Düsseldorf (Reuters) - Der Energiekonzern RWE will die Verluste aus den gestiegenen Gaspreisen selbst tragen und sie nicht im Rahmen der Gas-Umlage geltend machen.

"Die Gas-Umlage hat das Ziel, dass Unternehmen, die in wirtschaftliche Not geraten, (..) über die Umlage die Verluste aus der Gasersatzbeschaffung verteilen", sagte RWE-Chef Markus Krebber am Donnerstag. Die Bundesregierung will mit der Umlage, die ab Oktober für alle Gas-Verbraucher gelten soll, Energieunternehmen vor dem Absturz bewahren, die durch ausbleibende Gas-Lieferungen aus Russland in eine Schieflage geraten sind. "Wir verzichten darauf, das in Anspruch zu nehmen", sagte Krebber.

Denn bei dem Konzern, der vergleichsweise wenig Gas aus Russland beziehe, sprudeln die Gewinne. Zudem arbeitet RWE an Alternativen zum Erdgas und treibt sein Geschäft mit erneuerbarer Energie voran. Die Gasspeicher seien zu 85 Prozent gefüllt. Zu einer möglichen Laufzeitverlängerung der deutschen Atomkraftwerke hielt sich RWE zurück. Dies sei Sache der Politik, sagte Krebber.

Im laufenden Jahr werde der Konzern mehr als fünf Milliarden Euro in den Ausbau des grünen Portfolios investieren - rund 30 Prozent mehr als ursprünglich geplant, teilte RWE bei der Vorlage seiner Halbjahreszahlen mit. RWE kann dabei auf prall gefüllte Kassen zurückgreifen. Das Nettovermögen habe Ende Juni 1,9 Milliarden Euro betragen nach 360 Millionen Ende 2021. RWE hatte bereits Ende Juli Ergebnisse vorgelegt und die Prognose angehoben. Auf Konzernebene erwartet RWE 2022 einen bereinigten operativen Ertrag (Ebitda) von fünf bis 5,5 Milliarden Euro statt wie bisher 3,6 bis vier Milliarden Euro.

In den ersten sechs Monaten konnte RWE zulegen - hier summierte sich das bereinigte Ebitda im Kerngeschäft nun auf 2,36 (1,2) Milliarden Euro, wie der Konzern bestätigte. Die Windparks auf See verdienten dank eines neues Windparks und besserer Windverhältnisse von Januar bis Juni mehr, auch die Windparks an Land und das Solar-Geschäft liefen besser als vor Jahresfrist. Im Energiehandel legte RWE ebenfalls zu.

"Das Ergebnis, das wir erwirtschaften, wird der Energiewende zugutekommen", betonte Krebber. Allein in diesem Jahr investiere der Konzern mehr als fünf Milliarden Euro in den Ausbau seines grünen Portfolios und damit rund 30 Prozent mehr als ursprünglich geplant. RWE investiere in Windkraft- und Solaranlagen sowie Speicher und in den Aufbau der Wasserstoffwirtschaft. "All das wird dringend gebraucht, um die Energieversorgung unabhängiger und klimaneutral zu machen."

(Bericht von Tom Käckenhoff und Matthias Inverardi; redigiert von Sabine Wollrab. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)