Zürich (awp) - Nachfolgend eine Auswahl von Artikeln zu wirtschaftsrelevanten Themen aus der Presse vom Wochenende:

RUSSLANDGESCHÄFT I: Viele westliche Firmen haben angekündigt, sich aus dem russischen Markt zurückzuziehen. Doch nur eine Minderheit hat diesen Schnitt auch wirklich vollzogen, wie die "Sonntagszeitung" berichtet. Gemäss einer Liste der US-Eliteuniversität Yale haben nur 18 von 53 Schweizer Unternehmen und Organisationen ihre Geschäfte in Russland vollständig gestoppt oder das Land verlassen. 14 haben ihre Geschäfte ausgesetzt, halten sich aber die Möglichkeit einer Rückkehr nach Russland offen, andere haben zumindest teilweise heruntergefahren oder wollen nicht mehr in Russland investieren. Vier Schweizer Unternehmen halten jedoch an ihrem Russland-Geschäft fest. Nebst der Firma Ems Chemie sind dies der Baumaschinenhersteller Liebherr, der Holzverarbeiter Swiss Krono und der Konsumgüterhändler Zepter. (SoZ, S. 39)

RUSSLANDGESCHÄFT II: Der weltgrösste Zementkonzern Holcim und der Bodenbelagshersteller Forbo haben zwei unterschiedliche Herangehensweisen gewählt für ihr Russlandgeschäft - mit unterschiedlichen Konsequenzen. Forbo hält am dortigen Geschäft fest. Dies sei jedoch ein vorläufiger Entscheid, sagt Verwaltungsratspräsident und Interims-CEO This Schneider gegenüber der "Neuen Zürcher Zeitung". Holcim gab das Russlandgeschäft auf. Dieses wurde nach dem Verkaufsentscheid jedoch zur Zielscheibe sogenannter "Corporate Raiders", die sich den Firmenteil mit kriminellen Machenschaften unter den Nagel reissen wollten. So habe Holcim einen tschetschenischen Gerichtsentscheid erhalten, wonach die deutsche Zwischengesellschaft, deren Tochter der russische Ableger ist, die Schulden von Holcim Russland an einen russischen Geschäftsmann verkauft habe und er somit der rechtmässige Besitzer sei. Doch die Beweise waren gefälscht - und Holcim reichte erfolgreich Beschwerde ein gegen den Gerichtsentscheid. Doch nur kurz darauf seien fünf weitere Klagen angeblicher Eigentümer eingegangen. (NZZ, S. 27)

SBB: Die SBB verwenden für ihren Bahnfunk noch immer 2G-Anlagen - eine Technologie, die von der Industrie bald nicht mehr unterstützt wird. Darum müssen sie ihr Netz nun dringend auf 5G umstellen. Stand heute gehen sie von 1800 Antennen-Standorten aus, sagt eine Sprecherin in der "NZZ am Sonntag". Diese versorgen 3800 Kilometer Bahnlinien mit Mobilfunk. Die Kosten dafür belaufen sich voraussichtlich auf einen mittleren dreistelligen Millionenbetrag. Auch Swisscom, Sunrise und Salt können an diesen Standorten ihre Sender anbringen. (NZZaS, S. 9, siehe auch separate Meldung)

CREDIT SUISSE: Bei der Credit Suisse kriselt laut dem "Sonntagsblick" auch die Schweizer Einheit. Die Zeitung sieht einen Hinweis darauf in einer kürzlich begebenen Anleihe durch eine chilenische Retailbank, bei der die Schweizer Grossbank nicht beteiligt war. "Früher wäre die CS mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit eine der Lead-Banken gewesen", sagt ein Kreditanalyst von Independent Credit View gegenüber dem Blatt. Dies zeige, dass die Bank auch in ihrem Kerngeschäft unter Druck stehe. Zudem würden auch im Heimmarkt Gelder abfliessen und Mitarbeitende davonlaufen. (SoBli, S. 30)

