Von Mauro Orru

BARCELONA (Dow Jones)--Energiekrise und galoppierende Inflation belasten unter den Telekomanbietern in Europa auch die Platzhirsche. Viele sehen sich gezwungen, sowohl die Preise für ihre Dienste als auch die Löhne und Gehälter ihrer Mitarbeiter anzuheben. Die Deutsche Telekom betrifft dies vergleichsweise am wenigsten - dank Sicherungsgeschäften bei den Energiekosten, einem neuen Tarifvertrag und einem wachsenden Markt im Heimatland.

Russlands Krieg in der Ukraine und die Drosselung der Erdgaslieferungen nach Europa haben zu Beginn des Jahres einen sprunghaften Anstieg der Kraftstoff- und Strompreise auf dem Kontinent ausgelöst. Die EU-Statistiker von Eurostat haben errechnet, dass Privathaushalte in der ersten Jahreshälfte für Strom im Schnitt 25,30 Euro pro 100 Kilowattstunden aufwenden mussten, gegenüber 22 Euro im Vorjahreszeitraum.

"Die Deutsche Telekom hat umfangreiche Absicherungen für Energiepreise bis Anfang 2024 laufen", sagt Georgios Ierodiaconou von Citi. "Wer sich vor der Krise in der Ukraine abgesichert hat, konnte relativ vernünfte Energieverträge abzuschließen. Unternehmen, die das nicht getan haben, stehen nun vor der Wahl, jetzt Verträge für die nächsten ein oder zwei Jahre abzuschließen. Diese sind dann sehr teuer. Sie können aber auch das Risiko eingehen und schauen, wie sich die Spotpreise entwickeln werden", so Ierodiaconou. Die Telekom hat ihre eigenen Energiekosten auf dem Niveau von 2021 abgesichert.

Überdies gelang es dem Bonner Konzern, mit den Gewerkschaften einen zweijährigen Tarifvertrag abzuschließen, der bis Ende Juni 2024 läuft und die Teuerung für die rund 55.000 Beschäftigten in Deutschland mildert. Vorgesehen sind bis Juni 2023 Gehaltserhöhungen zwischen 4,8 und 5,2 Prozent.

Nach den aktuellen Eurostat-Daten lagen die Verbraucherpreise in der Eurozone im November um 10 Prozent über dem Vorjahresniveau. "Alle europäischen [Telekom-]Märkte sehen sich einem Kostendruck durch steigende Energiepreise und Lohninflation ausgesetzt. Die deutschen Betreiber sind dagegen zwar nicht immun, aber wir glauben, dass die Auswirkungen im Vergleich zu anderen Märkten bescheidener ausfallen", schreiben die Analysten von UBS.

In Deutschland wächst der Telekommunikationsmarkt laut UBS überdies. In den zurückliegenden fünf Jahren stiegen Umsätze und Gewinne jeweils um 0,7 und um 2,6 Prozent im Vergleich zum breiteren europäischen Sektor, so die UBS-Analysten. Für sie ist die Telekom-Aktie ihr bevorzugter Wert in dem Sektor. Die Deutsche Telekom sei ein führendes Unternehmen in einem attraktiven deutschen Markt, heißt es in der Research Note. Sie stelle für Anleger im Hinblick auf die Inflation in Deutschland im Vergleich zur Peer-Group ein relativ geringes Risiko dar - dank Tarifvertrag und Energie-Hedging.

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December 02, 2022 08:50 ET (13:50 GMT)