Bilanzpressekonferenz der E.ON SE 16. März 2022

Ausführungen

Leonhard Birnbaum

CEO der E.ON SE

Marc Spieker

CFO der E.ON SE

Es gilt das gesprochene Wort.

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Sehr geehrte Pressevertreter,

meine Damen und Herren,

für unsere E.ON war das Geschäftsjahr 2021 sehr erfolgreich. Die Zahlen stimmen, wir sind operativ sehr gut unterwegs - und zwar obwohl wir auch in 2021 erhebliche Herausforderungen zu bewältigen hatten. Eigentlich eine exzellente Basis für eine Bilanzpressekonferenz.

Doch all das tritt angesichts der Tragödie in der Ukraine in den Hintergrund. Ich weiß, Marc Spieker, sieht das genauso. Der Vollständigkeit halber wird er aber gleich das Ergebnis des vergangenen Geschäftsjahrs erläutern. Ich werde mich auf das Nötigste beschränken.

Ich hatte vieles befürchtet. Doch was dann geschehen ist, hat mich fassungslos gemacht. Wir erleben den schwersten Bruch des Völkerrechts und die schlimmste humanitäre Katastrophe in Europa seit dem 2. Weltkrieg. E.ON verurteilt Krieg und Gewalt auf das schärfste. Und wir stehen voll hinter den Sanktionen der Europäischen Union.

Unsere Betroffenheit ist nicht rein abstrakt. Viele von uns bei E.ON haben ukrainische Kolleginnen und Kollegen, Freunde oder Verwandtschaft. Wir haben Standorte in der Slowakei, Polen, Ungarn und Rumänien. Die Grenzgebiete sind teilweise unsere Versorgungsgebiete. Wir sehen die inzwischen Millionen Flüchtlinge dort ankommen.

Meine Damen und Herren,

E.ON hat in einem ersten Schritt zwei Millionen Euro für Hilfsmaßnahmen zur Verfügung gestellt. Und unsere Mitarbeiter haben privat bereits über 160 Tausend Euro auf unser zentrales Spendenkonto beim Roten Kreuz gespendet. Meine Vorstandskollegin Victoria Ossadnik koordiniert die Hilfsmaßnahmen.

In der Ukraine selbst haben wir keine Geschäftstätigkeit. In den Anrainerstaaten Rumänien, Ungarn, Slowakei und Polen sowie Osteuropa leisten unsere operativen Einheiten ganz unmittelbare Hilfe.

  • In Rumänien errichten unsere Kollegen und Kolleginnen Energie- Infrastruktur für Geflüchteten-Unterkünfte.
  • In Polen verteilen sie Schlafsäcke und Matratzen.
  • In Tschechien bringen sie Geflüchtete in E.ON-Räumlichkeiten unter.
  • Und im ganzen Konzern gibt es eine Vielzahl weiterer Initiativen.

E.ON SE, Bilanzpressekonferenz, 16. März 2022, Statements Leonhard Birnbaum, Marc Spieker

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Es geht jetzt um die Menschen in der Ukraine. Das hat oberste Priorität dieser Tage. Auch für E.ON.

Auf der anderen Seite, meine Damen und Herren, geht es auch um Europa selbst. Es geht um unsere Energieversorgung. Heute und in Zukunft. Und es geht immer darum, bei alldem zu unterscheiden: Zwischen den kurzfristigen Verwerfungen in den nächsten Monaten und der langfristigen Perspektive.

Langfristig müssen und werden wir die Energieabhängigkeit von Russland grundlegend beenden. Daran führt kein Weg vorbei.

Langfristig brauchen wir eine Diversifikation unserer Energieimporte. Deutschland hat deshalb den Bau zweier eigener LNG-Terminals beschlossen.

Langfristig könnten LNG-Terminals - Bundeskanzler Scholz hatte das in seiner Regierungserklärung ausdrücklich miterwähnt - auch für die Einfuhr von Wasserstoff genutzt werden. Wir brauchen aber eine Wasserstoffinfrastruktur, die weit über diese Terminals hinausgeht. Dabei kann es auch nicht darum gehen, dass dieser Wasserstoff sofort zu 100 Prozent grün sein muss. Wir brauchen überhaupt erstmal genug Energie im System.

Langfristig ist der eingeschlagene Weg der Energiewende der richtige. E.ON bekennt sich gerade in dieser Krise ausdrücklich zur grünen Transformation. Aber wir werden nur erfolgreich sein, wenn wir den Ausbau jetzt massiv beschleunigen. Das gleiche gilt für die Modernisierung und Digitalisierung unserer Stromnetze.

Langfristige Antworten gibt es also für Deutschland und Europa - Diversifikation, LNG- und Wasserstoff-Infrastruktur,mehr Erneuerbare und mehr digitale Netzinfrastruktur. Und all das bestätigt uns bei E.ON in unserer Strategie, die wir voll auf diesen Umbau ausgerichtet haben.

Aber das ist alles langfristig. All das wird uns kurzfristig nicht helfen, über den nächsten Winter, über die nächsten 2-3 Jahre zu kommen.

Kurzfristig geht es jetzt um eine unter den gegebenen Umständen größtmögliche Stabilität unserer Versorgung. Und dabei muss die sichere und bezahlbare Versorgung von Industrie und Verbrauchern im Auge behalten werden. Mit allen potenziellen Folgeeffekten für unsere Volkswirtschaft.

