BERLIN (dpa-AFX) - Die Macher der IFA haben sich zur Eröffnung der Technikmesse zuversichtlich gezeigt, dass die Tech-Branche sich von den wirtschaftlichen Unsicherheiten der Corona-Pandemie erholen wird. "Wenn es darum geht, Geschäfte zu machen, geht nichts über die persönliche Verbindung", sagte IFA-Chef Jens Heithecker am Donnerstag in Berlin. Deshalb sei die IFA 2020 als physisches Event ein so wichtiges Zeichen. "Sie ist ein Symbol und zeigt, dass wir gemeinsam über die Pandemie und ihre Folgen hinausschauen können."

Die IFA hatte am Donnerstag als verkleinerte "Special Edition" in einem streng begrenzten Rahmen die Tore geöffnet. Wegen der Corona-Pandemie wurde die Technik-Schau auf drei Tage verkürzt. An der IFA können nur akkreditierte Medienvertreter, Händler und Hersteller teilnehmen.

In der Eröffnungs-Keynote sagte Qualcomm-Präsident Cristiano Amon, die fünfte Mobilfunkgeneration 5G mit hohen Datenübertragungsraten werde in naher Zukunft von quasi jedem neuen Smartphone unterstützt werden und verwies dabei auf Qualcomms neuen Snapdragon-4-Chip. Bislang ist 5G nur in teuren Spitzen-Smartphones sowie einigen Mittelklasse-Geräten verfügbar.

"Der Snapdragon-4-Chip wird das Versprechen einlösen, 5G für alle Smartphone-Nutzer verfügbar zu machen." Mit ihm sei es möglich, den neuen Mobilfunk-Standard auch mit günstigeren Geräten von Herstellern wie Motorola, Oppo und Xiaomi ab 125 Dollar zu unterstützen. 5G bietet nicht nur höhere Datenübertragungsraten, sondern auch geringere Laufzeiten (Latenz), was für Anwendungen wie Telemedizin oder bestimmte Spiele entscheidend ist. Außerdem kann man mit 5G viel besser eine größere Anzahl von Geräten in einer Funkzelle versorgen, etwa in einem voll besetzten Fußball-Stadion.

Claudia Nemat, Vorstandsmitglied Technologie & Innovation der Deutschen Telekom AG, kündigte in einem eingeblendeten Videoclip an, 5G werde bis zum Jahresende in Deutschland zwei Drittel der Bevölkerung erreichen. 5G ist nach Angaben von Qualcomm derzeit in 80 öffentlichen Netzwerken in mehr als 35 Ländern in Afrika, Asien, Europa, Nordamerika, Ozeanien/Australien und Südamerika verfügbar. In diesen Regionen gebe es 3,5 Milliarden Smartphone-Anwender.

Auch der chinesische Technologiegigant Huawei zeigte sich auf der IFA optimistisch - obwohl die Chinesen aktuell von äußerst strikten Handelsbeschränkungen betroffen sind, die US-Präsident Donald Trump gegen den Konzern verhängt hatte. So müssen die neuen Smartphones des Konzerns ohne die wichtigen Google Mobile Services im Betriebssystem Android auskommen. Außerdem versuchen die USA, die Lieferketten von Huawei bei Computerchips zu unterbrechen.

Huawei-Manager William Tian, der in Deutschland die Konsumentenprodukte verantwortet, verwies im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur auf die jüngsten Absatzerfolge, die Huawei trotz des US-Sanktionen erzielt habe. "Im zweiten Quartal 2020 wurden wir der größte Handyhersteller der Welt, noch vor Samsung und Apple." Tian räumte ein, dass der Erfolg vor allem durch eine starke Nachfrage ermöglicht wurde. "Aber auch in Deutschland liegen wir mit einem Marktanteil von rund 16 Prozent auf einem stabilen dritten Platz." Die fehlenden Google Mobile Services habe Huawei inzwischen weitgehend durch eigene Huawei Mobile Services ersetzen können. Über solche Dienste können App-Entwickler auf bestimmte Smartphone-Funktion wie die Kaera oder Ortungsdaten zugreifen.

Um das Engagement von Huawei in Europa zu unterstreichen, kündigte Tian die Eröffnung eines 500 Quadratmeter großen Flagship-Stores in Berlin-Charlottenburg in der Nähe des Breitscheidplatzes Mitte Dezember an. Der Laden sei als der globaler Flagship-Store von Huawei konzipiert. Kunden könnten dort sämtliche Produkte von Huawei ausprobieren - vom Smart-TV über Smartphones, Tablet Computer und Notebooks bis hin zu smarten Uhren, Brillen, Kopfhörer und Fitness-Trackern.

Auf der IFA ist Huawei auch mit einem kleinen Stand vertreten, der allerdings längst nicht die Dimensionen früherer Messeauftritte hat, weil dort nur Fachbesucher erwartet werden. Die IFA hat im vergangenen Jahr noch rund 250 000 Besucher angezogen. Sie gehört aber auch zu den größten Ordermessen der Welt. 2019 verzeichnete die IFA nach Angaben der Messegesellschaft ein Ordervolumen von rund 4,7 Milliarden Euro. Da auch zahlreiche kleinere Firmen aus Asien fehlen, wird diese Zahl in diesem Jahr nicht erreicht werden können./chd/DP/nas