"Kurzfristig kann es sein, dass wir vorsichtshalber, um vorbereitet zu sein für das Schlimmste, Kohlekraftwerke in der Reserve halten müssen, vielleicht sogar laufen lassen", sagte Wirtschafts- und Klimaminister Robert Habeck (Grüne) am Mittwoch im Deutschlandfunk. "Da muss der Pragmatismus jede politische Festlegung schlagen. Die Versorgungssicherheit muss gewährleistet sein." Die Bundesregierung plant zudem, ähnlich wie bei Öl und Gas eine Kohlereserve anzulegen.

Die Ampel-Koalition strebt laut Koalitionsvertrag einen völligen Verzicht auf Kohle-Strom bis 2030 an. Zug um Zug gehen bereits jetzt Kohlekraftwerke über regelmäßige Auktionsverfahren vom Netz. Wer die geringste Entschädigung verlangt, kann seine Anlage abschalten. Viele Betreiber hatten daran ein Interesse, da die Kraftwerke kaum noch wirtschaftlich liefen. Allerdings prüft die Bundesnetzagentur, ob sie für die Versorgungssicherheit notwendig sind und kann so ein Abschalten verhindern. Zuletzt waren Ende 2021 Kraftwerke vom Netz gegangen. Aufgrund der Auktionsverfahren wären die nächsten im Oktober an der Reihe.

Kohlestrom hatte im vergangenen Jahr noch einen Anteil von gut 27 Prozent an der Stromerzeugung, bei Gas waren es 15 Prozent.