(neu: Details und Zitate aus der Telefonkonferenz, Analysten und Aktienkurs)

DÜSSELDORF (dpa-AFX) - Die Corona-Pandemie hat beim Energieversorger Uniper im vergangenen Jahr kaum eine Rolle gespielt. Das Unternehmen konnte den Gewinn ordentlich steigern. Dies dürfte sich im neuen Jahr jedoch so nicht wiederholen: Der Vorstand geht für 2021 von einem Rückgang aus. 2020 hatte Uniper noch von einem außergewöhnlich guten Gasgeschäft profitiert. Noch offen ist dabei die Dividendenpolitik für das laufende Jahr: Hier herrscht Uneinigkeit mit dem finnischen Großaktionär Fortum, wie Uniper bereits am Mittwochabend mitgeteilt hatte.

Die Gespräche mit Fortum über die Dividendenpolitik 2021 und den Zeitpunkt der Veröffentlichung dauerten an, hieß es dabei von Uniper. Analysten halten das für eher ungewöhnlich. Für das vergangene Geschäftsjahr will das Unternehmen wie vorher angekündigt 1,37 Euro je Aktie ausschütten nach 1,15 Euro im Jahr zuvor.

An der Börse wurden die Geschäftszahlen am Donnerstag honoriert: Die Uniper-Aktie legte bis zum frühen Nachmittag um fast zwei Prozent zu. Der Energiekonzern habe die Erwartungen übertroffen, schrieb Analyst John Musk vom Analysehaus RBC. Der Ausblick liege im erwarteten Rahmen. Der Energiekonzern sei ohne größere Blessuren durch das Corona-Jahr gekommen, kommentierte Barclays-Analyst Peter Crampton.

Mit dem Gewinnanstieg schnitt Uniper etwas besser ab, als die vom Konzern selbst befragten Analysten erwartet hatten. Das lag vor allem an einem gut laufenden Gasgeschäft, gestiegenen Preisen sowie gestiegenen Erzeugungsmengen in der Wasserkraftwerkssparte. Das Russlandgeschäft dagegen schwächelte: Dort blieb das Ergebnis wegen niedriger Strompreise und einer allgemein geringeren Nachfrage deutlich hinter dem Vorjahr zurück.

Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (bereinigtes Ebit) des Konzerns stieg im vergangenen Jahr um rund 16 Prozent auf 998 Millionen Euro, wie der Konzern mitteilte. Damit erreichten die Rheinländer das obere Ende ihrer Zielspanne. Das bereinigte Nettoergebnis kletterte um gut ein Viertel auf 774 Millionen Euro. Hier hatte der Kraftwerksbetreiber 600 bis 800 Millionen anvisiert.

Uniper-Finanzvorstand Sascha Bibert sah in den Ergebnissen aus dem Krisenjahr "ein klares Indiz für die Widerstandsfähigkeit von Uniper". In das Geschäftsjahr 2021 sei der Konzern vielversprechend gestartet.

Allerdings erwarten die Düsseldorfer für 2021 weniger Gewinn als im Vorjahr. Unter der Annahme eines normalen Geschäftsverlaufs soll 2021 ein bereinigtes Ebit von 700 bis 950 Millionen Euro zu Buche stehen. Das bereinigte Nettoergebnis soll zwischen 550 und 750 Millionen Euro landen. Analysten haben mit knapp 650 Millionen einen Wert in der Mitte der Spanne auf dem Zettel.

Aus Sicht des Managements könnte der Start ins neue Jahr aber dafür sorgen, dass Uniper eher am oberen als am unteren Ende der Spanne landet. "Aktuell gehen wir jedoch für das Gesamtjahr noch konservativ davon aus, dass das Gasgeschäft spürbar unter dem 2020er Ergebnis bleiben wird", sagte Bibert.

Uniper-Chef Andreas Schierenbeck sprach von "strukturellen Erfolgen" 2020. Dazu gehöre ein klarer Zeitplan für den Ausstieg aus der Steinkohleverstromung, aber auch die Neuaufstellung des Vorstandes. "Personell haben wir innerhalb eines guten Jahres das Vorstandsteam komplett erneuert." Seit Juni sei das Management nun wieder komplett. Grund für das Personalkarussell war der anfängliche Machtkampf zwischen Fortum und Uniper. Nachdem das Management neu besetzt wurde, verbesserten sich die Beziehungen. Uniper wolle künftig mit Fortum als "One Team" an die Aufgaben herangehen, sagte Schierenbeck.

Das abgelaufene Jahr stand für Uniper auch im Zeichen von Klimathemen. Erst im Dezember hatten sich Fortum und Uniper gemeinsam Nachhaltigkeitsziele gesetzt: Beide Konzerne wollen sich bis 2050 CO2-neutral stellen. Zudem wird Wind- und Solarenergie für Uniper in den nächsten Jahren ein Thema, genauso wie Wasserstoff. Zu letzterem haben die Düsseldorfer bereits mehrere Projekte in der Pipeline.

Uniper ist aus dem Energiekonzern Eon hervorgegangen, der das Unternehmen 2016 an die Börse gebracht und seine übrigen Anteile an den Düsseldorfern knapp zwei Jahre später an den finnischen Energieversorger Fortum verkauft hat. Nach einem langen Tauziehen und einem heftigen Übernahmestreit haben die Finnen inzwischen die Mehrheit übernommen. Bis Ende 2021 verzichtet Fortum auf einen Gewinnabführungs- und Beherrschungsvertrag inklusive einem Herausdrängen der Kleinanleger./knd/stw/jha/