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HAMBURG (dpa-AFX) - Der Pharmawirkstoff-Forscher Evotec sieht sich nach einem Umsatzplus in den ersten sechs Monaten weiter auf gutem Weg zu seinen Zielen - sowohl im laufenden Jahr als auch mittelfristig. So soll der Umsatz 2021 weiter auf 550 bis 570 Millionen Euro steigen, teilte das im MDax notierte Unternehmen am Mittwoch in Hamburg mit. Das wäre ein Plus von bis zu rund 14 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Beim Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) rechnet das Unternehmen mit 105 bis 120 Millionen Euro nach knapp 107 Millionen im vergangenen Jahr.

In den ersten sechs Monaten zog der Erlös um fast ein Fünftel auf knapp 280 Millionen Euro an. Das operative Ergebnis ging im ersten Halbjahr allerdings wegen höherer Investitionen sowie gestiegener Ausgaben für Forschung und Entwicklung um fast ein Viertel auf 36 Millionen Euro zurück. Damit fiel der operative Gewinn stärker als Experten erwartet hatten. An der Börse sorgten die Zahlen für Ernüchterung - zumindest zunächst. Der Kurs der Evotec-Aktie gab am Vormittag bis zu drei Prozent nach, drehte aber am Nachmittag ins Plus. Zuletzt gewann sie rund zwei Prozent auf 38,75 Euro.

Damit bleibt das Papier weiter auf einem hohen Niveau in der Bandbreite zwischen 35 Euro und 40 Euro, in der es seit Mitte Mai hin- und herpendelt. Zum Vergleich: Vor einem Jahr kostete die Aktie nur etwas mehr als 20 Euro. Mit einem Kursanstieg von fast 60 Prozent in den vergangenen zwölf Monaten gehört die Aktie zu den größten Gewinnern im MDax. Gemessen am Börsenwert von etwas mehr als sechs Milliarden Euro liegt das Unternehmen im Mittelfeld des Nebenwerteindex.

Die Corona-Pandemie und ihre Folgen haben weiter kaum Auswirkungen auf das Geschäft von Evotec. "In der ersten Jahreshälfte konnten alle Standorte ihren Betrieb fortführen. Im Vergleich zu anderen Unternehmen waren die Einschränkungen marginal", hieß es im Quartalsbericht. Finanziell habe die Krise bisher auch nur geringe Folgen. So habe es bei einigen erwarteten Meilensteinzahlungen von Partnern Verzögerungen gegeben.

Evotec arbeitet als Auftragsforscher unter anderem für Pharmaunternehmen und akademische Einrichtungen, baute aber in den vergangenen Jahren auch die eigene Medikamentenentwicklung aus. Durch Allianzen aber auch Übernahmen hat das Unternehmen, das zunächst auf einfach aufgebaute Wirkstoffmoleküle (niedermolekulare Wirkstoffe) spezialisiert war, seine Expertise in den vergangenen Jahren ausgebaut. Konzernchef Werner Lanthaler sieht Evotec am Beginn einer neuen Entwicklungsstufe.

Der Firmenlenker hatte dem Unternehmen auf dem letzten Kapitalmarkttag ehrgeizige Mittelfristziele verordnet, die nach den Zahlen zum Quartal ebenfalls bestätigt wurden. Bis 2025 soll der Umsatz auf mehr als eine Milliarde Euro anwachsen. Zum Vergleich: 2020 hatte Evotec rund eine halbe Milliarde Euro eingenommen. Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen soll auf mindestens 300 Millionen Euro steigen - das wäre dann rund drei Mal so viel wie noch 2020.

Für sein geplantes Wachstum kann der Konzern auf eine gut gefüllte Kasse zugreifen, auch wenn die Liquidität wegen der Investitionen leicht auf rund 449 Millionen Euro zurückging. Derzeit investiert der Konzern in den Aufbau von zwei Produktionsanlagen für biopharmazeutisch hergestellte Arzneien, die auf einer von der US-Tochter Just-Evotec Biologics entwickelten Technologie beruhen - eine davon wurde am Mittwoch eröffnet. Lanthaler verspricht sich hiervon erhebliche Kostenvorteile in der Produktion.

Das Unternehmen will zudem auch wieder stärker in den Fokus der US-Investoren rücken. Aus diesem Grund beantragte Evotec Anfang August die Notierung sogenannter Hinterlegungsscheine (ADRs) als Zweitnotiz an der Technologiebörse Nasdaq. Geplant ist diese in der zweiten Jahreshälfte. Die neuen Aktien sollen aus dem genehmigten Kapital ausgegeben werden.

Evotec war schon einmal im vergangenen Jahrzehnt im Zuge der Übernahme des US-Biotechunternehmens Renovis an der Nasdaq gelistet, hatte sich dann aber freiwillig von dort zurückgezogen, um sich stärker auf den heimischen Finanzmarkt zu konzentrieren. Zudem ist eine Zweitnotiz auch ein Kostenfaktor.

Allerdings gelten angelsächsische Investoren gegenüber der Biotechbranche als aufgeschlossener und investitionsfreudiger, weswegen beispielsweise auch die ebenfalls im MDax notierten Branchenmitglieder Morphosys und Qiagen über eine Zweitnotierung in den USA verfügen. Das für seinen Corona-Impfstoff bekannte Mainzer Unternehmen Biontech hat sogar seine Hauptnotiz an der Nasdaq./zb/mis/jha