BELLEVUE (awp international) - Die US-Tochter des Bonner Telekom-Konzerns hat ihr Geschäft dank der Übernahme des kleineren Rivalen Sprint im zweiten Quartal kräftig ausgebaut. Die Erlöse legten im Jahresvergleich um 61 Prozent auf 17,7 Milliarden US-Dollar zu, wie T-Mobile am Donnerstag nach US-Börsenschluss mitteilte. Hohe Kosten wegen der Fusion und Belastungen durch die Corona-Krise liessen den Gewinn jedoch um 88 Prozent auf 110 Millionen Dollar einbrechen.

Die Aktien des Konzerns konnten dennoch deutlich zulegen. Das Papier der Deutschen Telekom gewann am Freitagvormittag an der Dax-Spitze 2,9 Prozent auf 14,88 Euro. Im Corona-Crash war das Papier mit dem Markt von 16,50 Euro am 21. Februar bis auf 10,41 Euro Mitte März abgestürzt. Auf dem aktuellen Kursniveau ist die T-Aktie in etwa wieder dort, wo sie schon Anfang des Jahres stand.

Die T-Mobile-Aktie reagierte am Donnerstagabend nachbörslich in New York zunächst ebenfalls mit kräftigen Kursaufschlägen von über 5 Prozent. Das auch deswegen, weil es im laufenden Geschäft besser lief als zuvor von Experten gedacht. Der um Sondereffekte bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen kletterte mit 7,02 Milliarden Dollar auf gut das Doppelte. Von der Telekom befragte Analysten hatten im Schnitt nur mit 6,3 Milliarden Dollar operativem Gewinn gerechnet. T-Mobile selbst hatte ebenfalls nur bis zu 6,5 Milliarden in Aussicht gestellt.

Im zweiten Quartal stieg die Zahl der Vertragskunden um 1,1 Millionen, nun zählt das Unternehmen zum Halbjahr 77,7 Millionen der besonders lukrativen Kunden, die auf Rechnung zahlen. Inklusive Prepaidkunden sind es 98,3 Millionen Anschlüsse.

T-Mobile gab zudem einen Ausblick auf das zweite Halbjahr. Dann soll die Vertragskundenzahl noch einmal um 1,7 bis 1,9 Millionen steigen. Das bereinigte operative Ergebnis dürfte zwischen 12,4 und 12,7 Milliarden US-Dollar liegen. Mit den Zahlen der ersten sechs Monate wären das bis zu knapp 23,4 Milliarden Dollar operativer Gewinn. Das ist deutlich mehr als bisher von Analysten mit 22,2 erwartet.

Die Resultate seien bei Umsatz und operativem Ergebnis deutlich höher ausgefallen als seine Schätzungen und die Erwartungen der Analysten, schrieb Analyst Holger Schmidt vom Bankhaus Metzler. Zusammen mit Sprint habe T-Mobile US nun fast doppelt so viel Frequenzspektrum wie die Platzhirsche am US-Markt. Mit den T-Mobile-Lizenzen im niedrigen Frequenzband sowie denjenigen von Sprint im mittleren Frequenzband habe das Unternehmen eine starke Grundlage, das landesweite Netz auszubauen. "Wir sehen das als grossen Wettbewerbsvorteil und Treiber für fortgeführtes Abonnentenwachstum sowie Marktanteilsgewinne", schrieb Schmidt.

Doch die milliardenschwere Grossübernahme, die über einen Aktiendeal abgewickelt wurde, hinterliess unter dem Strich ihre Spuren. Die Fusion selbst sorgte zunächst für Kosten von 635 Millionen Dollar. Mit 366 Millionen Dollar belasteten Abschreibungen unter anderem wegen der Umstellung des Rechnungssystems. Massnahmen gegen die Covid-19-Pandemie schlugen mit 253 Millionen Dollar zu Buche.

T-Mobile hatte am 1. April nach einer zweijährigen kartellrechtlichen Zitterpartie endlich den Zusammenschluss mit Sprint abschliessen können. Langfristig strebt die Telekom mit ihrer Tochter durch die Übernahme milliardenschwere Einsparungen an. Durch die Megafusion zog der Konzern im vergangenen Quartal nach eigenen Angaben bereits am Konkurrenten AT&T vorbei und stieg gemessen am Kundenvolumen zum zweitgrössten US-Mobilfunker hinter dem Branchenführer Verizon auf. AT&T hatte zur Mitte des Jahres rund 74,9 Millionen Vertragskunden aufzuweisen, inklusive Prepaidkunden waren es 92,9 Millionen./men/ssc/jha/