GETRÄNKEHERSTELLER: In Anwesenheit von Bundespräsident Alain Berset haben sich diese Woche Vertreterinnen und Vertreter grosser Getränkehersteller wie Coca-Cola und Rivella zur Reduktion von Zucker in Süssgetränken verpflichtet. Die Verantwortlichen von Red Bull und Pepsi waren aber nicht dabei, wie die "Sonntagszeitung" berichtet. Bei Red Bull gab man an, der enthaltene Zucker trage "zur Funktionalität des Energy Drinks" bei. Wie die "NZZ am Sonntag" schreibt, würde der Bund im Gegenzug zur freiwilligen Zuckerreduktion durch die Hersteller um 10 Prozent bis 2024 auf Gesetze zur Zuckerreduktion verzichten. Zieht ein Fabrikant aber nicht mit, gefährdet das den ganzen Deal. Denn relevant ist der Gesamtzucker über alle Hersteller hinweg. (SoZ, S. 35 und NZZaS, S. 27)

BÜROVERPFLEGUNG: Die letztes Jahr vom mexikanischen Femsa-Konzern übernommene Kiosk-Gruppe Valora hat ihr Projekt eines Automaten für Büroverpflegung gestoppt. Eine "Neupriorisierung der Digitalprojekte" habe laut einem Sprecher dazu geführt, dass Valora das Projekt mit Selbstbedienungskühlschränken fürs Büro namens AvecMini nicht mehr weiterführe, berichtet die "Schweiz am Wochenende". Dabei hätte mit dem Projekt die Konkurrenz wie etwa Selecta oder Felfel angegriffen werden und ein Teil des Umsatzverlustes, der während der Pandemie eingefahren wurde, wettgemacht werden sollen. Auch bei den "herkömmlichen" Snack-Automaten läuft es nicht wie geplant: Statt den bis Ende 2022 300 angepeilten Stück, betreibt Selecta aktuell nur 120 K-Kiosk-Snackautomaten. Grund dafür sind laut dem Sprecher Lieferschwierigkeiten. (SaW, S. 14)

MODEHANDEL: Während viele Modehändler Filialen schliessen, macht das Familienunternehmen Chicorée genau das Gegenteil. Dieser Tage eröffnet das Unternehmen gleich vier neue Geschäfte in den Kantonen Bern und Wallis, schreibt die "Sonntagszeitung". Damit kommt Chicorée auf 180 Filialen. Das reicht dem Präsidenten und Firmengründer Jörg Weber nicht. Er sieht noch einige schwarze Flecken auf der Karte, etwa in der Romandie. "Wir werden weitere Läden eröffnen. Doch bei 200 Filialen ist das Maximum für das Konzept Chicorée erreicht", sagt er. (SoZ, S. 36)

RUSSISCHE FIRMEN: Der Krieg in der Ukraine beeinflusst auch russische Unternehmerinnen und Unternehmer in der Schweiz. Viele orientieren sich um und verlagern ihr Geschäft in Branchen, die nicht sanktioniert sind, wie die "Sonntagszeitung" schreibt. Gleichzeitig haben die Sanktionen aber auch dazu geführt, dass die Besitzverhältnisse vieler Firmen undurchsichtiger geworden sind. (SoZ, S. 38)

LOHNTRANSPARENZ: In Österreich oder verschiedenen US-Bundesstaaten ist es bereits Pflicht, in Stellenausschreibungen das Gehalt anzugeben. Nicht so jedoch in der Schweiz. Dennoch nehmen die Stelleninserate zu, die den Lohn offenlegen, wie der "Tagesanzeiger" schreibt. Seit Januar 2021 hat sich der Anteil der Lohnangaben in Stelleninseraten von 0,5 auf 1 Prozent verdoppelt, wie die Tamedia-Zeitung mit Bezug auf Daten vom ebenfalls zur TX Group gehörenden Stellenportal Jobs.ch schreibt. Ob Transparenz allerdings zu mehr Lohngleichheit zwischen den Geschlechtern führt, bewerten Experten unterschiedlich. Manche Studien sprechen dafür, andere dagegen. Wissenschaftler gehen jedoch davon aus, dass die Löhne künftig transparenter werden, weil Arbeitnehmende dies immer öfter verlangten. Zudem ermöglichten Portale wie Kununu den Vergleich von Gehältern über die Firmengrenzen hinweg bereits heute, was schlecht zahlende Betriebe unter Druck setze. (TA, S. 9)

