MÜNCHEN (dpa-AFX) - Der Online-Immobilien-Marktplatz Scout24 will das Wachstum trotz der anhaltenden Unsicherheiten durch die Corona-Pandemie beschleunigen. "Trotz Covid-19 stehen die Zeichen im deutschen Immobilienmarkt insgesamt auf Wachstum. Insbesondere die Nachfrage nach Wohnimmobilien, bei Miete und Kauf, ist trotz der Pandemie weiterhin hoch", teilte das Unternehmen bei der Vorlage der endgültigen Zahlen für 2020 mit. "Im Gewerbeimmobilienmarkt sind die vollen Auswirkungen durch Covid-19 dagegen noch nicht absehbar." Da Wohnimmobilien stärker gewichtet seien, rechnet der Vorstand 2021 mit einem Umsatzplus im mittleren einstelligen Prozentbereich. Die Marge soll dabei stabil bleiben.

"Dieser Ausblick steht jedoch unter dem Vorbehalt, dass sich die Pandemielage zunehmend verbessert und ab dem zweiten Halbjahr eine weitgehende Normalität zurückkehrt", hieß es weiter. 2020 legte der Umsatz - wie bereits seit rund einem Monat bekannt - um etwas mehr als ein Prozent auf knapp 354 Millionen Euro zu. Die Marge auf Basis des um Sondereffekte bereinigten Gewinns vor Zinsen und Steuern (Ebitda) betrug dabei 60 (2019: 59,9) Prozent. Der Konzern bestätigte damit die vorläufigen Angaben.

Umgerechnet in absolute Werte ergab dies für 2020 einen Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit von 212 Millionen Euro und damit 1,4 Prozent mehr als im Vorjahr. Legt man ein Umsatzwachstum von 5 Prozent und damit die Mitte der Spanne zugrunde, ergibt sich rechnerisch ein Umsatz von etwas mehr als 370 Millionen Euro im laufenden Jahr sowie ein operatives Ergebnis von rund 222 Millionen Euro. Das ist minimal weniger als die von der Nachrichtenagentur Bloomberg erfassten Experten bisher im Schnitt auf dem Zettel haben.

Die im MDax notierte Aktie büßte in einem schwachen Marktumfeld etwas mehr als einen Prozent auf 63,90 Euro ein. Das Papier pendelt bereits seit November in einer Spanne zwischen 60 und 70 Euro, nachdem es im September noch auf das Rekordhoch von knapp 80 Euro gestiegen war. Scout24 war 2014 von der Deutschen Telekom an die Finanzinvestoren Hellman & Friedman und Blackstone verkauft worden. Diese brachten das Unternehmen 2015 für 30 Euro das Stück an Börse gebracht.

Nur ein paar Jahre später wäre das Münchener Unternehmen beinahe wieder vom Kurszettel verschwunden. Doch der Finanzvestor Hellman & Friedman, der das Unternehmen zurückkaufen wollte, scheiterte im Frühjahr 2019 mit ihrem Gebot für 65 Euro je Aktie, da zu wenig Anteilseigner ihre Aktien angeboten haben. Ende des gleichen Jahres kam der Finanzinvestor dann bei seiner früheren Tochter dennoch zum Zuge - zumindest zum Teil. Für knapp drei Milliarden Euro ging die Autovermittlungsplattform AutoScout24 dann eben doch an H&F. Seitdem konzentriert sich Scout24 auf das Geschäft mit Immobilien.

Unter dem Strich stand wegen des Spartenverkaufs ein Überschuss von knapp 2,4 Milliarden Euro nach 80 Millionen Euro im Vorjahr. Der Gewinn aus den fortgeführten Aktivitäten lag bei 102 Millionen Euro und damit rund 60 Prozent höher als 2019. Da sich die Dividende an dem um Sondereffekte bereinigten Gewinn, der zurückgegangen ist, orientiert, soll diese von 91 Cent je Anteil auf 70 Cent sinken. Damit schüttet Scout24 insgesamt knapp 70 Millionen Euro oder zirka 50 Prozent des um Sondereffekte bereinigten Gewinns aus. Das sei das obere Ende der avisierten Bandbreite von 30 bis 50 Prozent. Aktienanalysten hatten mit einer noch niedrigeren Dividende gerechnet./zb/ssc/fba