ESPOO (dpa-AFX) - Der finnische Netzwerkausrüster Nokia wird von seinen Anteilseignern kritisch beäugt. Die Ende Oktober zusammengestrichene Prognose und das Aussetzen der Dividendenzahlung hat die Börse dem Konzern bisher nicht verziehen. Der Kurs bleibt im Keller. Hohe Kosten für die Entwicklung von 5G-Technik sowie Preisdruck in China lasten auf dem Unternehmen. Wie erfolgreich ist das Unternehmen im Kampf um Marktanteile, Technologievorsprung und Gewinn? Was die Analysten sagen, was die Aktie bewegt und was sonst noch beim Unternehmen los ist:

WAS IST LOS BEI NOKIA:

Nokia macht zwar Gewinn und wächst. Und operativ lief es bei den Finnen zuletzt besser, doch bleibt der Wettstreit mit Ericsson und Huawei um Marktanteile im Geschäft mit dem neuen Breitband-Standard 5G hart. Zudem müssen die Unternehmen erst einmal viel Geld in die weitere Entwicklung der Technik rund um den neuesten Mobilfunkstandard stecken.

Nokia kappte daher jüngst seine Prognose und erwartet in diesem und im kommenden Jahr deutlich weniger Gewinn als zuvor angepeilt. Zudem sollen die Dividendenzahlungen vorerst ausgesetzt werden. Erst wenn die Kassenlage wieder besser isst und das Unternehmen einen Netto-Mittelbestand von rund 2 Milliarden Euro erreicht, sollen wieder Ausschüttungen fließen. Für 2019 rechnet das Unternehmen nach der neuen Prognose nur mit 1,5 Milliarden Euro.

Probleme hat Nokia auch mit der Profitabilität in China. Dennoch hält Konzernchef Rajeev Suri an dem Geschäft fest. Sich aufgrund der aggressiven Preispolitik in Sachen 5G aus China zurückzuziehen, stehe nicht zur Debatte, betonte der Manager. Man werde über eine lange Zeit ein wichtiger Akteur im dortigen Markt sein, da der Markt der weltweit größte sei.

Suri will nun in die Digitalisierung interner Prozesse investieren, um Produktkosten zu reduzieren und die Produktivität zu erhöhen. Hinzu kommen weitere Investitionen in die Software des Unternehmens.

WAS DIE ANALYSTEN SAGEN:

Mit dem Technologie-Wechsel hinkt Nokia aus Sicht von Experten der Konkurrenz hinterher. Huawei und Ericsson sind laut einer Ende Oktober veröffentlichten Studie der britischen Bank Barclays in der Entwicklung der neuen 5G-Chip-Generation bereits weiter. Schuld am Rückstand seien auch Probleme beim Halbleiter-Lieferanten Intel, den Nokia nun durch den taiwanischen Anbieter TSMC ersetze, so Analyst Andrew Gardiner.

Der Experte der US-Bank Goldman Sachs, Alexander Duval, sieht Nokia in seiner kürzlich veröffentlichten Studie ebenfalls hinter dem Konkurrenten Ericsson. Er verweist auf einen Medienbericht, wonach Telecom Italia Nokia wegen eines mangelnden Angebots offenbar nicht für ihr 5G-Netzwerk in Betracht ziehe. Die vom Unternehmen benötigten höheren Investitionen in die Technik werden nach Ansicht des Analyst mehrere Quartale in Anspruch nehmen. Zudem mache Nokia die Konkurrenz durch Ericsson zu schaffen. Die Bereitschaft der Schweden, über günstige Preise Marktanteile zu gewinnen, schaffe größere Risiken für Nokia als es der Unternehmensausblick impliziere. Duval senkte daher bei einer unveränderten Verkaufsempfehlung das Kursziel auf 2,90 Euro.

Die US-Investmentbank Morgan Stanley beließ die Bewertung der Papiere von Nokia hingegen bei "Equal-weight" und einem Kursziel von 3,70 Euro. Analyst Dominik Olszewski blieb vor allem mit Blick auf die Kostenprobleme der Finnen zurückhaltend. Auch er gab in seiner Anfang November vorgelegten Studie den Papieren von Ericsson den Vorzug.

Im Durchschnitt liegt das Kursziel der neun von dpa-AFX erfassten Analysten bei 3,84 Euro. Dabei rät einer zum Verkauf, drei empfehlen einen Kauf der Papiere und fünf stehen die Aktien neutral gegenüber.

WAS DIE AKTIE MACHT

Seit der Senkung des Gewinnausblicks im Oktober ging es für die Papiere bis Mitte November im Tief um mehr als ein Drittel auf 3,03 Euro nach unten. Weniger hatten sie zuletzt vor sechs Jahren gekostet.

Zu Beginn des Jahrzehnts und vor der Trennung von der Handy-Sparte konnte die Aktie im Jahr 2010 noch für fast 12 Euro gehandelt werden. Im Zuge des Abstiegs Nokias als Mobiltelefon-Hersteller ging es bis auf ein Rekordtief von 1,33 Euro im Jahr 2012 nach unten. Der vormals größte Geräte-Hersteller der Welt verkaufte seine alte Kern-Sparte an Microsoft. Die Transaktion brachte 2013 die Wende und ließ den Aktienkurs zunächst steigen. Seit Herbst 2013 kamen die Papiere unter dem Strich aber nicht mehr von der Stelle.

Aktuell bringt es Nokia an der Börse auf einen Marktwert von rund 17,7 Milliarden Euro. Dem stehen 27,7 Milliarden Euro beim schwedischen Konkurrenten Ericsson gegenüber. Im europäischen Leitindex EuroStoxx 50 sind die Nokia-Papiere im bisherigen Jahresverlauf mit einem Minus von fast 38 Prozent das abgeschlagene Schlusslicht. In dem Index notieren überhaupt nur 3 der 50 Werte im Minus./ssc/nas/mis/he