--Mindestannahmeschwelle von 50% wohl nicht erreicht

--Aktien zeigen moderate Reaktion

--Vonovia prüft Optionen, neues Angebot nicht ausgeschlossen

--Begrenzung Mietpreissteigerung Berlin gilt weiter

(NEU: Details, Kursreaktion)

Von Ulrike Dauer

FRANKFURT (Dow Jones)--Vonovia ist voraussichtlich zum zweiten Mal mit dem Versuch gescheitert, die Deutsche Wohnen zu übernehmen.

Nach Ablauf der regulären Annahmefrist am 21. Juli wurde das Angebot für rund 47,62 Prozent der Deutsche-Wohnen-Aktien angenommen, unter Berücksichtigung der Deutsche-Wohnen-Aktien, die von Vonovia bereits unmittelbar gehalten werden. Damit wurde die Mindestannahmeschwelle von 50 Prozent am Ende der ersten Annahmefrist wohl nicht erreicht. Die Nachbuchungsfrist läuft noch bis diesen Freitag um 18 Uhr.

Die Vonovia SE "wird nach derzeitigem Stand" die Mindestannahmequote "voraussichtlich nicht erreichen", teilte der Bochumer DAX-Konzern mit. Hierbei wird angenommen, dass es "nicht zu wesentlichen Erhöhungen der Annahmequote innerhalb der verbleibenden Nachbuchungsfrist kommt". Unter den Deutsche-Wohnen-Aktionäre seien derzeit viele Hedgefonds und Indexfonds, die erst handeln dürften, wenn die Mindestannahmequote erreicht und alle Vollzugsbedingungen erfüllt seien. Das endgültige Ergebnis will Vonovia wie geplant am 26. Juli veröffentlichen.

Die Aktien reagieren moderat auf die Ankündigung. Vonovia-Aktien verlieren 1,6 Prozent, Deutsche Wohnen gewinnen 0,3 Prozent auf 51,08 Euro. Vonovia lasse sich eine Hintertür offen für ein neues Angebot, welches im Handel für wahrscheinlich gehalten wird, da sich an der Sinnhaftigkeit einer Fusion nichts ändere, hieß es an der Börse.


   Vonovia-CEO: Zusammenschluss weiterhin strategisch sinnvoll 

Vonovia teilte weiter mit, dass der Konzern den Zusammenschluss beider Immobilienunternehmen weiterhin für "strategisch sinnvoll" halte, der Mehrwert für die Aktionäre schaffe. "Ein Zusammenschluss beider Unternehmen macht sowohl wirtschaftlich wie gesellschaftspolitisch viel Sinn, um die großen Herausforderungen am Wohnungsmarkt kraftvoller angehen zu können", sagte Vonovia-Chef Rolf Buch.

Der Angebotspreis sei weiter "angemessen", und Vonovia werde die ihr zur Verfügung stehenden Optionen sorgfältig prüfen. Diese könnten ein Verkauf der derzeit bereits von Vonovia gehaltenen Deutsche-Wohnen-Aktien, der Erwerb weiterer Aktien oder ein erneutes öffentliches Angebot sein. Vonovia hatte sich zuvor über Optionen einen Anteil von 3,53 Prozent an Deutsche Wohnen gesichert.

Im Rahmen des rund 18 Milliarden Euro schweren Übernahmeangebots offeriert die Nummer Eins im deutschen Wohnimmobilienmarkt 52,00 Euro je Aktie in bar für die Nummer Zwei. Durch den Zusammenschluss sollte Europas größter Wohnimmobilienkonzern mit einer kombinierten Marktkapitalisierung von voraussichtlich rund 45 Milliarden Euro und einem kombinierten Immobilienportfoliowert in Höhe von knapp 90 Milliarden Euro entstehen. Durch die gemeinsame Bewirtschaftung der Immobilienportfolien beider DAX-Konzerne sollten nach Einschätzung von Vonovia Synergien in Höhe von rund 105 Millionen Euro pro Jahr realisiert werden, vollständig ab Ende 2024. Diese hätten rund 200 Millionen Euro an Implementierungskosten verursacht.

Vorstand und Aufsichtsrat der Deutsche Wohnen unterstützten das Angebot, an ihrem Widerstand war 2016 ein erstes Übernahmeangebot gescheitert.

Für Berlin versprach Buch, dass das im Rahmen des Angebots gemachte Versprechen, die Mietpreissteigerung bis 2026 zu begrenzen, auch für Vonovia im Alleingang gelte. Deutsche Wohnen hat den Schwerpunkt seines Portfolios in Berlin. Im Zusammenhang mit dem Zusammenschluss sollten dem Land Berlin 20.000 Wohnungen angeboten werden.

(Mitarbeit: Manuel Priego-Thimmel)

Kontakt zur Autorin: ulrike.dauer@wsj.com; @UlrikeDauer_

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(END) Dow Jones Newswires

July 23, 2021 11:39 ET (15:39 GMT)