ARBEITSMARKT I: Viele "einfache" Jobs wie Automatikmonteurin, Gebäudereiniger, Küchen- und Fabrikationsmitarbeiter sind zurzeit am meisten gefragt. Das schreibt die "Sonntagszeitung", gestützt auf Zahlen der Datenfirma X28. X28-Gründer Cornel Müller hat die Zahlen vom 15. Januar 2019 mit jenen vom 15. Januar 2023 verglichen - und kommt zum Schluss, dass die grösste prozentuale Zunahme an offenen Stellen nicht bei den immer wieder genannten Berufen wie Ingenieurin, Software-Entwickler, Datenanalystin und Techniker stattgefunden hat, sondern bei drei anderen Kategorien: Bei Berufsleuten im Gesundheits- und Sozialwesen, bei solchen aus handwerklichen Berufen und bei Menschen, die vergleichsweise einfache Arbeiten ausüben. Weniger qualifizierte Arbeitskräfte profitieren zurzeit davon, dass ausgebildetes Personal nicht verfügbar ist. (SoZ, S. 41)

ARBEITSMARKT II: Noch 2014 wies die Schweiz im Vergleich mit 31 anderen westlichen Ländern die zweittiefste Erwerbslosenrate auf. Inzwischen wurde sie jedoch von vielen anderen Ländern überholt, schreibt die "Sonntagszeitung". Dies zumindest, wenn man die weltweit anerkannte Definition von Arbeitslosigkeit der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) zur Hand nimmt: Sie beinhaltet alle Menschen, die ohne Arbeit sind, eine Stelle suchen und innerhalb kurzer Zeit mit einer Tätigkeit beginnen könnten. Gemäss ILO-Kriterien liegt die Schweizer Arbeitslosenrate bei 4,3 Prozent - also gut zwei Prozentpunkte über jener rekordtiefen Arbeitslosigkeitsquote, die das Staatssekretariat für Wirtschaft gestützt auf die bei den Arbeitsämtern angemeldeten Arbeitslosen ausweist. Gemäss ILO-Messung weisen Deutschland, Grossbritannien, die USA, die Niederlande, Polen und etliche andere, vor allem mittelosteuropäische Länder eine tiefere Arbeitslosigkeit auf als die Schweiz. Das Staatssekretariat für Wirtschaft führt das "unter anderem darauf zurück, dass die Schweizer Wirtschaft zweimal eine sehr starke Aufwertung des Schweizer Frankens zu bewältigen hatte". Andere Fachleute halten gesellschaftliche Trends wie eine erhöhte Erwerbsquote und die Digitalisierung oder verschiedene Sozialreformen für ausschlaggebend. (SoZ, S. 35)

GESUNDHEITSKOSTEN: Die Gesundheitskosten sind 2022 nicht etwa bei Ärzten, Spitälern oder Pflegeheimen am stärksten gestiegen, sondern bei den Apotheken. Allein die Leistungen, die die Krankenkassen vergüten, stiegen um 6,8 Prozent auf über 4,6 Milliarden Franken. Das schreibt die "NZZ am Sonntag" mit Bezug auf neueste Daten. Die Krankenkassen machen vor allem teure Medikamente dafür verantwortlich. Die Apotheker sehen sich aber nicht als Kostentreiber. "Auf die Anzahl abgegebener Packungen, die zulasten der obligatorischen Krankenversicherung abgerechnet werden, haben die Apotheken nur einen begrenzten Einfluss, da nichts vergütet wird ohne Vorliegen eines Arztrezepts", schreibt der Verband Pharmasuisse. Die Patientinnen und Patienten seien nicht unschuldig an der Entwicklung. (NZZaS, S. 27)

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