Von Ulrike Dauer

FRANKFURT (Dow Jones)--Die Deutsche Post hat Mitte Januar mit starken vorläufigen Zahlen für 2020 und der für 2020-22 angehobenen Prognose für den freien Cashflow Begehrlichkeiten bei Investoren geweckt. Eine höhere Dividende sollte auf jeden Fall drin sein als die 1,15 Euro je Aktie für 2019 - vielleicht sogar eine Sonderdividende. Möglicherweise sogar ein Aktienrückkaufprogramm. Der Bonner Logistikkonzern ist als Paket- und Express-Paket-Lieferant einer der Profiteure der pandemiebedingten Lockdowns, der operative Gewinn vor Zinsen und Steuern übertraf 2020 die im Oktober angehobene Prognose. Mit Spannung wird der detaillierte Ausblick für 2021-23 erwartet. Dieser müsste berücksichtigen, dass der Paketboom nach Ende des Lockdowns sich irgendwann auf einem 'normalen' Niveau einpendelt.

Ergebnisse und Ausblick werden voraussichtlich am Dienstag, den 9. März vorbörslich veröffentlicht. Was für Anleger wichtig wird:

DIVIDENDENANSTIEG - UND AUCH AKTIENRÜCKKAUF?: Im Schnitt erwarten 21 Analysten im Konsens von S&P Global Intelligence einen Anstieg der Dividende für 2020 auf 1,26 Euro je Aktie - 11 Cent mehr als 2019 und 2018 und 1 Cent mehr als die ursprünglich für 2019 geplanten 1,25 Euro je Aktie.

Die Analysten von Baader meinen, da sei mehr drin. Sie kalkulieren mit 1,40 Euro je Aktie, was einer Ausschüttungsquote von 57 Prozent entspräche, am oberen Rand der vom DAX-Konzern vorgegebenen Spanne von 40 bis 60 Prozent.

Nach Meinung der Warburg-Analysten hat die Deutsche Post nach Abzug der Vorjahresdividende vom freien Cashflow rund 1,1 Milliarden Euro übrig für eine Sonderausschüttung an die Aktionäre. UBS kalkuliert mit mindestens 1 Milliarde Euro ähnlich, die entweder in einen Aktienrückkauf oder eine Sonderdividende gehen könnten. Die Analysten von Metzler schätzen, dass etwa 3 Milliarden Euro an Barmitteln im Zeitraum 2020 bis 2023 nach Zahlung der Dividende einen Rückkauf von 5 bis 6 Prozent der eigenen Aktien gestatten würden.

Die Warburg-Analysten wiederum halten einen Aktienrückkauf angesichts des starken Anstiegs des Aktienkurses für eher unwahrscheinlich.

SCHLUSSQUARTAL/GESAMTJAHR: Im Schlussquartal kamen noch die Weihnachtspäckchen zum coronabedingten Boom bei Online-Bestellungen hinzu. Deren Zahl dürfte infolge von Reisebeschränkungen höher gewesen sein als in den Vorjahren. Starke Nachfrage nach zeitkritischen - und teureren - Paketen und Dokumenten haben ebenfalls das Ergebnis gesteigert. Das EBIT kletterte den vorläufigen Zahlen zufolge im vierten Quartal auf Konzernebene um 56 Prozent, im Segment DHL-Express sogar um 70 Prozent. Der Umsatz legte um 13 Prozent zu. Im Gesamtjahr betrug der EBIT-Zuwachs 17 Prozent auf 4,84 Milliarden Euro, er lag damit über der angesteuerten Spanne von 4,1 bis 4,4 Milliarden. Der Umsatz stieg um 5 Prozent auf 66,8 Milliarden Euro.

LAUFENDES JAHR: Das EBIT soll 5,4 Milliarden Euro übertreffen, also das bereinigte EBIT 2020. Die Post dürfte noch eine Weile von höheren Paketvolumina profitieren, vor allem, wenn die Lockdown-Maßnahmen andauern. Auch ist der Konzern am Transport der Covid-19-Impfstoffe in Bundesländern, europäischen Ländern und über Europa hinaus beteiligt. Das Briefgeschäft dürfte vom Versand von Wahlunterlagen für sieben Wahlen und Impfinformationen Rückenwind bekommen.

MITTELFRISTZIELE: Das EBIT 2022 soll das des Vorjahres übertreffen. Den Analysten von Independent Research zufolge wurde damit das vorherige Ziel indirekt angehoben. Denn dieses sollte je nach Szenario der konjunkturellen Erholung nach Corona zwischen 4,7 Milliarden Euro und oberhalb von 5,3 Milliarden Euro liegen.

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DJG/uxd/kla

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March 05, 2021 11:06 ET (16:06 GMT)