Von Carol Ryan

LONDON (Dow Jones)--Pernod Ricard bekommt einen etwas schwächeren Cocktail aus einer besseren Mixtur als sein großer Konkurrent Diageo.

Der französische Hersteller von Jameson Whiskey veröffentlichte am Donnerstag Rekordergebnisse für das Gesamtjahr. Die Umsätze stiegen im ersten Halbjahr um 17 Prozent, obwohl die Duty-Free-Absätze bei alkoholischen Getränken an Flughäfen noch nicht wieder das Niveau von 2019 erreicht haben und einige chinesische Städte wieder unter coronabedingten Lockdowns litten. Die operative Marge des Unternehmens verbesserte sich auf 28,3 Prozent. Bislang schlucken die Alkoholkonsumenten die Preiserhöhungen, die notwendig sind, um die Inflation bei Pernods eigenen Kosten auszugleichen.

Dennoch war dies nicht so gut wie die Entwicklung bei Diageo. Der Hersteller von Guinness und Casamigos Tequila konnte seinen Umsatz im gleichen Zeitraum um 21 Prozent steigern und seine Gewinnspanne auf 31 Prozent erhöhen.

Beide Unternehmen tummeln sich in einer boomenden Branche. Spirituosen haben im vergangenen Jahr Bier als wertmäßig größte Alkoholkategorie der Welt überholt. Die Destillateure nehmen den großen Brauereien in reifen Märkten wie den USA Marktanteile ab und machen dabei gleichzeitig Gewinne, da die Verbraucher zu teurerem Alkohol greifen. Premium-Spirituosenmarken wuchsen zwischen 2010 und 2021 um 8,1 Prozent pro Jahr, Super-Premium-Marken legten um 14,8 Prozent zu.

Dieser Trend sollte nun Pernod Ricard einen Vorteil verschaffen. Drei Viertel seines Umsatzes stammen aus diesen höherpreisigen Getränken, verglichen mit 57 Prozent bei Diageo. Aber Diageos Engagement bei Tequila in den USA trug dazu bei, dass der Konzern besser abschnitt. Diageo steigerte seinen Umsatz mit Spirituosen in den USA in seinem jüngsten Geschäftsjahr um 17 Prozent. Auch war Pernod Ricard nicht so gut bei der Datennutzung, die eine bessere Rendite aus dem Marketingbudget ermöglicht hätte. Das französische Unternehmen kündigte aber auf einem Investorentag im Juni Verbesserungen an.

Pernod könnte aufholen, wenn sich der internationale Reiseverkehr und die Ausgehmöglichkeiten weiter erholen. Vor der Pandemie stammten etwa 7 Prozent von Pernods Umsatz aus Geschäften in Flughäfen. Auch die Pernod-Marke Jameson ist in den USA stärker auf Bars und Restaurants ausgerichtet als viele andere Spirituosen. Deshalb profitierte sie nicht so stark vom Cocktail-Boom zu Hause wie etwa Cointreau - Hauptbestandteil im Cosmopolitan-Cocktail -, der sich im Besitz des italienischen Unternehmens Davide Campari-Milano befindet.


   Wachstum bei Spirituosen dürfte sich verlangsamen 

Die großen Spirituosenhersteller gehen davon aus, dass die Verbraucher auch bei einer Abschwächung der Weltwirtschaft weiterhin teuren Alkohol kaufen werden. Bislang hat Pernod jedenfalls keine Anzeichen für eine Abschwächung der Verbraucherausgaben festgestellt. Da die Realeinkommen jedoch durch die Inflation geschmälert werden, dürfte sich das Wachstum gegenüber den jüngsten Höchstständen verlangsamen. Steigende Energiepreise in Europa und die Aussicht auf eine Gasrationierung diesen Winter könnten auch die Kosten für die Brennereien in die Höhe treiben. Es wird riskanter, den Leidensdruck auf die Verbraucher abzuwälzen.

Die Aktien von Pernod Ricard werden derzeit zum 20-fachen der erwarteten Gewinne gehandelt und sind damit die billigsten unter den börsennotierten Spirituosenherstellern in Europa. Selbst angesichts der Unsicherheiten, wie sich die Verbraucher in den kommenden Monaten verhalten werden, gibt es keinen offensichtlichen Grund, warum der Kurs nicht steigen kann.

Kontakt zur Autorin: unternehmen.de@dowjones.com

DJG/DJN/uxd/cbr

(END) Dow Jones Newswires

September 02, 2022 03:34 ET (07:34 GMT)