Deutschlands größter Autovermieter Sixt will die Schwäche seiner Konkurrenten zur Expansion auf dem wichtigen US-Markt nutzen.

"Wir profitieren davon, dass unsere Wettbewerber schwach sind", sagte Vorstandschef Erich Sixt am Donnerstag bei der Vorlage der Halbjahresbilanz. Er verwies auf den Einbruch des Flughafengeschäfts auf dem weltgrößten Markt für Autovermieter in der Corona-Krise und auf die Insolvenz des Rivalen Hertz. Auch wenn sich das Marktpotenzial des US-Flughafengeschäfts von 3,4 Milliarden Euro halbieren sollte, sei es immer noch größer als entsprechende Märkte in Europa. "Selbst wenn nur die Hälfte noch fliegt, ist das Potenzial für uns enorm", sagte Sixt. Er setze auf organisches Wachstum, könne aber auch Gelegenheiten zu kleineren Zukäufen nutzen.

Sixt hatte zehn Flughafenstationen in den USA von dem insolventen Konkurrenten Advantage Rent a Car erworben. Damit ist der Konzern nun an nahezu allen bedeutenden Verkehrsknotenpunkten des Landes vertreten, die laut Sixt wegen lang laufender Verträge der Vermieter mit den Flughafenbetreibern normalerweise auf Jahre für Neuzugänge blockiert seien. "Wir haben die Gunst der Stunde genutzt", sagte Sixt nun. "Das war für uns eine hervorragende Chance." Da mögliche Mitbieter noch schwerer von der Krise getroffen seien, konnte Sixt nach eigener Darstellung zum Schnäppchenpreis zuschlagen. "Das ist kein Betrag, der in der Bilanz sonderlich auffallen wird." Wie Sixt und Hertz kämpfen auch die Rivale Avis und Europcar damit, dass das Reiseaufkommen in der Corona-Krise deutlich zurückgegangen ist.

Sixt hatte Anfang August seine Jahresprognose gekippt, nachdem der operative Konzernumsatz im ersten Halbjahr um 37 Prozent auf 711 Millionen Euro eingebrochen war. Vor Steuern schrieb der Autovermieter 123 Millionen Euro Verlust nach einem Gewinn von 113 Millionen Euro vor Jahresfrist. Der Autovermieter reagierte darauf mit einer deutlichen Verringerung seiner Flotte. Im ersten Halbjahr ergänzte Sixt seine Flotte um 84.000 Fahrzeuge im Wert von 2,6 Milliarden Euro. Im Vorjahreszeitraum waren es noch 149.000 Fahrzeuge im Wert von 4,3 Milliarden Euro. Der Bestand schrumpfte damit um 18 Prozent auf 117.000 Fahrzeuge. Dieser sei gut ausgelastet und werde nun mit der ällmählichen Erholung des Geschäfts wieder aufgebaut, sagte Sixt.