München (Reuters) - Der französische Autozulieferer Faurecia will mit der Übernahme des deutschen Scheinwerfer-Spezialisten Hella schneller den Weg ins Elektroauto-Zeitalter finden.

"Das Unternehmen ist nach dem Zusammenschluss klar auf die Megatrends der Branche ausgerichtet", sagte Faurecia-Chef Patrick Koller am Montag. "Wir brauchen Hella - und wir glauben, dass Hella auch uns braucht." In vier Jahren sollen weniger als zehn Prozent des gemeinsamen Umsatzes vom Verbrennungsmotor abhängen, zurzeit ist es bei Faurecia noch ein Viertel. "Wir wollten mehr Elektronik, mehr Software", sagte Koller. Die beiden Firmen ergänzten sich - "das ist selten der Fall". Die Fusion sei auf Wachstum und nicht auf Sparen ausgerichtet: Der Umsatz soll binnen vier Jahren von 23 Milliarden auf 33 Milliarden Euro wachsen.

Deshalb stehe auch kein Stellenabbau unter den zusammen rund 150.000 Mitarbeitern an, von denen 13.000 in Deutschland arbeiten. "Die Arbeitsplätze und Standorte sind sicherer geworden, nicht unsicherer", sagte Hella-Chef Rolf Breidenbach, der auch in der Führung des fusionierten Konzerns eine wichtige Rolle spielen soll. Drei von sechs Faurecia-Sparten sollen künftig vom Hella-Firmensitz im westfälischen Lippstadt aus geführt werden. "Es ist eher mehr zu tun als weniger", beruhigte Breidenbach die Belegschaft.

Die Mehrheitseigentümer des Unternehmens, die Familie Hueck/Röpke, hatten am Wochenende Faurecia den Zuschlag für ihr 60-prozentiges Aktienpaket gegeben, zu einem Preis von 60 Euro je Aktie - insgesamt vier Milliarden Euro. Die übrigen Aktionäre bekommen ein Übernahmeangebot in der gleichen Höhe, vorher aber noch eine Dividende von 96 Cent. Hella wird damit insgesamt mit 6,8 Milliarden Euro bewertet. Die im Nebenwerteindex MDax notierte Hella-Aktie fiel um 3,4 Prozent auf 61,06 Euro, weil viele Aktionäre auf eine höhere Offerte spekuliert hatten.

"Die Familie hat uns gesagt, dass zwei Themen für sie gleichwertig sind: das strategische Konzept und die finanziellen Bedingungen", betonte Koller. Neben 3,4 Milliarden Euro in bar bekommen die rund 60 Familienmitglieder Faurecia-Aktien, die sie mit zusammen neun Prozent zum größten Aktionär des Konzerns aus Nanterre machen - noch vor der italienischen Milliardärsfamilie Agnelli. Die Faurecia-Aktie schoss nach dem Zuschlag um neun Prozent auf 42,08 Euro, obwohl Koller die Übernahme mit einer Kapitalerhöhung um 800 Millionen Euro refinanzieren will.

Der seit fünf Jahren amtierende Faurecia-Chef hat neben der französischen auch die deutsche Staatsbürgerschaft. Von 1991 bis 1994 hat er selbst für Hella gearbeitet. Er machte den übrigen Hella-Aktionären wenig Hoffnung auf einen Gewinnabführungs- und Beherrschungsvertrag: Den Zugriff auf die Finanzen von Hella habe man aufgrund deren Rechtsform als Kommanditgesellschaft auf Aktien (KGaA) auch ohne eimnen solchen Vertrag, für den Faurecia eine Mehrheit von 75 Prozent auf einer Hauptversammlung bräuchte.

Der traditionsreiche Markenname Hella, den seit 1986 auch das Unternehmen trägt, sei wertvoll und solle weiter genutzt werden, sagte Koller. Mehr noch: "Wir müssen uns überlegen, ob nicht ein neuer Name für die Gruppe Wert bringen könnte." Faurecia war 1999 aus der Fusion der Zulieferer Bertrand Faure und Ecia entstanden.