Basel (awp) - Der Reise-Detailhändler Dufry hat im ersten Halbjahr den Umsatz kräftig gesteigert, ist unter dem Strich aber tiefer in die Minuszone gerutscht. Probleme bereiten die gedämpfte Reiselust und kräftige Wähungsverwerfungen. Der Übernahmeprozess von World Duty Free (WDF) verläuft derweil nach Plan. Die Börse reagiert verschnupft.

Für das erste Semester 2016 weist Dufry dank der WDF-Übernahme einen Umsatzsprung von 62% auf 3,61 Mrd CHF aus. Ohne WDF sähe das Bild allerdings ganz anders aus: Organisch ging der Umsatz um 6,3% zurück, nach einer Rate von -5,2% im ersten Quartal. Neue Konzessionen hatten einen positiven Einfluss von 0,7%, während der Währungseinfluss bei +2,4% lag.

Auch auf pro forma-Basis, also unter der Annahme, WDH hätte schon in ersten Halbjahr 2015 zu Dufry gehört, wird es nicht viel besser. So gerechnet betrug der organische Umsatzrückgang 1,6%. Das erste Quartal 2016 hatte mit einem kleinen Plus von 0,1% bei den Investoren bereits leise Hoffnungen auf Besserung geweckt.

Dufry litt vor allem unter dem Rückgang russischer Passagiere in erster Linie in der Türkei sowie einer getrübten Reise- und Einkaufslust der Konsumenten. Belastet hätten auch die Abwertung des brasilianischen Real und des argentinischen Peso. Eine starkes Wachstum verzeichnete das Unternehmen dagegen in Spanien und in Teilen der Karibik.

WACHSTUM IN H2 - BREXIT NOCH OHNE FOLGEN

Wie Dufry-Chef Julian Diaz am Freitag in einer Telefonkonferenz erklärte, signalisieren jedoch die ersten drei Juli-Wochen einen guten Start in das dritte Quartal 2016. Er gehe davon aus, dass Dufry in der zweiten Jahreshälfte wieder zu positiven organischen Wachstumsraten zurückkehren werde. "Aus meiner Sicht werden wir 2016 insgesamt organisch wachsen", so Diaz.

Auch der Ausstieg Grossbritanniens aus der Europäischen Union lässt bei Diaz keine Alarmglocken schrillen. Denn die Aussicht auf billigere Ferien auf der Insel habe die Flugbuchungen nach Grossbritannien seit dem "Brexit" um 10% nach oben schnellen lassen. Und: "Nach einem Ausstieg aus der EU werden alle von uns getätigten Verkäufe als Duty-Free gelten", so der Dufry-Chef.

Dem stünden zwar tiefere Ausgaben der Briten im Ferienland Spanien gegenüber, der wichtigsten Urlaubergruppe für Dufry in dem Land. Die potenziell niedrigeren Ausgaben von britischen Passagieren dürften aber durch einen Anstieg der internationalen Passagiervolumen in Grossbritannien mehr als kompensiert werden.

GEHALTENE MARGEN

Dank Synergien aus der Nuance-Integration, diese wurde rund ein Jahr vor WDF gekauft, wies Dufry trotz des organischen Umsatzschwunds eine um 50 Basispunkte höhere Bruttomarge von 58,4% aus. Der EBITDA Bruttogewinn stieg in der Folge um 61% auf 3,61 Mrd CHF auf 381,3 Mio CHF bei einer stabilen Marge von 10,6%.

Unter dem Strich resultierte aber nach Minderheiten ein Verlust von 75,0 Mio CHF. Der Fehlbetrag wurde somit im Vorjahresvergleich verdreifacht. Grund für den Verlust seien Abschreibungen im Zusammenhang mit den Übernahmen, Integrationskosten sowie Aufwendungen für die "Linearisierung" einiger Konzessionen in Spanien.

VERBESSERTES H2 ERWARTET

Er rechne in der zweiten Jahreshälfte 2016 mit einer insgesamt verbesserten Gesamtleistung, so CEO Diaz. Die Profitabilität werde man wohl halten können. Auch die Vorgabe eines EBITDA von 1 Mrd CHF gelte immer noch. Davon in Abzug zu bringen sei jedoch der Betrag, der Dufry wegen Translationseffekts aus dem deutlich abgeschwächten Pfund entgehe. Dieser liege bei rund 15 bis 20 Mio CHF.

Für die Zeit nach dem Abschluss der Integration von WDF hat Dufry eine EBITDA-Marge im Bereich 13,5 bis 14,0% in Aussicht gestellt. "Diese Guidance ist immer noch realistisch", erklärte Diaz mit Verweis auf die Synergien, die demnächst Wirkung entfalten würden.

Die Aktien gaben am Freitag um 0,5% auf 111,60 CHF nach.

ra/yr