Düsseldorf (Reuters) - Die Tarifparteien der Metall- und Elektroindustrie sind in der zweiten Verhandlungsrunde über Löhne und Beschäftigungssicherung in Baden-Württemberg keinen Schritt vorangekommen.

Es habe bei konträren Positionen keinerlei Annäherung gegeben, erklärten am Montag die Verhandlungsführer des einflussreichen Bezirks, Roman Zitzelsberger von der IG Metall und Wilfried Porth vom Arbeitgeberverband Südwestmetall. Die Gewerkschaft fordert für den mit rund 3,8 Millionen Beschäftigten wichtigste deutsche Industriezweig vier Prozent mehr Geld bei einem Jahr Laufzeit. Zudem geht es um einen Rahmen für Vereinbarungen auf Betriebsebene, mit denen Unternehmen den Umbruch zu Klimaschutz und Digitalisierung bewältigen sollen.

Zu diesem "Zukunftstarifvertrag" gab es in Nordrhein-Westfalen, dem mitgliederstärksten Bezirk der Gewerkschaft, anders als im Südwesten Fortschritt im Tarifkonflikt, wie die Verhandlungsführer bei einem gemeinsamen Pressegespräch vor der Sitzung erklärten.

Die Arbeitgeber in Baden-Württemberg pochten darauf, dass die Gewerkschaft zum Verzicht auf frühere Tarifansprüche bereit sein müsse. "Ein 'weiter so" ist aus unserer Sicht absolut nicht tragbar", sagte Porth, der Personalchef des Autokonzerns Daimler. Vereinbarungen der Vergangenheit wie Schichtzulagen passten nicht mehr zur künftigen Situation der Industrie. Schon nach der ersten Verhandlungsrunde im Dezember hatten die Arbeitgeberverbände betont, die Personalkosten dürften nicht nur nicht mehr steigen, sondern es müsse Verzicht geleistet werden. Der Forderungskatalog von Südwestmetall sei abzulehnen, sagte IG-Metall-Bezirksleiter Zitzelsberger. "Das ist eine Politik von gestern, die nicht ins Jahr 2021 passt." Die Unternehmen wollten die Unsicherheit in der Pandemie ausnutzen, um Standards zu verschlechtern. Der Dissens sei groß, die Fronten verhärtet.

Zum Thema Löhne lagen Gewerkschaft und Arbeitgeber auch in Nordrhein-Westfalen noch über Kreuz. "Wir müssen aufpassen, dass wir keine zusätzlichen Kostenbelastungen bekommen", warnte der Metall-NRW-Präsident Arndt Kirchhoff vor Beginn der Gespräche. Bei zentralen Themen der Tarifrunde seien beide Seiten noch "ein gutes Stück auseinander", sagte Knut Giesler, Bezirksleiter der IG Metall NRW.

ARBEITGEBER FORDERN NULLRUNDE BIS 2022

Die Tarifrunde fällt in eine Zeit, in der die Geschäfte vieler Unternehmen wegen der Corona-Krise eingebrochen sind und sie sich gleichzeitig auf die Digitalisierung und den strengeren Klimaschutz umstellen müssen. Diese Transformation gefährdet nach Schätzungen der Gewerkschaft bis zu 250.000 Arbeitsplätze, viele davon in der Automobilindustrie, wo die IG Metall besonders viele Mitglieder hat. Die vier Prozent Erhöhung könnten nach ihrem Plan deshalb auch für einen teilweisen Lohnausgleich bei Arbeitszeitverkürzung eingesetzt werden, um in den Firmen so viele Beschäftigte wie möglich an Bord zu halten. Spielraum für Erhöhungen gäbe es erst wieder, wenn die Industrie nach einem Absturz der Produktion von mehr als 15 Prozent das Vorkrisenniveau von 2018 erreicht habe - also frühestens im Jahresverlauf 2022, erklärte Südwestmetall.

Einen neuen Verhandlungstermin in Baden-Württemberg gab es noch nicht. Die norddeutsche Metall- und Elektroindustrie verabredete sich für 3. Februar zur nächsten Runde. Die Friedenspflicht gilt bis Ende Februar, Warnstreiks wären ab 2. März möglich. Doch sieht die IG Metall in Baden-Württemberg noch Chancen zu einer Einigung am Verhandlungstisch, erklärte Zitzelsberger.