HAMBURG (dpa-AFX) - Der Wirkstoff-Forscher Evotec mischt auch im Kampf gegen die Corona-Pandemie zunehmend mit. Über seine US-Tochter hat der Konzern nun einen wichtigen Millionen-Auftrag zur Herstellung von Antikörpern gegen die Covid-19-Erkrankung durch das US-Verteidigungsministerium erhalten. An der Börse sorgte die Nachricht zeitweise für ein Kursfeuerwerk - denn offenbar kamen Leerverkäufer unter Zugzwang.

Der auch andere Antikörper umfassende Auftrag für die US-Tochter Just - Evotec Biologics habe ein Volumen von 28,6 Millionen US-Dollar (23,5 Mio Euro), teilte der MDax-Konzern am Mittwoch in Hamburg mit. Im Rahmen der Vereinbarung werde das US-Verteidigungsministerium über einen Zeitraum von sieben Jahren Zugang zu Herstellungskapazitäten für monoklonale Antikörper gegen SARS-CoV-2 sowie in der neuen Produktions-Anlage erhalten. Diese wird demnächst in Redmond im US-Bundesstaat Washington fertiggestellt. Der Auftrag umfasst zudem weitere, nicht näher genannte Herstellungskapazitäten für Biologika.

Die Zusammenarbeit mit der US-Behörde hatte bereits im Sommer des vergangenen Jahres begonnen. Damals ging es zunächst um die Auswahl monoklonaler Antikörper gegen SARS-CoV-2 sowie die Entwicklung eines effizienten Prozesses für ihre Herstellung. Diese Auswahl sei binnen sechs Monaten gelungen, sagte der für das operative Geschäft zuständige Evotec-Vorstand Craig Johnstone laut Mitteilung.

Für den Pharmaforscher Evotec, der für und in Kooperation mit anderen Unternehmen sowie auf eigene Faust arbeitet, ist die Auswahl zum bevorzugten Dienstleister der Behörde ein bedeutsamer Schritt. Die US-Tochter wird damit zu einem zunehmend wichtigen Baustein in der aktuellen Konzernstrategie. Evotec hatte das US-Unternehmen, das zuvor unter dem Namen Just Biotherapeutics firmierte, erst 2019 übernommen. Von der neu entstehenden Produktionsanlage für biotechnologisch hergestellte Arzneistoffe erhofft sich Konzernchef Werner Lanthaler einen deutlichen Schub für das Unternehmen in diesem Jahr, wie er bereits vor einigen Monaten in einem Interview mit dpa-AFX verdeutlicht hatte.

Der Nachrichtenagentur Bloomberg sagte Lanthaler am Mittwoch, Evotec erwäge weitere dieser Anlagen zu errichten. Die Kosten für den Bau einer einzigen Anlage bezifferte er auf mehr als 100 Millionen Euro. Die Anlage in Redmond solle ab dem zweiten Halbjahr produzieren.

An der Börse sorgten die Nachrichten zum Auftrag in den USA unterdessen für heftige Kursbewegungen. Nach zweistelligen Kursgewinnen am Vortag schossen die Anteilsscheine des Wirkstoffforschers zu Handelsbeginn zunächst um gut 30 Prozent auf 43 Euro nach oben - das höchste Niveau seit Anfang des Jahrtausends. Börsianer sahen sich in ihren Vermutungen bestätigt, die tags zuvor am Markt bereits die Runde gemacht hatten: Dass ein Leerverkäufer mit seiner auf fallende Kurse spekulierenden Position so weit in Schieflage geraten war, dass er zur Eindeckung gezwungen wart. Ein klassischer "Short Squeeze" also.

Der Kaufdruck ließ inzwischen aber deutlich nach, was ebenfalls für bloße Deckungskäufe zu Handelsbeginn spricht. Zuletzt lagen Evotec-Papiere nur noch leicht im Plus./tav/knd/mis