FRANKFURT (Dow Jones)--Das Bundeskartellamt rechnet in diesem Jahr mit deutlich mehr Übernahmen und Fusionen als in den Vorjahren. "Es ist viel Liquidität im Markt, während gleichzeitig viele Unternehmen auch coronabedingt Schwierigkeiten haben", sagte Mundt, Präsident der Behörde, der Düsseldorfer Rheinischen Post (Ausgabe vom Samstag). Die Behörde werde zudem ihr Vorgehen gegen Online-Konzerne wie Amazon und Facebook verschärfen.

Bei der Prüfung von Fusionen und Übernahmen rechnet Mundt 2021 mit einer Reihe an schwierigen Verfahren. Aus der aktuellen "Gemengelage können nicht nur viele, sondern durchaus auch wettbewerblich heikle Verfahren entstehen." Er lehne es aber ab, Zusammenschlüsse nur lasch zu prüfen, weil Unternehmen wegen der Pandemie in der Krise seien. "Fusionskontrolle ist Strukturkontrolle, die auf die Zukunft gerichtet ist. Daher dürfen wir keinen anderen Maßstab als in der Vergangenheit anlegen", sagte Mundt der Zeitung.

Das Bundeskartellamt werde kritisch prüfen, falls Unternehmen aus China die aktuellen Turbulenzen nutzten, um deutsche Firmen zu kaufen. "Wir werden künftig viel stärker darauf achten müssen, dass es keine Wettbewerbsverzerrungen durch staatlich subventionierte Übernahmen gibt", sagte Mundt.

Mit Blick auf Online-Konzerne wie Amazon und Facebook werde die geplante Novelle des Gesetzes gegen Wettbewerbsbeschränkungen (GWB) Anfang des Jahres dem Bundeskartellamt "ermöglichen, Unternehmen mit sogenannter überragender marktübergreifender Bedeutung bestimmte Verhaltensweisen zu verbieten, beispielsweise die Selbstbevorzugung." Die Behörde bereite neue Maßnahmen vor, um gegen die großen Webkonzerne vorzugehen. "Wir bereiten uns intensiv auf die Anwendung dieses neuen Instruments vor", sagte Mundt. Namen betroffener Firmen nannte er nicht.

Die im vergangenen eingeleitete interne Entflechtung von Facebook will Mundt so schnell wie möglich durchsetzen. "Es wird mit harten Bandagen gekämpft", sagte er der Zeitung. Die Behörde hat Facebook verboten, Kundendaten bei Facebook selbst, den zwei Tochterfirmen Whatsapp und Instagram sowie anderer externer Dienste ohne deren Zustimmung zusammenzuführen. Das Verbot ist wegen Klagen des US-Konzerns aber noch nicht in Kraft. "Facebook wehrt sich vehement gegen unsere Verfügung, weil wir gegen den wettbewerbsfeindlichen Kern ihres Geschäftsmodelles vorgehen", sagte Mundt.

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January 03, 2021 04:26 ET (09:26 GMT)