München (Reuters) - Die Aktionärsvereinigung SdK will Online-Hauptversammlungen bei börsennotierten Unternehmen in Deutschland nicht zum Normalfall werden lassen.

"Es gilt zu verhindern, dass die virtuelle Hauptversammlung, wie wir sie aus der Pandemie kennen, sich verfestigt in einer Post-Corona-Ära", sagte Vorstandsmitglied Markus Kienle am Freitag auf der Jahrespressekonferenz der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK). Die Übertragung der Aktionärstreffen im Internet könne allenfalls eine Ergänzung zu einer Präsenz-Hauptversammlung sein. Bei wichtigen Beschlüssen sei ein persönlicher Kontakt unter den Aktionären und ein echter Dialog mit Vorstand und Aufsichtsrat notwendig.

Die Erfahrungen aus dem laufenden Jahr hatten zahlreiche Unternehmen und Verbände zum Anlass für Überlegungen genommen, die Anteilseignertreffen auch künftig virtuell abzuhalten. Aktionärsvereine wie SdK und DSW nutzen Hauptversammlungen zu Auftritten ihrer Vertreter und zum Anwerben neuer Mitglieder unter den Anteilseignern.

Das SdK-Vorstandsmitglied kritisierte, die im Frühjahr eilig eingeführten Bestimmungen für Hauptversammlungen während der Corona-Pandemie hätten die Aktionärsrechte "über die Maßen eingeschränkt". Das schade der Aktionärsdemokratie. Vor allem die fehlende Möglichkeit zu Fragen während der Hauptversammlung und zum Stellen von Gegenanträgen war der SdK ein Dorn im Auge. Technische Gründe gebe es dafür nicht, sagte Kienle. Das hätten Beispiele von kleineren Unternehmen in diesem Jahr gezeigt.

Kienle begrüßte den Vorstoß von CDU und CSU im Bundestag, das Frage- und Antragsrecht für die Hauptversammlungs-Saison 2021 wieder einzuführen. Grundsätzlich dürfen die Aktionärstreffen auch nächstes Jahr rein virtuell stattfinden, weil Großveranstaltungen wegen der Ansteckungsgefahr vorerst schwer vorstellbar sind.