"Ich hatte immer die große Vision", sagte Varta-Mehrheitseigentümer Michael Tojner der Nachrichtenagentur Reuters am Mittwoch. Der US-Batteriehersteller Energizer musste das europäische Geschäft von Varta auf Geheiß der EU-Kartellbehörden abgeben. "Ich liebe die EU", sagte der österreichische Investor. Varta zahlt unter dem Strich 100 Millionen Euro, dazu kommen rund 80 Millionen Euro übernommene Schulden, wie das Unternehmen im schwäbischen Ellwangen mitteilte. "Mit dieser Transaktion nutzen wir die einmalige Chance, zusammenzuführen, was zusammengehört", sagte Vorstandschef Herbert Schein.

Die Industriellenfamilie Quandt, die auch an BMW beteiligt ist, hatte das Traditionsunternehmen 2002 zerschlagen. Tojner hatte damals die kleinste Sparte, Mikrobatterien, übernommen. Im Herbst 2017 brachte er das Unternehmen wieder an die Börse. Unter dem Dach der Varta AG wurden bisher nur Knopfzellen für Hörgeräte und Kopfhörer sowie Batterien zur Speicherung von Energie etwa aus Photovoltaik-Anlagen gebaut. Damit setzt Varta 300 Millionen Euro um, künftig werden es rund 600 Millionen sein. Das operative Ergebnis (Ebitda), für 2019 auf 67 Millionen Euro geschätzt, soll durch den Zukauf auf gut 100 Millionen schnellen. Die Batteriefabrik in Dischingen wird mit übernommen.

Finanziert werden soll die Übernahme mit einem Kredit. Eine Kapitalerhöhung ist laut Tojner nicht nötig. Das Unternehmen sei bisher schuldenfrei, aus dem Börsengang sei noch Geld da. "Wir werden in die Marke investieren." Varta will die stabilen Einnahmen aus dem Verkauf von Haushaltsbatterien in den Ausbau des Geschäfts mit Lithium-Ionen-Akkus stecken.

Mit der Übernahme kommen zwei der drei Unternehmen wieder zusammen, die Varta-Batterien herstellen. Nur das Geschäft mit Autobatterien gehört weiterhin dem US-Autozulieferer Johnson Controls. "Das werden wir definitiv nicht zurückkaufen", sagte Tojner. Varta setze vielmehr auf Elektro-Autos und hat sich um Fördergelder zur Produktion von Batteriezellen beworben.

Energizer rechnet mit einem Erlös von 401 Millionen Dollar aus dem Varta-Verkauf. Die Hälfte davon steuert der vorherige Eigentümer Spectrum Brands bei, der die Batteriemarken Varta und Rayovac 2018 für zwei Milliarden Dollar an den Rivalen verkauft hatte. Außerhalb Europas kann Energizer die Marke Varta über Lizenzverträge weiter nutzen.