Zürich (awp) - Die Nachfrage von institutionellen und privaten Investoren nach nachhaltigen Anlagen ist in den vergangenen Jahren stark gestiegen. Gleichzeitig werden auch die Regeln verschärft, die definieren, was nachhaltiges Wirtschaften ist. Das zwingt Vermögensverwalter dazu, sich in Bezug auf ESG-Produkte (Environment, Social, Governance) klar zu positionieren.

Für Vermögensverwalter muss die ESG-Strategie mehr sein als eine blosse Pflichtübung, um dauerhaften Erfolg zu haben, schreibt die PwC-Tochter "Strategy&" in einer am Freitag veröffentlichten Studie. Die Investoren würden Nachhaltigkeit längst nicht mehr als reinen Kostenfaktor ansehen, sondern vielmehr als vielversprechende Ergänzung ihres Vermögensportfolios.

ESG-Anlagen wachsen stark

Das belegen auch die Zahlen. Allein zwischen 2017 und 2019 hätten sich in Deutschland, Österreich und der Schweiz (DACH-Region) die ESG-Investments von institutionellen Anlegern auf 576 Milliarden von 176 Milliarden Euro verdreifacht. Bei privaten Anlagen hätten sie im gleichen Zeitraum sogar um das Vierfache zugelegt, auf 252 von 58 Milliarden Euro. Dabei sei der Schweizer Markt ein "Nachhaltigkeitstreiber" gewesen mit einem Anteil von 75 Prozent der ESG-Anlagen im deutschsprachigen Raum.

Wie stark das Wachstum in den kommenden Jahren sein werde, hänge aber auch davon ab, wie die EU-Regulierung zu den Klimazielen vorangehe und wie gross die Anreize durch die gesetzlichen Vorgaben ausfallen werden. Abhängig von den regulatorischen Anreizen und dem Mass an Eigenmotivation seitens der Investoren wird entweder ein weiteres lineares oder ein starkes Wachstum erwartet. Laut den Strategieberatern könnten die ESG-Anlagen bis 2024 im gesamten DACH-Raum einen Anteil an den Verwalteten Assets von bis zu 55 Prozent erreichen.

Wer nur Minimalanforderungen erfüllt geht Risiko ein

Die Vermögensverwalter stünden dabei nun vor grundsätzlichen Entscheidungen. Entweder sie würden sich darauf beschränken die Minimalanforderungen zu erfüllen oder sie gehen das Thema proaktiv an. "Immer anspruchsvollere Anleger zwingen Vermögensverwalter, jetzt eine umfassende Strategie aufzusetzen, um der zunehmenden Komplexität im ESG-Dschungel mit durchdachten Angeboten zu begegnen", kommentiert Studienautor und Director bei Strategy& Schweiz Utz Helmuth.

Wer dies nicht tue und darauf hoffe, dass die weitere EU-Regulierung traditionelle Investmentstrategien nach wie vor ermögliche und reguläre Fonds die dominierende Asset-Klasse blieben, gehe ein Risiko ein. "Viele Vermögensverwalter könnten auf ihren eigenen 'Kodak-Moment' zusteuern, wenn sie nicht zeitnah auf den ESG-Trend reagieren", schreibt Europachef Peter Gassmann.

Mit einem Kodak-Moment bezeichnet man das plötzliche Verschwinden eines bis anhin funktionierenden Geschäftsmodells, so wie es der amerikanische Film-Hersteller mit dem Aufstieg der Digitalfotografie erlebt hat.

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