"Ich sehe auch keinen besseren Plan", gab der Geschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), Thomas Hechtfischer, am Mittwoch auf der Hauptversammlung in Essen zu. In seiner jetzigen Form sei der Konzern wegen des Ökostrombooms und des politisch verordneten Atomausstiegs wohl nicht überlebensfähig, betonten andere Anleger. "Die Aufspaltung sorgt für trennschärfere Geschäftsmodelle und mehr Transparenz, wodurch die Kapitalmarktfähigkeit erhalten bleibt", erklärte Thomas Deser, Fondmanager bei Union Invest.

Nach den Plänen Teyssens soll sich E.ON künftig vor allem auf das Ökostromgeschäft konzentrieren. Die schwächelnden Kohle- und Gaskraftwerke werden in die Tochter Uniper ausgelagert. Mit den künftig getrennten Geschäftsmodellen sollen neue Investoren für den mit über 26 Milliarden Euro verschuldeten Konzern angelockt werden. Wirkliche Begeisterung löste das Vorhaben bei den Aktionären nicht aus. Die notwendige Mehrheit von 75 Prozent kommt wohl dennoch zustande. Bis zum Beginn der Hauptversammlung lagen keine Gegenanträge vor. Alle Stimmrechtsberater der Großaktionäre hätten eine Zustimmung empfohlen, sagte Teyssen.

KLARER KURS

Union-Invest-Experte Deser rief das Management auf, einen klaren Kurs zu fahren: "Wir fordern die Vorstände beider Gesellschaften auf, ihrem Unternehmen ein klares Profil zu geben, damit die Aktionäre bewusst entscheiden können, ob sie E.ON- oder Uniper-Aktien halten, kaufen oder verkaufen wollen." Deser sprach sich auch gegen einen Verkauf der Strom- und Gasnetze auf, wie sie der Hedge Fonds Knight Vinke fordert. "Kern der neuen E.ON sind die Energienetze in sechs europäischen Ländern", stellte Teyssen klar.

Der 56-Jährige steht seit 2010 an der Spitze von E.ON. Der Konzern war im Jahr 2000 durch den Zusammenschluss der Industriekonzerne Viag und Veba entstanden. Unter dem Druck von Wind- und Solarenergie und des bis 2022 geplanten Atomausstiegs in Deutschland sind die Energieriesen ins Wanken geraten. E.ON schrieb 2015 einen Nettoverlust von sieben Milliarden Euro.

Teyssen hatte die Anleger zu Beginn des Treffens in der Grugahalle auf seine Strategie eingeschworen. "Mit der größten Transaktion in der jüngeren europäischen Industriegeschichte schaffen wir heute nichts weniger als eine neue E.ON, die sich mit jeder Faser der Energiezukunft verschrieben hat." Er hatte mit den Plänen Ende 2014 für Furore gesorgt. Der Konkurrent RWE plant inzwischen, sein Ökostromgeschäft in eine neue Tochter auszulagern. Auch der Vattenfall-Konzern hat sich mit dem Verkauf seines deutschen Braunkohlegeschäfts quasi aufgespalten.

KOSTEN RUNTER

Vor allem an dem Geschäftsmodell von Uniper wurden auf der Hauptversammlung Zweifel laut. "Wird Uniper jemals wachsen?", fragte ein Anlegerschützer. Teyssen räumte ein, dass es Uniper wegen der gefallenen Strom-Großhandelspreise nicht leicht haben werde. Das Management habe deswegen beschlossen, die Kosten zu senken und Beteiligungen im Wert von mindestens zwei Milliarden Euro abzustoßen. Auch auf E.ON kämen durch die Vorschläge der Atomkommission zur Finanzierung der Atommüllkosten erhebliche Belastungen zu. E.ON werde deswegen Investitionen verschieben und die Kosten zusätzlich senken. Auch Kapitalmaßnahmen seien nicht ausgeschlossen, bekräftigte Teyssen. Die Kommission hatte empfohlen, dass die AKW-Betreiber E.ON, RWE, Vattenfall und EnBW zur Finanzierung der Atommüllentsorgung 23,3 Milliarden Euro in einen öffentlich-rechtlichen Fonds einzahlen.

Nach einer Zustimmung durch die Aktionäre will E.ON im Herbst 53 Prozent der Uniper-Anteile an die Börse bringen und die Papiere den eigenen Aktionären ins Depot legen. Den restlichen Anteil von 47 Prozent will E.ON bis 2018 halten, mittelfristig aber ganz abstoßen. Die künftige E.ON mit Sitz in Essen beschäftigt rund 43.000 Mitarbeiter und wird von Teyssen geführt. Uniper sitzt in Düsseldorf und beschäftigt knapp 14.000 Mitarbeiter. Chef ist der ehemalige E.ON-Finanzvorstand Klaus Schäfer.

Unternehmen in diesem Artikel : Enbw Energie Baden Wuerttemberg AG, RWE AG, E.ON SE