Düsseldorf/Frankfurt (Reuters) - Die Energiewirtschaft hat den Koalitionsvertrag der Ampelparteien SPD, Grüne und FDP überwiegend positiv bewertet, zugleich aber eine schnelle Umsetzung angemahnt.

"Dass wir noch vor Weihnachten eine neue, handlungsfähige Regierung bekommen, ist gut, wir haben keine Zeit zu verlieren", sagte der Chef des Elektro- und Energietechnikkonzerns Siemens Energy, Christian Bruch am Donnerstag. Er begrüßte die Pläne, wonach die Genehmigungsverfahren verkürzt und die Erneuerbaren Energien stärker ausgebaut werden sollen. Gleiches gelte für die Rolle von Erdgas als Brückentechnologie und den Einstieg in die Wasserstoffwirtschaft. "Nun kommt es darauf an, die Pläne zügig umzusetzen und die Voraussetzungen für private Investitionen in den Umbau zu schaffen."

Der Chef des Energiekonzerns Uniper, Klaus-Dieter Maubach, stieß in das selbe Horn. "Insbesondere der Ansatz, möglichst einfach, unbürokratisch und effizient vorzugehen, gefällt mir sehr." Er hoffe, dass es einen echten Ruck bei der Beschleunigung von Planungsverfahren gebe, denn diese seien ein Mühlstein um den Hals jedes großen Projekts.

Der Energiekonzern E.ON hatte in dieser Woche angekündigt, bis 2026 rund 22 Milliarden Euro in den Ausbau und die Modernisierung der Netze zu investieren. Er begrüße, dass die Koalition die große Bedeutung der Netzinfrastruktur als Rückgrat der Energiewende anerkenne - insbesondere auch mit Blick auf Finanzierung und Investitionsbedingungen, sagte Vorstandschef Leonhard Birnbaum. Nun müsse die Regierung nachlegen. "Die beste Ampel zeigt Deutschland freie Fahrt für Nachhaltigkeit, Digitalisierung und Wachstum."

Der Karlsruher Versorger EnBW sieht richtige Weichenstellungen, wenn die Dauer der Planungs- und Genehmigungsverfahren halbiert würden. Gleiches gelte, wenn zwei Prozent der Landesflächen für Onshore-Windenergieanlagen ausgewiesen würden und die Ladeinfrastruktur für E-Autos vorangetrieben werde. "Wir halten den Ausstieg aus der Kohle in Deutschland bis 2030 dabei für richtig und machbar" - allerdings müssten hierfür die Erneuerbaren Energien deutlich schneller ausgebaut werden.

STROMLOBBY: BRÄUCHTEN JEDE WOCHE BIS ZU 38 NEUE WINDRÄDER

Deutschlands größter Stromerzeuger und Betreiber von Kohle- und Gaskraftwerken RWE zeigte sich offen für Gespräche über ein Vorziehen des Kohleausstiegs von 2038 auf 2030. RWE habe betont, dass ein schnellerer Kohleausstieg möglich sei, wenn es einen massiven und beschleunigten Ausbau von Erneuerbaren Energien, Netzen und Speichern gebe sowie einen Zubau von Gaskraftwerken. "Dass die Koalition die Absicht hat, keine zusätzliche Entschädigung zu gewähren, nimmt das Unternehmen zunächst zur Kenntnis." Verträge müssten eingehalten werden.

Als sehr ambitioniert bezeichnete der Stromlobby-Verband BDEW das Ziel, wonach der Ökostromanteil bis 2030 auf 80 Prozent angehoben werden soll. Die Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung, Kerstin Andreae, machte hierzu eine Rechnung auf: "Aus dem Koalitionsvertrag ergibt sich ein Bedarf von 100 bis 130 Gigawatt Windenergie an Land bis 2030." Das entspreche etwa einem Zubau von 25 bis 38 Windrädern pro Woche. Im Jahr 2020 habe es gerade mal einen Zubau von acht Windrädern pro Woche gegeben.