BIETIGHEIM-BISSINGEN (dpa-AFX) - Der Maschinen- und Anlagenbauer Dürr rudert wegen des teuren Umbaus der Tochter Homag und der Aufgabe des verlustreichen Geschäfts mit Mikrogasturbinen bei seinen Prognosen zurück. Wegen höherer Belastungen senkte der Konzern seine Ziele für das laufende Jahr. Da auch anders als erwartet keine bezahlbaren Übernahmeziele in Sicht sind, passte Dürr zugleich seine mittelfristigen Umsatzerwartungen an.

Gerne würde er einen ähnlichen Zukauf wie den von Homag aus dem Jahr 2014 stemmen, sagte Firmenchef Ralf Dieter am Donnerstag, einen Tag nach der Gewinnwarnung. Derzeit seien aber die Bewertungen der in Frage kommenden Unternehmen zu hoch. Dürr erwartet nun im Jahr 2020 einen Umsatz von 4,0 bis 4,2 Milliarden Euro. Das bisherige Ziel von 5 Milliarden Euro hatte potenzielle Übernahmen beinhaltet.

Die im MDax notierte Dürr-Aktie lag am Donnerstag zuletzt 1,47 Prozent im Plus bei 30,44 Euro. Zwar strichen mit Merrill Lynch, der Societe Generale und Equinet gleich drei Häuser ihre Empfehlungen. Börsianer hielten die skeptischen Stimmen durch die Kursverluste vom Mittwoch aber schon für eingepreist. Direkt im Anschluss an die Gewinnwarnung war die Aktie um zeitweise rund 11 Prozent eingeknickt. SocGen-Experte Sebastian Ubert zeigte sich in einer Studie von der Zielsenkung für 2020 überrascht, weniger allerdings von der für 2018.

Im laufenden Jahr rechnet Dürr nun mit einer operativen Marge (Ebit) von nur noch 5,8 bis 6,3 Prozent. Bisher war Dürr von 6,8 bis 7,3 Prozent ausgegangen. Hintergrund ist zum einen die geplante Einstellung des Mikrogasturbinengeschäfts, was zu Belastungen in Höhe von 17 Millionen Euro führt. Der Bereich schrieb zuletzt Verluste und bot zu wenig Marktchancen. Weitere Belastungen fallen bei der Tochter Homag an. Bei der Sparte, die Maschinen für die Holzbearbeitung herstellt, wird die Produktion am Standort Schopfloch neu organisiert, weil das Unternehmen der steigenden Nachfrage nach kompletten Fertigungslinien kaum nachkommt. Dies und zusätzliche Beratungskosten führten insgesamt zu einer Ergebnisbelastung von 35 Millionen Euro im zweiten Halbjahr.

An den anderen Homag-Standorten verläuft die Umsatz- und Ergebnisentwicklung laut Dürr wie erwartet. Auch im kommenden Jahr seien Zuwächse zu erwarten. Dürr hatte die Mehrheit (56 Prozent) an Homag vor vier Jahren für 228 Millionen Euro übernommen - auch um unabhängiger von der Autoindustrie zu werden. In diesem Jahr wurden weitere acht Prozent für 35 Millionen Euro hinzugekauft, so dass Dürr nun 64 Prozent der Anteile hält./she/ols/ang/jsl/he