ESSEN (dpa-AFX) - Eine weitreichende Neuordnung der Energiebranche in Deutschland ist unter Dach und Fach. Die RWE-Tochter Innogy ist jetzt Teil des Energieriesen Eon. Der sogenannte Squeeze-out der verbliebenen Minderheitsaktionäre von Innogy sei in das Handelsregister eingetragen worden, teilte Eon am Dienstag mit. Voraussichtlich noch in dieser Woche werde der Handel von Innogy-Aktien an der Börse eingestellt. Die Barabfindung von 42,82 Euro je Anteilschein, mit dem die Minderheitsaktionäre aus dem Unternehmen gedrängt wurden, solle in den nächsten Tagen ausgezahlt werden.

Für Eon-Chef Johannes Teyssen hat der im März 2018 vereinbarte Milliardendeal mit dem alten Rivalen RWE historische Dimensionen. "Etwas Vergleichbares hat in den letzten Dekaden der deutschen Wirtschaftsgeschichte nicht stattgefunden", strich er heraus. Eon verabschiedet sich, sobald sein letztes Kernkraftwerk abgeschaltet ist, komplett aus der Stromerzeugung und konzentriert sich auf Bau und Betrieb der Energienetze und den Verkauf von Strom und Gas an rund 50 Millionen Kunden in 15 europäischen Ländern.

RWE hat die erneuerbaren Energien von Eon übernommen und bekommt noch die Windparks und Solaranlagen von Innogy dazu. Dadurch wird der Braunkohleverstromer einer der weltweit größten Erzeuger von grünem Strom. Die Eintragung der Verschmelzung von Eon mit Innogy ins Handelsregister sei auch für RWE "ein wichtiger Meilenstein", teilte der Konzern in einem Tweet mit. RWE ist durch die Vereinbarung auch zum größten Aktionär von Eon geworden.

Kritiker befürchten allerdings negative Auswirkungen auf den Wettbewerb in Deutschland, unter anderem bei der Einführung neuer Technologien wie der intelligenten Stromzähler. Teyssen sieht einer von mehreren Stadtwerken eingereichten Klage gegen die Genehmigung des Deals durch die EU-Kommission gelassen entgegen. Sie habe "äußerst geringe Erfolgsaussichten" hatte er bei der Eon-Hauptversammlung in der vergangenen Woche gesagt.

Die Übernahme von Innogy durch Eon ist auch mit einem Personalabbau verbunden. Bis zu 5000 Stellen sollen in dem fusionierten Unternehmen sozialverträglich wegfallen. Es gebe aber auch große Chancen, neue Beschäftigung aufzubauen, hatte Teyssen versichert./hff/DP/men