Von Rebecca Elliott

NEW YORK (Dow Jones)--Der Einfluss von Tesla auf wichtige Märkte zeigt erste Ermüdungserscheinungen. Das liegt daran, dass etablierte Autohersteller konkurrierende Modelle ins Rennen schicken, um zu Elon Musks Vision einer Elektroauto-Zukunft aufzuschließen.

In den USA hat Ford mit seinem elektrischen SUV - dem Mustang Mach-E - begonnen, Tesla Marktanteile abzunehmen, wie neue Marktdaten zeigen. Zugleich macht in Europa - auf dem weltweit größten Markt für Elektroautos - Volkswagen mit der E-Mobilität Ernst. Im vergangenen Jahr mauserten sich die Wolfsburger dort zum meistverkauften Hersteller von Elektroautos. In anderen Märkten, wie zum Beispiel Asien, hat sich Teslas Marktanteil unterdessen gehalten und ist sogar noch gewachsen.


   Ford punktet mit elektrischem Auto Mach-E 

Der Mustang Mach-E, der mit begeisterten Kritiken auf den Markt kam, machte laut dem Marktforschungsunternehmen Motor Intelligence im vergangenen Monat 12 Prozent der in den USA ausgelieferten vollelektrischen Fahrzeuge aus. Nicht zuletzt deswegen schwand der Marktanteil von Tesla im Februar auf rund 69 Prozent, verglichen mit etwa 79 Prozent im gesamten vergangenen Jahr.

Kunden in Westeuropa meldeten im Jahr 2020 rund 98.000 Teslas neu an, ein Rückgang von etwa 11 Prozent gegenüber 2019, während sich die Gesamtzulassungen von vollelektrischen Fahrzeugen laut Schmidt Automotive Research mehr als verdoppelten. Der Marktanteil von Tesla gab von rund 31 Prozent im Vorjahr auf 13 Prozent im Jahr 2020 nach. Tesla, das die Auslieferungen nicht nach Regionen aufschlüsselt, reagierte nicht auf Bitten um eine Stellungnahme.


   Tesla verfügt über eigenes Netz von Ladestationen 

Tesla dürfte einem immer härteren Wettbewerb ausgesetzt sein. Volkswagen und General Motors investieren Milliarden in die Aufrüstung ihrer Elektroauto-Angebote. Die Marktanteilsverluste von Tesla in den USA und Europa könnten darauf hindeuten, dass sich diese Wettbewerbsdynamik langsam bemerkbar macht.

Dennoch konkurrieren die Autohersteller in einem wachsenden globalen Markt, der zum Teil durch die Bemühungen der Regierung zur Abschaffung von Benzinfressern beflügelt wird. Tesla hat auch immer noch einige strategische Vorteile gegenüber seinen Konkurrenten, einschließlich eines Netzwerks von speziellen Ladestationen für Fahrzeuge.


   Konkurrenz durch Plug-in-Modelle 

Die zunehmende Popularität von Plug-in-Modellen der Konkurrenz in einigen Märkten erhöht derweil zusätzlich den Druck auf Tesla, die Produktion zu erhöhen und die Produktionsfläche zu erweitern. "Plötzlich gibt es Spieler auf der anderen Seite des Spielfelds", sagte Matthias Schmidt, ein unabhängiger Autoanalyst mit Sitz in Deutschland. "Der Schlüssel für Tesla ist es, das Angebot zu erhöhen."

Die wachsende Konkurrenz kommt für Tesla zu einer schwierigen Zeit. Das Unternehmen hat nach einem starken Wachstum im Jahr 2020 trotz der Pandemie sein einziges US-Autowerk im kalifornischen Fremont im vergangenen Monat wegen Teileengpässen kurzzeitig stillgelegt. Laut Tesla könnte die Produktion in diesem Quartal auch durch eine geringere Produktion der Model-S-Limousine und des Model-X-SUV beeinträchtigt werden. Der Konzern will aktualisierte Versionen von beiden auf den Markt bringen und das, obwohl es gerade die Produktion seines kompakt-SUVs Model Y in China erhöht.


   Satte Erfolge in Asien 

Die Tesla-Aktie, die im vergangenen Jahr um mehr als 700 Prozent in die Höhe geschossen war, hatte sich bis zur Wochenmitte seit ihrem Höchststand im Januar um etwa 25 Prozent verbilligt. Zuletzt schlossen die Aktien aber wieder um 4,7 Prozent fester. Obwohl die Konkurrenten in einigen Märkten auf dem Vormarsch sind, wächst Tesla weiter. Das Unternehmen lieferte im vergangenen Jahr weltweit fast eine halbe Million Fahrzeuge aus - ein Plus von einem Drittel im Vergleich zu 2019 - und strebt für 2021 ein noch schnelleres Wachstum an.

Laut EV-volumes, das den weltweiten Absatz von Elektrofahrzeugen verfolgt, konnte Tesla 2020 die Auslieferungen im asiatisch-pazifischen Raum im Vergleich zum Vorjahr fast verdreifachen. Das schaffte Tesla, indem der Konzern die Produktion in seinem Werk in Schanghai hochfuhr. Diese Nachfrage in China trug dazu bei, dass Teslas Anteil an den weltweiten Verkäufen von Elektrofahrzeugen im vergangenen Jahr relativ konstant bei rund 22 Prozent lag.


   Fabrik bei Berlin als Dreh- und Angelpunkt der europäischen Strategie 

Teslas langfristiges Wachstum wird zum Teil von zwei neuen Fahrzeugfabriken angetrieben, die das Unternehmen in diesem Jahr eröffnen will: eine in der Nähe des texanischen Austin und eine weitere außerhalb von Berlin, die erste in Europa. Außerdem hat das Unternehmen seine Produktionskapazitäten in Fremont und in seinem relativ neuen Werk in Schanghai erweitert. Einige Analysten sehen das Werk in Deutschland als Schlüssel zur Verbesserung des Erfolgs des Unternehmens in Europa.

Musk erwartet nach eigener Aussage, dass die neuen Fabriken des Unternehmens die Auslieferungseffizienz verbessern. "Es gibt einfach weniger Autos auf Schiffen, viel weniger Kapital, das mit den Autos gebunden ist, die auf Schiffen sind oder zu Kunden transportiert werden", zeigte er sich im Januar optimistisch. Die Produktion vor Ort könnte es Tesla ermöglichen, die Preise für die Limousine Model 3 in Europa um bis zu 20 Prozent einzudampfen, vor allem dank der geringeren Transport-, Versicherungs- und Zollkosten, wie Analysten von New Street Research in einer aktuellen Studie schätzen.

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March 12, 2021 03:44 ET (08:44 GMT)