FRANKFURT (Dow Jones)--Die Deutsche Telekom sollte mit ihren operativen Kennziffern im zweiten Quartal erneut gewachsen sein. Weiter unten in der Gewinn- und Verlustrechnung sieht es aber weniger rosig aus. Insbesondere bei der größten Telekom-Tochter T-Mobile sind einige außerordentliche Belastungen aufgelaufen, so etwa höhere Integrationskosten für die Fusion mit Sprint und Rückstellungen für einen Rechtsstreit. Rückenwind kommt da nur vom starken US-Dollar. Im Blick stehen bei der anstehenden Pressekonferenz am Donnerstag weitere Aussagen zum angekündigten Teilverkauf des Funkturmgeschäfts und die mögliche Anpassung der Jahresprognose.


   WORAUF ANLEGER ACHTEN SOLLTEN 

T-MOBILE - Die größte Telekom-Tochter T-Mobile US hat im zweiten Quartal 2022 rote Zahlen geschrieben. Das hat weitreichende Auswirkungen auch auf die Bilanz des Bonner DAX-Konzerns. Bei der US-Tochter lief im Berichtszeitraum ein Nettoverlust von 108 Millionen US-Dollar auf, nachdem im entsprechenden Vorjahreszeitraum noch ein Gewinn von 978 Millionen Dollar oder 78 Cent je Anteilsschein zu Buche gestanden hatte. T-Mobile US begründete den Verlust mit außerordentlichen Posten: fusionsbedingte Kosten von 1,3 Milliarden Dollar, Wertminderungsaufwendungen von 358 Millionen und 300 Millionen Dollar für die Beilegung eines Rechtsstreits im Zusammenhang mit dem Cyberangriff im vergangenen Jahr. Operativ läuft es aber gut bei T-Mobile.

WECHSELKURSE: Von der Währungsseite erhält die Telekom-Bilanz Rückenwind. Der Wechselkurs des Dollar hat sich im Quartal im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 14 Dollar-Cent verstärkt, so dass der Beitrag von T-Mobile zur Telekom-Bilanz entsprechend höher ausfällt.

KONSOLIDIERUNG: Die verkaufte Tochter T-Mobile Netherlands ist erstmalig nicht mehr in der Telekom-Bilanz berücksichtigt, die Vorjahresvergleichszahlen dafür werden nicht angepasst. Auch die abgegebene Tochter Telekom Romania leistet anders als vor Jahresfrist keinen Beitrag mehr. Bei T-Mobile US hat der DAX-Konzern dagegen seine Beteiligung um 1,7 Punkte auf 48,4 Prozent aufgestockt, so dass der Anteil am Ergebnis der US-Tochter zunimmt.

FUNKTÜRME - Lange war eine Transaktion erwartet worden, und endlich hat die Telekom einen Abnehmer für die Mehrheit ihres milliardenschweren Funkturm-Geschäfts gefunden. Die Transaktion soll die Finanzverschuldung der Telekom um 10,7 Milliarden Euro reduzieren. Den zusätzlichen Spielraum will die Telekom vor allem dazu nutzen, den Konzern zu entschulden und den Weg in Richtung der angestrebten 50,1 Prozent an T-Mobile US zu beschleunigen. Von Interesse ist, wie genau es hier weitergeht.

AUSBLICK: Im Fokus steht auch der Ausblick des Bonner-DAX-Konzerns, nachdem T-Mobile erneut höhere Synergien aus der Fusion mit Sprint angekündigt hatte und sich auch einen größeren Free Cashflow im laufenden Jahr zutraut. Für 2022 hat die Telekom zuletzt ein bereinigtes EBITDA AL von über 36,6 (2021: 37,3) Milliarden Euro angekündigt. Beim Free Cashflow AL werden über 10 Milliarden Euro erwartet.

Nachfolgend eine Auswertung der Prognosen von Analysten zum zweiten Quartal und für das Gesamtjahr 2022:


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.                                     PROG  PROG  PROG 
2. Quartal                            2Q22  ggVj  Zahl     2Q21 
Umsatz                              28.229   +6%    15   26.593 
EBITDA AL bereinigt                  9.838   +4%    15    9.418 
Erg nach Steuern/Dritten berei.      1.716  -19%    13    2.113 
Ergebnis nach Steuern/Dritten          946  -50%    12    1.879 
Free Cashflow AL                     2.615   -5%    11    2.766 
Umsatz Deutschland                   5.965   +1%    15    5.903 
Umsatz USA                          18.899  +14%    15   16.643 
Umsatz Europa                        2.712   -4%    15    2.823 
Umsatz Systemgeschäft                1.006    0%    15    1.006 
Umsatz Group Development               289  -63%    15      780 
Umsatz GHS                             658   -2%    15      671 
EBITDA AL bereinigt Deutschland      2.422   +3%    15    2.354 
EBITDA AL bereinigt USA              6.297  +10%    15    5.737 
EBITDA AL bereinigt Europa             970   -2%    15      994 
EBITDA AL bereinigt Systemgeschäft      76   +6%    15       72 
 
.                                     PROG  PROG  PROG 
GESAMTJAHR                            Gj22  ggVj  Zahl     Gj21 
Umsatz                             114.931   +6%    15  108.794 
EBITDA AL bereinigt                 39.391   +6%    15   37.330 
Erg nach Steuern/Dritten berei.      7.190  +23%    15    5.862 
Ergebnis nach Steuern/Dritten        5.778  +38%    14    4.176 
Free Cashflow AL                    10.544  +20%    15    8.810 
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ERLÄUTERUNGEN:

- Tabellenangaben in Millionen Euro, Ausnahme Ergebnis je Aktie in Euro

- Bilanzierung nach IFRS

- Quellen: Angaben des Unternehmens

- AL = After Leases

- GHS = Group Headquarters and Shared Services

- ggVj = Veränderung in Prozent gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum

- das Geschäftsjahr entspricht dem Kalenderjahr

- Rundungsdifferenzen möglich

- alle Angaben ohne Gewähr

Kontakt zum Autor: unternehmen.de@dowjones.com

DJG/jhe/kla

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August 08, 2022 09:00 ET (13:00 GMT)