ESSEN (awp international) - Kostensenkungen sowie gute Geschäfte mit Produkten für Hygieneanwendungen und die Bauwirtschaft helfen dem Spezialchemiekonzern Evonik durch die Corona-Krise. Hinzu kommt die Erholung der Autobranche, die zuletzt an Schwung gewann. Insgesamt verbesserte sich laut dem Unternehmen der positive Trend im abgelaufenen dritten Quartal von Monat zu Monat. Evonik-Chef Christian Kullmann traut sich nun nach einer überraschend robusten Gewinnentwicklung einen präziseren Jahresausblick zu. Für den freien Mittelzufluss wird er sogar optimistischer.

Die Evonik-Aktien dämmten ihre Verluste auf die Nachrichten hin am Donnerstagnachmittag ein wenig ein, notierten im Sog eines schwachen Aktienmarktes aber immer noch mehr als zwei Prozent im Minus. Zudem hatten bereits andere Chemieunternehmen wie Covestro und BASF über bessere Geschäfte berichtet als erwartet.

Der bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von Evonik sank im dritten Quartal im Jahresvergleich um etwas mehr als 4 Prozent auf 519 Millionen Euro, wie das Unternehmen am Donnerstag auf Basis vorläufiger Zahlen in Essen mitteilte. Der Rückgang sei damit deutlich geringer ausgefallen als von Analysten im Durchschnitt erwartet. Zudem war das Minus im Jahresvergleich im zweiten Quartal viel höher gewesen. Das bereinigte Konzernergebnis sank im dritten Jahresviertel den Angaben zufolge um rund 5 Prozent auf 186 Millionen Euro.

Robust liefen weiterhin die Geschäfte mit Produkten für die Windkraftbranche sowie mit Reinigungs- und Desinfektionsmitteln. Aber auch die Bauindustrie fragte rege nach. So litt der Bauboom in der Corona-Krise bislang kaum. Hier stellt Evonik unter anderem Stoffe her, die Böden und andere Oberflächen unempfindlich machen.

Insgesamt hielten sich die Sparten Specialty Additives, Nutrition & Care und Smart Materials, die Evonik als Wachstumsbereiche sieht, denn auch vergleichsweise gut. Sie bedienen unter anderem die Tierfutter- und Lebensmittelindustrie und die Pharmabranche, stellen aber auch Desinfektionsmittel, Materialien für den 3D-Druck und Flammschutzmittel her.

Im vierten Segment Performance Materials brach der ohnehin schon niedrige Gewinn am stärksten ein. Allerdings haben die Essener in diesem Bereich erst in diesem Jahr die Geschäftsfelder neu zusammengefasst, für die im Grunde keine Wachstumsinvestitionen mehr geplant sind. Dazu zählt auch das Baby-Care-Geschäft rund um saugstarke Materialien etwa für Windeln, das verkauft werden soll.

Im Gesamtjahr 2020 peilt Evonik-Chef Kullmann nun ein bereinigtes operatives Konzernergebnis zwischen 1,8 und 2,0 Milliarden Euro erreichen, nach 2,15 Milliarden im Vorjahr. Damit wurde der Ausblick auf der Ober- und der Unterseite um je 100 Millionen Euro eingeengt. Die Umsatzprognose bleibt bei 11,5 bis 13 Milliarden Euro. Hier waren es 2019 noch 13,1 Milliarden Euro gewesen.

Beim freien Mittelzufluss (Free Cashflow) sollen es 2020 nun rund 700 Millionen Euro werden. Bislang lautete das Ziel ein Drittel des bereinigten Ebitda, was auf Basis der alten Jahresziele nur im besten Fall rund 700 Millionen gewesen wären.

In den ersten neun Monaten erzielte Evonik hier bereits 417 Millionen Euro. Dabei profitierte das Unternehmen neben Kostensenkungen auch von geringeren Bonuszahlungen an die Mitarbeiter und niedrigeren Steuern./mis/eas/jha/