BIETIGHEIM-BISSINGEN (dpa-AFX) - Der teure Konzernumbau hat dem Maschinen- und Anlagenbauer Dürr im dritten Quartal wie erwartet einen Ergebnisknick eingebrockt. Das Unternehmen hatte bereits vor drei Wochen seine Margenziele gekappt, setzt nun aber auf einen Schlussspurt zum Jahresende, um erhoffte Bestwerte bei Umsatz und Auftragseingang zu erreichen. Konzernchef Ralf Dieter sieht die Chancen dafür nicht schlecht. "Wir sollten ein sehr gutes Schlussquartal erzielen können", zeigte er sich am Donnerstag in Bietigheim-Bissingen überzeugt.

Dürr rechnet inzwischen damit, dass der Auftragseingang im laufenden Jahr erstmals auf rund 3,9 Milliarden Euro steigt und der Umsatz mehr als 3,8 Milliarden Euro erreicht. Damit präzisierte das Unternehmen seine Prognosen. Bisher hatte Dürr lediglich Bandbreiten angegeben, die auch einen Rückgang bei beiden Kennziffern im Vergleich zum Vorjahr nicht ausschlossen.

Nach der Mitte Oktober gesenkten Margenprognose und den ebenfalls gekappten Mittelfristzielen war diese Nachricht für die Börsianer zumindest ein Trostpflaster: Die Dürr-Aktie legte am Morgen in der Spitze um fast 7 Prozent zu, zuletzt betrug das Plus noch mehr als 3 Prozent.

Das Papier hatte seine Talfahrt nach der Prognosesenkung vor knapp drei Wochen zunächst beschleunigt, ist seit Ende Oktober aber wieder auf dem Vormarsch. Mit einem Kursverlust von fast 40 Prozent seit Jahresbeginn gehört die Aktie gleichwohl zu den größten Verlierern im MDax. Baader-Analyst Peter Rothenaicher sieht das Papier inzwischen attraktiv bewertet und empfiehlt es weiterhin zum Kauf.

Um seine Ziele bei Umsatz und Auftragseingang zu erreichen, muss Dürr im Schlussquartal eine Schippe draufpacken. Denn nach neun Monaten fehlt bei beiden Kennziffern jeweils noch mehr als eine Milliarde Euro. Im dritten Quartal blieb der Auftragseingang sogar klar hinter den Erwartungen der Branchenexperten zurück, er sank um 3,6 Prozent auf knapp 800 Millionen Euro. Ausschlaggebend war unter anderem ein Rückgang der Bestellungen im Geschäft mit Lackier- und Montageanlagen.

Richter setzt beim erhofften Jahresendspurt auf alle Geschäftsbereiche. Er wies aber vor allem auf die Autosparte hin, deren Pipeline mit Investitionsprojekten gut gefüllt sei. Auch bei Lackier- und Montageanlagen rechnet er im vierten Quartal mit einem hohen Auftragseingang.

Dürr wurde zuletzt ausgerechnet die Auftragslage bei der Tochter Homag zum Verhängnis, die Maschinen für die Holzbearbeitung herstellt. Weil Homag der steigenden Nachfrage nicht nachkam, wird die Produktion am Standort Schopfloch neu organisiert. Wie bereits bekannt, führte das zu hohen Sonderkosten, ebenso wie die Aufgabe des verlustreichen Geschäfts mit Mikrogasturbinen.

Während der Umsatz im dritten Quartal im Vergleich zum Vorjahr um 6,2 Prozent auf 984,5 Millionen Euro stieg, brach das operative Ergebnis (Ebit) um fast ein Viertel auf knapp 52 Millionen Euro ein. Das war noch weniger, als Analysten bereits befürchtet hatten. Unter dem Strich stand ein Gewinn von 35,3 Millionen Euro, ein Rückgang um 27 Prozent. Dürr hat die Vergleichszahlen aus dem Vorjahr wegen der erstmaligen Anwendung der Rechnungslegungsvorschrift IFRS 15 angepasst.

Neben dem Umbau bei der erst vor wenigen Jahren übernommenen Homag hat Dürr noch andere Baustellen zu beackern. Im Sommer schlugen die Baden-Württemberger zum Ausbau ihrer Umwelttechnik in den USA zu - und kauften von Babcock Wilcox (B&W) ausgerechnet die zwei bis dahin wenig ertragreichen Sparten Megtec und Universal, die Dürr mit zusätzlichen Investitionen wieder flott macht. In dem Bereich sieht der Vorstand nach dem umsatzschwachen ersten Halbjahr nun aber die Trendwende gekommen: Im dritten Quartal zogen die Erlöse dort um mehr als ein Fünftel an./tav/stw/mis