Von Ulrike Dauer

FRANKFURT (Dow Jones)--Die Deutsche Post dürfte auch im zweiten Quartal von weiter steigenden Frachtraten profitiert haben, während die Volumina bei Paket- und Termin-Warensendungen im Vergleich zu den dynamischen vergangenen zwei Jahren bereits die Phase der "Normalisierung" eingeläutet haben. Das wiederum kann der Konzern derzeit teilweise durch die genehmigten Preiserhöhungen kompensieren.

Die lokalen Covid-19-Lockdowns in China sowie die Abschwächung der Weltwirtschaft, höhere Inputkosten und Inflationssorgen dürften bereits Spuren in der Bilanz hinterlassen haben. Möglicherweise werden weitere Abschreibungen auf das derzeit ausgesetzte Russland-Geschäft fällig (1Q: 30 Millionen Euro).

Die Prognose für das Gesamtjahr dürfte bestätigt werden, Stellschrauben zum Erreichen der Ziele 2024 auch in einem Rezessions-Szenario von Interesse sein.

Die Deutsche Post wird die Ergebnisse für das zweite Quartal am Freitag, 5. August, veröffentlichen. Was für Anleger wichtig wird:


QUARTAL: Im abgelaufenen Quartal dürfte der Bonner Logistikkonzern den Umsatz weiter gesteigert haben, aber insgesamt mit einer deutlich geringeren Dynamik als im Vorjahresquartal mit 22 Prozent. Eine vom Unternehmen zusammengestellte Konsensschätzung sieht den Umsatzanstieg im Quartal bei 12 Prozent. Auch den operativen Gewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT) sieht dieser Konsens noch knapp oberhalb von 2 Milliarden Euro, aber 4 Prozent unterhalb Vorjahr. Demzufolge dürfte sich das Wachstum im Frachtgeschäft DHL Global Forwarding, Freight noch beschleunigt haben verglichen mit dem Vorjahr, während alle anderen Segmente langsamer wuchsen bzw. Post & Paket Deutschland und eCommerce Solutions sogar - auf hohem Niveau - leicht rückläufige Umsätze verzeichnet haben dürften. Und Margendruck könnte sich in rückläufigen Gewinnen bei P&P Deutschland, DHL eCommerce Solutions sowie DHL Express widerspiegeln.


GESAMTJAHR: Die Prognose für das Gesamtjahr, die bereits im B2B-Geschäft (Geschäftskunden) eine weniger dynamische Volumenzunahme einpreist, dürfte bestätigt werden. Deutsche Post hat laut Investorenpräsentation für das erste Quartal bereits die schwächeren Wachstumsprognosen für die Weltwirtschaft infolge von Inputpreissteigerungen - unter anderem durch den Ukraine-Krieg sowie Chinas weitreichende Lockdowns - einkalkuliert.

Die Analysten von Warburg sind optimistischer - sie schätzen die Entwicklung im Frachtgeschäft sogar so stark ein, dass sie ihre Gewinnprognose für den Konzern für das Gesamtjahr angehoben haben. Allerdings haben sie - und auch die UBS-Analysten - im Gegenzug die Prognose für 2023 gesenkt unter der Annahme eines Rezessionsszenarios - unter anderem weil sich die Frachtraten dann schnell "normalisieren" dürften, die Volumina über alle Segmente hinweg schwächer werden und Express-Kunden weniger bezahlen wollen.

Interessant wird sein, ob die Deutsche Post dies ähnlich sieht. Derzeit plant der Konzern für 2022 ein EBIT von 8 Milliarden Euro plus/minus 5 Prozent (also 7,6 bis 8,4 Milliarden Euro), zu dem die DHL-Segmente 7 Milliarden Euro plus/minus 4 Prozent beitragen sollen, P&P Deutschland 1,5 Milliarden plus/minus 10 Prozent.


MITTELFRISTPROGNOSE: Für 2024 peilt der Konzern ein EBIT von 8,5 Milliarden Euro an. Für 2023 gibt es noch keine Prognose. Der Analystenpräsentation für das erste Quartal zufolge rechnet der Konzern allerfrühestens im vierten Quartal graduell mit einer Auflösung des "Nachfragestaus" im internationalen Frachtgeschäft - später als ursprünglich geplant.

Nachfolgend eine Auswertung der Prognosen von Analysten zum zweiten Quartal und Gesamtjahr 2022:


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.                                    PROG    PROG   PROG 
2. QUARTAL                           2Q22    ggVj   Zahl    2Q21 
Umsatz                             21.793    +12%     17  19.473 
EBIT                                2.009     -4%     17   2.083 
Ergebnis nSt und Dritten            1.229     -5%     17   1.292 
Ergebnis je Aktie unverwässert       1,01     -4%     17    1,05 
Umsatz Post & Paket Deutschland     3.967     -5%     17   4.164 
Umsatz Express                      6.336     +6%     17   5.952 
Umsatz Global Forwarding, Freight   7.176    +37%     17   5.235 
Umsatz Supply Chain                 3.712    +12%     17   3.315 
Umsatz eCommerce Solutions          1.420     -1%     17   1.434 
EBIT Post & Paket Deutschland         223    -29%     17     315 
EBIT Express                        1.031    -12%     17   1.177 
EBIT Global Forwarding, Freight       578    +85%     17     312 
EBIT Supply Chain                     206     +4%     17     198 
EBIT eCommerce Solutions               95    -18%     17     116 
 
.                                    PROG    PROG   PROG 
GESAMTJAHR                           Gj22    ggVj   Zahl    Gj21 
Umsatz                             87.997     +8%     18  81.747 
EBIT                                8.110     +2%     18   7.978 
Ergebnis nSt und Dritten            5.049     -0%     18   5.053 
Ergebnis je Aktie unverwässert       4,13     +1%     18    4,10 
Umsatz Post & Paket Deutschland    17.033     -2%     18  17.445 
Umsatz Express                     25.743     +6%     18  24.217 
Umsatz Global Forwarding, Freight  27.249    +19%     18  22.833 
Umsatz Supply Chain                14.923     +8%     18  13.864 
Umsatz eCommerce Solutions          5.994     +1%     18   5.928 
EBIT Post & Paket Deutschland       1.434    -18%     18   1.747 
EBIT Express                        4.186     -1%     18   4.220 
EBIT Global Forwarding, Freight     1.975    +52%     18   1.303 
EBIT Supply Chain                     798    +13%     18     705 
EBIT eCommerce Solutions              389     -7%     18     417 
Dividende je Aktie                   1,89     +5%     13    1,80 
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ERLÄUTERUNGEN:

- alle Angaben in den Tabellen in Millionen Euro, Ausnahme Ergebnis und Dividende je Aktie in Euro

- Bilanzierung nach IFRS

- Quellen: Angaben des Unternehmens, Dividende von S&P Global Intelligence

- ggVj = Veränderung in Prozent gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum

- das Geschäftsjahr entspricht dem Kalenderjahr

- alle Angaben ohne Gewähr

Kontakt zur Autorin: ulrike.dauer@wsj.com; @UlrikeDauer_

DJG/uxd/smh

(END) Dow Jones Newswires

August 04, 2022 23:45 ET (03:45 GMT)