Das Unternehmen habe großartige Möglichkeiten, aus eigener Kraft und durch Fusionen zu wachsen, sagte T-Mobile-US-Chef John Legere. "Wir werden einige der Chancen prüfen." Der Amerikaner, der sich meist in rosa Turnschuhen und Lederjacke zeigt und durch freche Werbeauftritte mittlerweile selbst zur Marke geworden ist, gibt mit den Aussagen den Startschuss für ein Übernahmenrennen auf dem US-Telekommarkt. In den vorigen zwölf Monaten war dies wegen einer milliardenschweren Frequenzauktion verboten. Der mit 73 Millionen Kunden drittgrößte Mobilfunker der Vereinigten Staaten steht wegen des anhaltenden Kundenerfolgs im Mittelpunkt.

Zwei Namen bringt Legere gleich selbst ins Spiel: Der Satelliten-TV-Betreiber Dish habe Zugriff auf gute Filme und Serien und ungenutztes Mobilfunkspektrum. Der direkte T-Mobile-Rivale Sprint verfüge hingegen über eine interessante Kundenbasis.

Letzterer ist schon länger im Gespräch. Nach Aussagen von Insidern vom Februar will Sprint-Besitzer Softbank - ein japanischer Telekom-Riese - die Mehrheit an seinem glücklosen Ableger an die Telekom-Tochter verkaufen. Softbank arbeite an einem solchen Deal mit T-Mobile US, hatten mehrere Insider der Nachrichtenagentur Reuters gesagt. Im Gegensatz zu einem vor drei Jahren gefloppten Fusionsversuch der beiden Firmen soll Sprint dieses Mal nur noch die Juniorrolle einnehmen und eine Minderheit am fusionierten Konzern halten. Der Deal wäre groß: Sprint ist an der Börse 35 Milliarden Dollar wert, T-Mobile US sogar 55 Milliarden Dollar. Die Deutsche Telekom hält an ihrem Ableger zwei Drittel der Aktien. Unklar ist die Haltung der US-Kartellbehörden, die die bisherigen Versuche der Bonner für einen US-Ausstieg bisher mit ihrem Veto vereitelten. Doch unter dem neuen Präsidenten Donald Trump könnte sich die harte Haltung ändern, da er sich unternehmensfreundlicher gibt, sagten Experten.

Im ersten Quartal wuchs T-Mobile US rasant weiter. Neu unterschrieben 900.000 Amerikaner einen Mobilfunkvertrag. Die Kunden sind in der Branche ein wichtiger Maßstab, da sie mehr Geld fürs Telefonieren und Internet-Surfen ausgeben. Das Wachstum ging auf Kosten der Konkurrenz: US-Mobilfunkriese Verizon verlor gleichzeitig scharenweise Nutzer, trotz neuer Tarife mit unbegrenztem Datenvolumen.

Für dieses Jahr erwartet T-Mobile-US-Chef Legere wie gehabt bis zu 10,8 Milliarden Dollar Betriebsgewinn. Im ersten Quartal wurden davon 2,7 Milliarden Dollar erwirtschaftet.

Die Telekom wollte sich früher eigentlich immer aus dem amerikanischen Markt zurückziehen, weil er ihr eigentlich zu risikoreich und kapitalintensiv ist. Allerdings ist das ehemalige Sorgenkind dank einer Milliarden-Starthilfe aus Bonn, neuen Tarifen und dem Dauer-Marketing durch Legere einer der letzten Wachstumsmotoren des Bonner Konzerns. Voriges Jahr kam etwa jeder zweite Euro des 73 Milliarden Telekom-Gesamtumsatzes von der anderen Seite des Atlantiks.