Höttges tat jedoch genau das Gegenteil. Nachdem er massiv in sein Netzwerk investiert hatte – während AT&T und Verizon sich für ihre Dividenden verausgabten – kaufte Deutsche Telekom den Mobilfunkanbieter Sprint. T-Mobile US wurde so zum zweitgrößten US-amerikanischen Anbieter mit 114 Millionen Abonnenten und einer anerkannt höheren Servicequalität als seine Mitbewerber.

Während die europäischen Telekommunikationsanbieter – Opfer einer überbordenden Konkurrenz – stagnierende Umsätze und schrumpfende Margen verzeichneten, sorgte die Deutsche Telekom im Gegensatz dazu für Wachstum bei Umsatz und Gewinn.

Ein wesentliches Merkmal der Deutschen Telekom im Vergleich zu ihren amerikanischen und europäischen Wettbewerbern ist zweifellos ihre vorsichtige Haltung gegenüber der heiligen Dividende. Der Konzern schüttet tatsächlich deutlich weniger aus als seine Rivalen, was ihn am Vorabend eines neuen großen Investitionszyklus für die Branche in eine vorteilhafte Position bringt.

Dennoch ist das Unternehmen nicht weniger verschuldet, und in dieser Hinsicht sind Vermögensverkäufe zu erwarten. Der stets unverblümte Höttges betonte, dass es wenig Sinn mache, "weiterhin auf lahmen Pferden zu reiten". Im vergangenen Jahr füllte die Deutsche Telekom bereits ihre Kassen, indem sie 51% ihrer Netzwerkinfrastruktur – GD Towers – an ein von Brookfield angeführtes Konsortium verkaufte.

Ein weiterer großer Vorteil für das deutsche Unternehmen ist, dass sein historischer Wettbewerber auf dem heimischen Markt – Vodafone, gestern in dieser Analyse besprochen – viele Fehltritte begangen hat, obwohl es nun entschlossen scheint, den Kurs zu korrigieren.

Der erbitterte Wettbewerb, der den Telekommunikationsmarkt in Europa prägt, wird also nicht so schnell nachlassen.