ESSEN (awp international) - Robuste Geschäfte mit Desinfektionsmitteln sowie mit der Pharma- und Lebensmittelbranche haben beim Spezialchemiekonzern Evonik die Folgen der Autokrise ein Stück weit gemildert. So fragten Kunden im zweiten Quartal Zusatzstoffe für Hygiene- und Körperpflegemittel rege nach, und auch die Geschäfte mit Tierfuttereiweissen sowie mit Materialien für Windkraftanlagen liefen gut. Hinzu kamen Kostensenkungen. Die Jahresziele für den Umsatz und das bereinigte operative Ergebnis bestätigte Konzernchef Christian Kullmann, auf den freien Mittelzufluss blickte der Manager am Dienstag bei der Vorlage des Quartalsberichts in Essen sogar etwas optimistischer.

Vom bereinigten Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) sollen 2020 nun mindestens 33,3 Prozent als freier Mittelzufluss hängen bleiben, nachdem bisher rund 30 Prozent angestrebt worden waren. "Inzwischen sehen wir in einigen Märkten erste Erholungstendenzen", sagte Finanzchefin Ute Wolf laut Mitteilung. Von einer generellen wirtschaftlichen Erholung könne bislang allerdings noch keine Rede sein.

Das bereinigte Ebitda fiel im zweiten Quartal denn auch im Jahresvergleich um 19 Prozent auf 456 Millionen Euro. Allerdings übertraf der MDax -Konzern damit die in den letzten Wochen nach optimistischen Äusserungen des Konzernchefs Kullmann gestiegenen durchschnittlichen Analystenschätzungen. Unter dem Strich blieb mit 114 Millionen Euro halb so viel hängen wie vor einem Jahr. Der freie Mittelzufluss belief sich auf 96 Millionen Euro.

"Im zweiten Quartal haben wir die Folgen der Pandemie durchaus zu spüren bekommen", sagte Kullmann. Allerdings zahlten sich der Portfolioumbau und Effizienzprogramme aus. So setzt Evonik seit Jahren verstärkt auf die Spezialchemie, die gerade in tristen Konjunkturzeiten oftmals robuster und profitabler ist als das Geschäft mit Standard- und Massenchemikalien.

Der Umsatz sank in den drei Monaten von April bis Ende Juni um 14 Prozent auf 2,83 Milliarden Euro. Anders als das operative Ergebnis blieb der Umsatz damit ein Stück weit hinter der durchschnittlichen Analystenschätzung zurück.

Im Gesamtjahr sollen derweil weiterhin ein Umsatz von 11,5 bis 13,0 Milliarden Euro und ein bereinigtes Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von 1,7 bis 2,1 Milliarden Euro erreicht werden. 2019 hatte Evonik bei einem Umsatz von 13,1 Milliarden Euro ein bereinigtes Ebitda von 2,15 Milliarden Euro erwirtschaftet.

Die Evonik-Aktien könnten nach den Quartalszahlen einen Blick wert sein. Sie bewegen sich seit Anfang Juni in einer Bandbreite von 22 bis 25 Euro. Am Montag hatten sie mit 23,31 Euro geschlossen. Seit dem Corona-Krisentief Mitte März haben sich die Papiere um etwa 54 Prozent erholt und damit ein klein wenig besser abgeschnitten als der europäische Branchenindex Stoxx Europe 600 Chemicals./mis/men/jha/