Düsseldorf (Reuters) - Evonik-Chef Christian Kullmann will den Essener Konzern auf margenstarke Geschäfte rund um die Spezialchemie konzentrieren.

Dazu plant er Milliarden-Investitionen und den Verkauf von Unternehmensteilen mit insgesamt über 2000 Beschäftigten. Durch den Umbau soll der Essener Konzern auch grüner und nachhaltiger werden. Das Russland-Geschäft Evoniks will Kullmann auslaufen lassen. Bei den Anlegern kamen die Pläne gut an - Evonik-Aktien legten am Dienstag bis zum Mittag um mehr als drei Prozent auf 25,60 Euro zu.

"Wir werden in den kommenden acht Jahren bis 2030 acht Milliarden Euro in die Zukunft des Konzerns investieren, rund die Hälfte davon in Deutschland", kündigte Kullmann an. Vier Milliarden Euro sollen in Instandhaltung und Ausrichtung der Standorte auf eine CO2-reduzierte Produktion fließen - denn den Ausstoß des Klima-Gases will Kullmann weiter reduzieren. Die übrigen vier Milliarden Euro sollen für organisches Wachstum aufgewendet werden. Der Löwenanteil soll dabei in Produkte mit hohem Nachhaltigkeitsnutzen und einer operativen Ebitda-Marge von über 20 Prozent investiert werden. Das Geld kommt damit nur den drei Wachstumssparten der Essener zugute - die vierte Division Performance Materials will Kullmann dagegen auflösen. Erste Schritte dazu wurden bereits eingeleitet.

Das Baby-Care-Geschäft der Sparte mit rund 900 Beschäftigten hat Kullmann abgetrennt, es soll im laufenden Jahr wachsen und im kommenden Jahr verkauft werden. Für sein intern C4-Verbund genanntes Geschäft mit rund 1000 Mitarbeitern, das unter anderem Zusätze für Kraftstoffe, PVC und Kautschuk produziert, sucht Evonik einen Partner, es könnte aber auch verkauft werden. "Mit der Abtrennung der Geschäfte beginnen wir in diesen Tagen", sagte Kullmann: "Das C4-Geschäft hat im vergangenen Jahr einen Umsatz von rund 1,8 Milliarden Euro gemacht." Für den Standort Lülsdorf bei Köln mit rund 600 Mitarbeitern sucht Evonik ebenfalls einen Käufer: "Dieser Prozess läuft - und er läuft gut, es gibt eine Reihe von Interessenten, die die Geschäfte dort fortführen wollen." Betriebsbedingte Kündigungen werde es bei dem Umbau nicht geben. Evonik trennt sich damit in Kullmanns Amtszeit durch Sparprogramme und Verkäufe von insgesamt rund 7000 Stellen. Der seit 2017 amtierende Evonik-Chef hatte indes auch durch Zukäufe vor allem in den USA Arbeitsplätze aufgebaut.

"Wir streben für alle unsere Geschäfte eine starke und führende Marktposition an und wir wollen Technologieführer sein", fasste Kullmann seine Strategie zusammen, die Evonik am Mittwoch auf einem Investorentag detailliert vorstellen will: "Wir fokussieren uns auf margenstarke Geschäfte, die weniger zyklisch sind." Kullmann will Evonik dabei auch grüner machen. "Bis zum Jahr 2030 wollen wir weitere 25 Prozent unserer CO2-Emissionen reduzieren. Dieses Ziel bezieht sich auf das Basisjahr 2021", sagte er. "Bislang war unser Ziel, die CO2-Emissionen von 2008 bis 2025 zu halbieren", fügte er hinzu: "Das haben wir bereits nahezu erreicht."

In Folge des russischen Überfalls auf die Ukraine und die Sanktionen des Westens lässt Kullmann das Geschäft Evoniks in Russland auslaufen. "Unser Russland-Geschäft wird zum Erliegen kommen", kündigte er an. Das liegt auch an den Sanktionen: "Einige unserer Produkte, wie etwa Methionin, stehen nun auf der neuen Embargo-Liste." Evonik beschäftigt in Russland knapp 60 Mitarbeiter.