Die Bundesregierung weiß das. Sie hält allen Rufen stand, auch die Einführung von Gas kurzfristig zu stoppen. Denn das würde Deutschland und Europa schwer treffen. Sie handelt nach unserer Wahrnehmung

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ausgesprochen umsichtig, verantwortungsvoll und überzeugend. Denn auch wenn es schmerzhaft und unbequem ist: Kurzfristig zumindest geht es nicht ohne russisches Gas. Auf jeden Fall nicht ohne schwere Konsequenzen für die europäische Wirtschaft. Deshalb möchte ich die Bundesregierung, allen voran Bundeskanzler Olaf Scholz und Wirtschaftsminister Robert Habeck an dieser Stelle ausdrücklich in ihrer Haltung unterstützen.

Kurzfristig geht es um bezahlbare Energie. Denn die Beschaffungspreise an den Großhandelsmärkten für Strom- und Gas sind seit längerem extrem hoch. Infolge der Krise werden sie hoch bleiben. Wie hoch kann in dieser brisanten Lage niemand seriös sagen. Richtig ist deshalb eine Entlastung der Kunden durch eine Senkung von Steuern und Abgaben auf Energie. Das ist schon seit langem eine Forderung von uns. Und die Aussetzung der EEG-Umlage ab

1. Juli 2022 werden wir selbstverständlich in vollem Umfang im Rahmen der dann geltenden Rechtslage für unsere Kunden umsetzen.

Klar ist: Einfache kurzfristige Antworten gibt es nicht. Wir reden über eine mögliche Aktivierung von Reserveanlagen und Verschiebung des Kohleausstiegs. Und wir reden über eventuell zwangsweise Reduktion von Nachfrage. Nichts davon macht man mal eben so. Wir werden einen Preis zahlen. Aber wir müssen jetzt dafür sorgen, dass der Preis nicht so hoch wird, dass wir ihn nicht mehr stemmen können.

Meine Damen und Herren,

E.ON hat ein großes Einkaufsportfolio für Privatkunden, kleine und mittlere Unternehmen. Wir kaufen unsere Gasmengen an den Großhandelsmärkten innerhalb Europas. E.ON hat keine langfristigen Lieferverträge direkt mit den Produzenten.

Zu einem kleineren Anteil haben wir jedoch auch Erdgasmengen in unserem Portfolio, die wir von Gazprom-Handelsgesellschaften in Europa eingekauft haben. Vor dem Hintergrund des Ukraine-Kriegs haben wir den Einkauf neuer Mengen von diesen Gesellschaften gestoppt.

Der russische Markt gehört nicht zu unseren Zielregionen. Aber klar ist: Sollte es über einen mehr oder weniger langen Zeitraum zu einer physischen Verknappung der Energieimporte kommen, wird dies auch für uns Folgen haben.

Die derzeitige Gemengelage macht unser Geschäft sicher nicht einfacher. Aber wir haben in der Vergangenheit bewiesen, dass wir auch und gerade in Zeiten größter Herausforderungen erfolgreich sind.

Meine Damen und Herren,

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es ist immer noch die Bilanzpressekonferenz. Lassen Sie mich deswegen trotz der Lage auch auf das vergangene Jahr eingehen. Auch 2021 hat sich E.ON in einem turbulenten Marktumfeld bewegt. Es war ein Stresstest an mehreren Fronten. Es hat abermals gezeigt: Wir sind widerstandsfähig. Und wir sind gut positioniert.

Ich habe im Rückblick auf das vergangene Jahr drei Botschaften.

Erstens: Wir haben 2021 in allen Bereichen erfolgreich und oberhalb der Erwartungen abgeschlossen. Und das haben wir trotz erheblicher Erschwernisse geschafft.

  • Wir haben unsere Zahlen abgeliefert. Dazu gleich mehr von Marc Spieker.
  • Aber wir haben nicht nur unsere Zahlen geliefert. Sondern wir haben auch im zweiten Corona-Jahr mit Lockdowns in allen unseren Märkten zu einer sicheren Energieversorgung beigetragen.
  • Und zusätzlich haben wir erfolgreich Katastrophenmanagement betrieben. Bei schweren Stürmen in Deutschland, Schweden und Osteuropa. Und nicht zuletzt bei den verheerenden Hochwassern im Ahrtal. Allen Kolleginnen und Kollegen im Katastrophen-Einsatz gilt deshalb ein herzlicher Dank!
  • Und zuletzt: E.ON war ein sicherer Hafen für knapp eine Million gestrandeter Kunden unseriöser Anbieter, die sich in diesen turbulenten Zeiten der Verantwortung entzogen hatten. Unsere Kunden waren durch langfristige und vorausschauende Beschaffung gut vor kurzfristigen Preisanpassungen geschützt.

Das war eine unglaubliche Leistung der gesamten Organisation!

Meine zweite Botschaft lautet: Wir haben parallel unsere Wachstumsstrategie für mehr Nachhaltigkeit und Digitalisierung vorangetrieben.

  • Wir haben unsere Netzinvestitionen hochgefahren - gegenüber dem Vorjahr um vier Prozent. Bis 2026 soll unsere regulierte Anlagenbasis im Stromgeschäft jährlich mindestens sechs Prozent wachsen.
  • Wir haben noch mehr Erneuerbare Energie in unser Stromnetz integriert
    - aber auch neue Kunden wie die Batteriefabrik Salzgitter und eine ganze Reihe von Rechenzentren im Raum Frankfurt am Main zum Beispiel.

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