(neu: Schlusskurs)

NEW YORK (dpa-AFX) - Erfolgreiches Börsendebüt für Snap in New York: Die Anleger haben sich am Donnerstag um die Aktien des Unternehmens, das hinter der beliebten Foto- und Nachrichten-App Snapchat steht, schier gerissen. Dank der hohen Nachfrage lag der erste Kurs der unter dem Kürzel SNAP erstmals gehandelten Papiere mit 24 US-Dollar um 41 Prozent über dem Ausgabepreis von 17 Dollar.

Snap habe den Zeitpunkt für den Börsengang optimal gewählt, kommentierte Marktanalyst Neil Wilson von ETX Capital. Er verwies auf die aktuelle Euphorie am US-Aktienmarkt, wo am Vortag der Leitindex Dow Jones Industrial erstmals in seiner Geschichte über 21 000 Punkte gestiegen war.

KURS ZEITWEISE ÜBER 26 DOLLAR

Händler waren begeistert vom Snap-Börsengang und konnten ihn teilweise auch gar nicht richtig fassen. "Traumstart", sagte einer. Ein anderer ließ sich gar zu der Bemerkung hinreißen, die Welt sei verrückt geworden.

Am Ende ihres ersten Handelstages kosteten die Aktien 24,48 Dollar, nachdem sie in der Spitze bis auf 26,05 Dollar gestiegen waren. Damit sei Snap unglaublich hoch bewertet, höher auch als Twitter und sogar ähnlich hoch wie Ebay , ergänzte Experte Wilson.

Mit breitem Lächeln im Gesicht hatten die Unternehmensgründer Evan Spiegel (26) und Bobby Murphy (28) den Aktienhandel in New York an diesem Donnerstag eingeläutet - ein traditionelles Ritual, wenn Firmen ihre Papiere listen. Die beiden jungen Tech-Manager haben allen Grund zur Freude, der Börsengang macht sie zu Multimilliardären.

'DIMENSION VON US-BÖRSENGÄNGEN BEEINDRUCKEND'

Ein Börsianer sagte, es sei beeindruckend, welche Dimensionen von Börsengängen an der Wall Street möglich seien, die dann auch noch Zeichnungsgewinne bescherten.

Die Platzierung erreichte ein Volumen von 3,4 Milliarden Dollar (3,2 Mrd Euro). Snap war zum Börsendebüt insgesamt rund 24 Milliarden Dollar wert. Es ist der größte US-Börsengang, seit die chinesische Handelsplattform Alibaba 2014 ihre Aktien in New York platzierte.

Der Snap-Börsengang sei zudem Ausdruck einer sehr speziellen Börsenphase, sagte Händler Andreas Lipkow. So werde das Unternehmen nach eigenen Aussagen vorerst keine Gewinn erzielen und trotzdem seien die Aktien heiß begehrt. Vieles erinnere ein wenig an die Euphorie um beispielsweise Twitter, so Lipkow. Die weiteren Kursverläufe sollten daher genau beobachtet werden. "Der Risikoschalter ist weiterhin auf aus und die Investoren kaufen, als wenn es morgen keine Aktien mehr geben würde", mahnte der Experte. Dies sei besonders bei den Börsenneulingen der Fall.

NOMURA IST SKEPTISCH

Ob das Unternehmen an der Vorherrschaft von Facebook rütteln kann, muss sich erst zeigen. Zuletzt geriet das Nutzerwachstum ins Stocken. Snap hatte im vergangenen Jahr über 500 Millionen Dollar verloren und damit mehr Verlust als Umsatz gemacht. Zudem müssen sich die Anleger darauf einlassen, Aktien ganz ohne Stimmrechte zu kaufen. Die Gründer Spiegel und Murphy wollen die Kontrolle nicht teilen.

Analyst Anthony DiClemente vom Analysehaus Nomura sieht die Snap-Aktien mit Skepsis. Seine erste Einstufung lautet "Reduce". DiClemente hält das Kurspotenzial für begrenzt. Sein Kursziel von 16 Dollar liegt sogar noch unter dem Ausgabepreis. Snap gehe genau dann an die Börse, wenn das Kundenwachstum und die Monetarisierung deutlich nachließen, bemängelte er. Der Wettbewerb mit Facebook, Instagram und WhatsApp dürfte Snap zudem zu schaffen machen, glaubt der Experte.

Snapchat wurde vor allem bei jungen Nutzern populär mit Fotos, die nach dem Ansehen von alleine wieder verschwinden. Inzwischen wird die App auch stärker für Kommunikation genutzt und zu einer Plattform für Medieninhalte ausgebaut./ajx/he

Unternehmen im Artikel: Facebook Inc, Twitter Inc, Snap Inc