Am Mittwoch tauchten neue Details zu einem sich verschärfenden Streit im Vorstand eines führenden Online-Brokers in Deutschland auf. In einem Dokument wird behauptet, dass eine bedeutende Anzahl von Investoren im November einen Wechsel des Vorstandsvorsitzenden gefordert hatte, dieser aber vom Vorsitzenden abgewürgt wurde.

Investoren, die 35% der Aktien des Online-Brokers FlatexDegiro repräsentieren, hatten den Aufsichtsrat des Unternehmens im November schriftlich aufgefordert, den Vorstandsvorsitzenden Frank Niehage auszutauschen.

Doch die Bitte wurde vom Aufsichtsratsvorsitzenden zunächst ignoriert und erst nach wiederholten Bitten aufgegriffen, heißt es in dem von Reuters eingesehenen Dokument.

Niehage ist letzten Monat plötzlich zurückgetreten, aber jetzt steht der Vorsitzende Martin Korbmacher im Mittelpunkt.

Die Nacherzählung der Ereignisse wurde in einem Dokument für die Jahreshauptversammlung des Brokers im nächsten Monat beschrieben. Die Version der Ereignisse wird als Rechtfertigung für die Absetzung Korbmachers auf dieser Versammlung präsentiert.

FlatexDegiro lehnte eine sofortige Stellungnahme ab.

Korbmacher reagierte nicht sofort auf eine Bitte um einen Kommentar. Er hat es bereits früher abgelehnt, sich zu äußern oder auf Anfragen nicht geantwortet.

Der Top-Investor des Brokers und Unternehmensgründer Bernd Foertsch hat sich für die Absetzung des Vorstandsvorsitzenden eingesetzt und Anfang der Woche gegenüber Reuters erklärt, er wolle einen "Neuanfang" für das Unternehmen.

Ein Sprecher von Foertsch bestätigte die Richtigkeit des Dokuments, bat Reuters jedoch, darauf hinzuweisen, dass der Sprecher nicht die Quelle sei.

Der Streit ist Teil eines anhaltenden, eskalierenden und ungewöhnlich öffentlichen Streits in den Vorstandsetagen in Deutschland, wo Machtkämpfe normalerweise hinter verschlossenen Türen ausgetragen werden.