euro. "Wir wissen, was wir an unseren Schiffbauern haben und wir möchten, dass sie eine Perspektive für die Zukunft erhalten." Mit dem Geld würden viele Arbeitsplätze in Mecklenburg-Vorpommern erhalten.

Die Hilfen setzen sich aus 193 Millionen Euro Brückenfinanzierung zusammen, die bereits bekannt waren. Hinzu kommen nun 47 Millionen Euro für ein Nachrang-Darlehen und 60 Millionen für eine Stille Beteiligung. "Die Stützung ist Teil eines Gesamtpakets von neuen Kapitalmaßnahmen zusammen mit dem Eigentümer Genting und dem Land Mecklenburg-Vorpommern", so das Wirtschaftsministerium. Die MV Werften gehören seit 2016 dem börsennotierten Glücksspiel- und Kreuzfahrtkonzern Genting aus Hongkong.

CDU-Politiker Altmaier sprach von harten Verhandlungen. Die Branche sei durch die Coronavirus-Pandemie stark in Mitleidenschaft gezogen worden. "Die Werft hat jetzt die Chance, nicht nur die begonnenen Schiffsbauten fertigzustellen, sondern auch neue Aufträge einzuwerben." MV sei der größte Industriebetrieb in Mecklenburg-Vorpommern, mit rund 3000 Mitarbeiten in strukturschwachen Regionen.

Der Konzern teilte in Wismar mit, mit der Überbrückungshilfe solle nun die Restrukturierung angegangen werden. Es gebe nach 14 Monaten Pandemie mittlerweile Anzeichen für eine Normalisierung. "Die Buchungszahlen der Kreuzfahrt-Reedereien steigen und zeigen schon heute eine Nachfrage nach sicheren Schiffsreisen."

Die Gewerkschaft IG Metall zeigte sich erleichtert: "Das monatelange Gezerre um die künftige Finanzstruktur und die extreme Unsicherheit für Tausende Beschäftigte ist damit hoffentlich zu Ende", sagte Daniel Friedrich, Bezirksleiter der IG Metall Küste. "Mit dem Kredit des Bundes und dem damit greifenden Sozialtarifvertrag werden die drei Standorte Rostock, Stralsund und Wismar als funktionsfähige Werften gesichert." Für eine wirkliche Perspektive seien jedoch weitere Aufträge entscheidend. "Darauf müssen sich nun alle Anstrengungen konzentrieren."

Mit Bereitstellung der Mittel aus dem WSF greife nun auch der vom Unternehmen geplante Personalabbau, so die IG Metall. In einem ersten Schritt müssten voraussichtlich zum 1. August 2021 etwa 650 Mitarbeiter an allen drei Standorten gehen. Ihnen werde der Wechsel in Transfergesellschaften angeboten, in denen diese für neue Aufgaben qualifiziert und vor der direkten Arbeitslosigkeit geschützt würden.

Der kurz nach Ausbruch der Pandemie geschaffene WSF hat ein Gesamtvolumen von 600 Milliarden Euro, wovon 100 Milliarden für direkte Unternehmensbeteiligungen bereitstehen. Laut Wirtschaftsministerium wurden bislang 19 Anträge bewilligt im Volumen von 8,5 Milliarden Euro. Einer der Hauptprofiteure ist die Lufthansa gewesen. 120 Interessensbekundungen liegen zudem vor, der Großteil davon aus dem Mittelstand. Sieben Anträge sind momentan in der Bearbeitungsphase.