- von Tom Käckenhoff und Matthias Inverardi und Christoph Steitz

Die seit Jahren kriselnde Innogy-Tochter npower musste im vergangenen Geschäftsjahr 1,5 Milliarden Euro abschreiben, wie Vorstandschef Uwe Tigges und Finanzchef Bernhard Günther am Mittwoch auf der Bilanzpressekonferenz in Essen berichteten. Dies habe wesentlich mit zu dem Konzernverlust von 653 Millionen Euro geführt. Wenige Kilometer entfernt lehnte E.ON-Chef Johannes Teyssen eine Bestandsgarantie für das britische Innogy-Geschäft ab. E.ON sei grundsätzlich nicht bereit, Verluste über einen längeren Zeitraum hinzunehmen. "Wir schauen uns alle Optionen an", fügte sein Finanzchef Marc Spieker hinzu.

Innogy hatte die kriselnde britische Tochter eigentlich mit dem Konkurrenten SSE zusammenlegen wollen. Doch die Fusionspläne platzten. Der Markt ist hart umkämpft. Innogy liefen dort im vergangenen Jahr 657.000 Kunden davon. Finanzchef Günther wollte keine Prognose abgeben, wann Innogy dort wieder schwarze Zahlen schreiben könnte. Auch E.ON hat dort alle Hände voll zu tun: Der Konzern verlor auf der Insel rund 100.000 Kunden. "Unser Geschäft ist profitabel", betonte jedoch Finanzchef Spieker. Dies werde auch 2019 so bleiben - allerdings mit rückläufigen Ergebnissen.

Der Manager kündigte zudem an, dass die bereits für 2018 auf 43 Cent von zuvor 30 Cent je Aktie angehobene Dividende für 2019 auf 46 Cent erhöht werden soll. Im vergangenen Jahr schrumpfte das bereinigte Ebit um drei Prozent auf 2,99 Milliarden Euro. Für 2019 stellte der Konzern 2,9 bis 3,1 Milliarden in Aussicht.

TEYSSEN ZUR INNOGY-INTEGRATION: "BEHANDELE KINDER GLEICH"

Die Aktien von E.ON gaben zeitweise fast zwei Prozent nach, Innogy-Papiere lagen ebenfalls im Minus. Analysten wie die von Jefferies verwiesen bei beiden auf die schwierige Marktlage in Großbritannien. Die dortigen Ergebnisse drückten bei E.ON insgesamt auf die Margen im Vertriebsgeschäft. Innogy habe Schwierigkeiten in wettbewerbsintensiven Märkten. Insgesamt habe der Konzern 2018 rund 800.000 Kunden verloren. Neben Großbritannien gebe es in den Niederlanden zahlreiche Abgänge.

Im März 2018 hatten E.ON und der Innogy-Mutterkonzern RWE und E.ON bekannt gegeben, die erst 2016 gestartete Ökostrom-Tochter zu zerschlagen. "Die von E.ON und RWE angekündigte Transaktion hat uns im Frühjahr überrascht und war für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter alles andere als eine gute Nachricht", sagte Innogy-Chef Tigges. Während RWE für die Übernahme der Ökostromgeschäfte von Innogy und der von E.ON bereits grünes Licht erhalten hat, muss sich E.ON-Chef Teyssen noch gedulden. Er zeigte sich zuversichtlich, von der EU-Kommission grünes Licht für den Deal zu bekommen. "Wir sind fest davon überzeugt, dass die Übernahme von Innogy insgesamt wettbewerbsrechtlich unbedenklich ist und ab Mitte des Jahres vollzogen werden kann", schrieb er den Aktionären.

Innogy-Chef Tigges will um das Innogy-Erbe kämpfen. "Wir wollen so viel wie möglich von Innogy in die neue RWE und E.ON mit einbringen", sagte der Manager. "Und dafür kämpfen wir auch 2019." Innogy habe "Werte geschaffen, die bleiben", energiewirtschaftliche Trends früh erkannt und eine für die Branche neue Arbeits- und Unternehmenskultur etabliert, die nicht mehr von starren Hierarchiemustern geprägt sei, betonte er. Teyssen bekräftigte, dass bei der Übernahme bis zu 5000 Jobs gestrichen werden könnten. Mögliche Sorgen, von Innogy-Mitarbeitern benachteiligt zu werden, erteilte er eine Absage. Bei der Übernahme werde fair vorgegangen. Natürlich würden die besten beider Seiten aufgenommen. Ansonsten verweise er gerne auf das Zitate seiner Mutter: "Willst Du in das Himmelreich, behandel' deine Kinder gleich."