Zürich (awp) - EFG International hat die Akquisition der BSI von BTG Pactual abgeschlossen. Mit sofortiger Wirkung übernimmt der Vermögensverwalter die vollständige Kontrolle über die Tessiner Privatbank, die im Strudel des 1MDB-Skandals zu Fall gekommen ist. Der Kaufpreis ist letztendlich deutlich unter dem zu Beginn angekündigten Betrag ausgefallen. Die vollständige Integration soll weiterhin bis Mitte 2017 abgeschlossen sein.

Für 100% von BSI zahlt EFG 1,06 Mrd CHF, wobei es sich um eine vorläufige Anpassung des Kaufpreises durch BTG handelt, die noch abschliessend geprüft werden muss. Der Gesamtpreis setzt sich zusammen aus einem Barbetrag von 575 Mio CHF, 86,2 Mio EFG-Aktien im Wert von 454 Mio (bei einem Schlusskurs von 5,27 CHF am 28.10.) und von EFG International ausgegebenen AT1-Kapitalinstrumenten im Umfang von 31 Mio CHF, wie EFG am Dienstag mitteilt. Bei der Ankündigung der Fusion Ende Februar 2016 war der Kaufpreis noch auf rund 1,33 Mrd CHF beziffert worden.

Dem jetzt festgelegten Kaufpreis stehe ein geschätzter materieller Buchwert nach IFRS von rund 1'39 Mio zum Zeitpunkt des Closings gegenüber, heisst es denn auch am Dienstag weiter. Der negative Goodwill werde auf 329 Mio CHF geschätzt.

Bei Kauf wurde vereinbart, dass sich der Preis abhängig von der Entwicklung der Nettoneugelder sowie von Veränderungen des materiellen Buchwerts - jeweils bis zum Abschluss der Transaktion - noch verändern könne. Der bezahlbare Preis enthalte nun Anpassungen nach unten im Umfang von 217 Mio CHF. Davon entfielen 48 Mio auf den tieferen Buchwert von BSI gegenüber dem Wert von 1,44 Mrd, und 167 Mio CHF ergäben sich auf die negative Nettoneugelddifferenz bei BSI seit dem 30. November 2015.

Die EFG Group bleibt nach Abschluss der Transaktion mit einer Beteiligung von 44,2% der grösste Aktionär von EFG International, während BTG Pactual eine Beteiligung von 30,0% halten wird.

KOMBINIERTE VERMÖGEN VON 148 MRD CHF

Die kombinierte Gruppe erreiche eine "bedeutende Wettbewerbsposition", heisst es von EFG weiter, mit verwalteten Vermögen von rund 148 Mrd CHF und gut 700 Kundenberatern (Client Relationship Officers, CROs). Dabei wird jedoch darauf hingewiesen, dass alle BSI-bezogenen Zahlen von BSI stammten und alle Zahlen vorläufig und ungeprüft seien. Es handelt sich um Schätzungen per Ende Oktober, wobei jene CRO nicht berücksichtigt wurden, die noch auf der Gehaltsliste von BSI standen, aber bereits gekündigt hatten. Bei Ankündigung der Übernahme waren gemeinsame verwaltete Vermögen von rund 170 Mrd CHF in Aussicht gestellt worden sowie über 860 Kundenberater.

EFG wird ihre Finanzabschlüsse weiterhin nach IFRS erstellen. Gemäss Genehmigung durch die Finma würden die regulatorischen Kapitalquoten der kombinierten Gruppe jedoch nach Swiss GAAP gemeldet, analog zur bisherigen Praxis von BSI. Das kombinierte Geschäft wies nach Swiss GAAP per Ende September schätzungsweise eine harte Kernkapitalquote (CET1) von 16,8%, eine Gesamtkapitalquote von 19,4% und eine Liquiditätsquote von 219% aus.

Zudem werde EFG weiterhin auch die harte Kernkapitalquote und die Gesamtkapitalquote nach Basel III (look-through) kommunizieren, diese erreichten per Ende September schätzungsweise 14,7% bzw. 17,6%. Alle Kapitalquoten wurden bereinigt um Auswirkungen der durch den Abschluss bedingten Transaktionen.

THOMAS MÜLLER WIRD BSI-CEO

BSI war bekanntlich in der Korruptionsaffäre um den malaysischen Staatsfonds 1MDB verstrickt. Die Finma warf dem Institut schwere Verstösse gegen Sorgfaltspflichten im Zusammenhang mit Geldwäscherei vor. Im Mai 2016 verlor es in Singapur die Banklizenz. Die Finma verfügte die Integration von BSI in EFG und die vollständige Auflösung der Tessiner Bank innerhalb von zwölf Monaten, da die Übernahme bereits beschlossene Sache war.

Bis zur abgeschlossenen rechtlichen Integration - weiterhin bis Mitte 2017 geplant - wird sie innerhalb der Holdingstruktur von EFG als separate Tochtergesellschaft operieren und ab sofort vollständig von EFG International kontrolliert. Der Verwaltungsrat von BSI setzt sich zusammen aus: EFG-CEO Joachim Straehle (Verwaltungsratspräsident), stellvertretender EFG-CEO und -CFO Giorgio Pradelli, Head of Strategy bei EFG Peter Fischer und ehemaliger EFG-CFO Rudy Van Den Steen. Zum CEO von BSI wurde Thomas Müller ernannt, der zuvor Geschäftsleitungsmitglied mehrerer Finanzinstitute war, unter anderem bei der Banca del Gottardo.

Die Marke BSI verschwindet indes offenbar: Es sei entschieden worden, weltweit eine einheitliche Marke zu haben, die auf dem bisherigen Markennamen von EFG aufbaue. Allerdings laufe bereits die Entwicklung einer neuen Marke und eines neuen Logos, die EFG sowie BSI gleichermassen widerspiegeln. Der Prozess solle ebenfalls bis Mitte 2017 abgeschlossen werden.

ys/ra